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P.o.v. Will
"Nico di Angelo also", grinste ich ihn breit an, glücklich über die neuesten Erkenntnisse.
"Steht zumindest in meinem Ausweis", erwiderte er trocken.
"Ich mag es", gab ich von mir, nachdem ich mir seinen Namen auf der Zunge zergehen lassen hatte und zuckte dann mit den Schultern.
Wir verließen das Gebäude und ich verabschiedete mich mit unserer üblichen Umarmung von Drew und Piper.
"Ach, und Nico?", wandte sich Drew mit einem mehrdeutigen Ausdruck in den Augen an den Schwarzhaarigen, "Er muss morgen noch laufen können."
Das... hatte sie doch jetzt nicht wirklich getan?
Nico runzelte kurz die Stirn, bis ihm wahrscheinlich der Sinn hinter ihren Worten bewusst wurde.
"So weit wird es nicht kommen", meinte er kalt.
"Na dann, bis morgen", lachte das Mädchen und ging mit Piper zur Haltestelle.
"Tut mir leid", entschuldigte Ich mich für ihr Verhalten.
"Schon okay."
Kopfschüttelnd setzte er sich auch in Bewegung. Zügig schloss ich zu ihm auf.
"Es beschäftigt dich doch, oder?", fragte ich, als er nicht mehr mit mir sprach.
"Die Frage, die sich mir stellt... Sehe ich wirklich so untervögelt aus?"
Über seine Wortwahl musste ich lachen.
"Eigentlich nicht. Eher so als könntest du jeden Tag 'ne Neue haben."
"Mal ganz davon abgesehen, dass kein Mädchen für mich in Frage kommen würde, ist mein letztes Mal doch schon eine ganze Weile her", erzählte er.
"Okay, zu viel Information... Aber jetzt bin ich doch neugierig. Was heißt eine ganze Weile?", wollte ich wissen.
Er drugste herum.
"Nico", ich verlieh meiner Stimme einen warnenden Unterton.
"Zwei bis drei Jahre", murmelte er widerwillig, "Will, das ist wirklich keine Thema, das ich mit dir besprechen möchte."
"Jahre?", fragte ich ungläubig, "Hattest du solange auch keine Beziehung?"
Abrupt blieb der Größere stehen und sah mich durchdringend an. Ein Blick in seine so schönen beinahe schwarzen Augen, die in diesem Augenblick so eisig und unergründlich waren, jagte mir Schauer über den Rücken.
"Ich hatte noch nie eine Beziehung, William. Können wir jetzt das Thema wechseln? Ich rede nicht sonderlich gern über mich und das Thema Liebe."
Ich schluckte kurz, aber trocken und fiel ihm dann einfach um den Hals.
"Tut mir leid, dass ich weiter gefragt habe, als du mich gebeten hast es sein zu lassen", sagte ich nach kurzer Zeit und hoffte inständig, dass er meine Ehrlichkeit hört.
"Ist in Ordnung, piccolo", flüsterte er und erwiderte meine Umarmung ungeschickt.
Ich fand langsam Gefallen an seinen Berührungen und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. Er strich mir durch die Haare, bevor er sich von mir löste.
"Was ist eigentlich aus deiner Zeichnung geworden?", griff ich irgendein Thema auf.
"Welche Zeichnung?"
"Die mit der du bei unserem ersten Telefonat begonnen hast", erklärte ich.
"Ist fertig."
"Und was ist es geworden?", hakte ich nach.
"Es ist ein Mädchen."
"Nico, ist irgendwas mit diesem Mädchen?", er war wieder so verschlossen.
"Ich glaube, es ist meine Schwester", meinte er zögerlich.
"Du glaubst?", ich sah ihn fragend an.
Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern.
"Das letzte Mal als ich sie gesehen habe, da war sie vielleicht zehn. Aber auf dem Bild ist sie um die zwanzig Jahre alt."
"Wie alt warst du da?"
"Acht."
Ich rechnete kurz nach.
"Du hast sie elf Jahre lang nicht gesehen?"
Ein Nicken war seine einzige Antwort.
"Aber wieso? Ich meine, ihr seid doch Geschwister."
"Mag sein", er trat gegen einen Stein, der ein paar Meter weit flog.
"Wieso hast du sie nicht mehr gesehen, Nico?"
"Ihre Eltern wollten es nicht."
"Ihre Eltern?", wir hatten den Stein eingeholt.
Wieder ein Nicken. Er trat erneut gegen den Brocken.
"Nico, ihre Eltern sind auch deine. Also erklär mir warum sie keinen Kontakt wollten", verlangte ich von ihm zu erfahren.
Er seufzte ergeben, bevor er sprach.
"Unsere Eltern waren nicht mehr in der Lage für uns zu sorge, also gaben sie uns ins Heim. Meine Schwester wurde adoptiert, ich nicht. Anfangs haben wir telefoniert. Nachdem eine Woche lang kein Anruf mehr kam, gab mir die Heimleitung einen Brief. In ihm stand, dass meine Schwester keinen Kontakt mehr zu mir haben dürfe. Was hätte ich denn machen sollen? Ich war acht."
Ich nahm seine Hand, da ich mich nicht traute ihn schon wieder zu umarmen. Er drückte leicht meine Hand, weshalb ich zu ihm auf sah. Aufmunternd lächelt er mich an, so als wüsste er, dass es mich mit nahm.
"Wieso haben sie nur deine Schwester adoptiert?", wollte ich dann leise wissen.
Ich sah erneut zu ihm, da er nicht antwortete. Sein Blick war gedankenverloren in die Ferne gerichtet.
"Ich weiß es nicht, William", murmelte er, nachdem er meinen Blick kurz erwiderte.
Schweigend liefen wir nebeneinander her. Ich ließ seine Hand nicht los, da ich das Gefühl hatte, ihm so näher zu sein und so seine... oder meine Traurigkeit zu lindern.
"Piccolo, nimm dir das nicht so zu Herzen. Ich komme klar. In den Ramirez habe ich meine Familie gefunden, also fehlte es mir auch an nichts", nach seinen Worten drückte er mir einen Kuss auf die Stirn.
Ein ziemlich dümmliches Grinsen zeichnete sich auf meinen Lippen ab.
Wenn er damit klar kam, war es wohl auch für mich in Ordnung.
"Eine Frage hätte ich da noch", begann ich nach ein paar Metern erneut.
"Hat es etwas mit meiner Familie oder meiner Person an sich zu tun?", er klang genervt.
Ich konnte es ihm nicht verübeln.
"Nein, nicht direkt."
"Dann schieß los."
"Warum bei allen guten Geistern hast du meine Hose mitgehen lassen?"
Der Schwarzhaarige lachte auf.
Hm? Ja, ich hatte mich in dieses Lachen verliebt... Was rede ich. Ich hatte mich in diesen Typen verliebt.
"Ich muss deine Hose noch ändern", meinte er locker.
"Aber wieso? Mit dem Gürtel war doch dann alles okay."
"Schon, nur dürfen wir keine Kleidungsstücke einreichen, die nicht neu designt sind. Und wenn jemand bemerken würde, dass dieser Gürtel schon drei Jahre alt ist, wären wir am Arsch."
"Oh", gab ich von mir, "Und du kannst sowas?"
"Hm", stimmte er zu, "Nachdem ich mir dreimal die Finger zerstochen hatte, hat sich Bell meiner erbarmt und mir beigebracht wie man näht."
Prüfend schaute ich auf unsere Hände. Seine Finger zeichnete keine Spuren eines solchen Erlebnisses, woraus ich schloss, dass es schon länger her war. Allerdings fiel mir etwas anderes auf.
"Du bist tätowiert?", meinte ich, als mir die Umrisse von etwas auffielen, das ich noch nicht näher deuten konnte.
"Ja, ist das ein Problem?"
Ich schüttelte den Kopf und hob seine Hand an. Um das Bild besser betrachten zu können, schob ich seinen Ärmel hoch. Auf seinem Unterarm erstreckte sich eine Uhr, die in einem Totenkopf endete. Aus welchem wiederum drei Zeiger hervor traten.

Ich strich über das in römischen Zahlen geschriebene Datum

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Ich strich über das in römischen Zahlen geschriebene Datum.
"Hat es etwas zu bedeuten?", hakte ich nach.
"Er ist eine abgeändert Version von unserem Familienwappen."
"Deine Familie ist adelig?"
"Nein, schon seit einigen hundert Jahren nicht mehr. Meine Vorfahren haben es aber bei behalten. Ich trage es als Erinnerung an meine Mutter", erzählte mir der Ältere.
Und so wurde aus einem doch etwas bizarren Motiv, eine schöne Geschichte.

Wir standen schon eine geschlagene halbe Stunde vor dem Haus meiner Familie und sprachen über belanglose Dinge.
Mein Handy gab einen kurzen Ton von sich, um mir mit zu teilen, dass eine neue Nachricht eingegangen war.
"Na los, sieh nach", lächelte der Größere.

Mum
Kommt doch endlich rein

"Sie ist von meiner Mum. Sie will, dass wir rein kommen", teilte ich dem Größeren mit.
"Dann ist das wohl mein Zeichen für den Aufbruch", meinte er.
"Oder du kommst noch mit rein", sagte ich unschuldig, wobei ich ihn nicht ansah.
Er lachte und setzte einen Kuss auf meine Schläfe.
"Ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt nach Hause gehe, William. Ich muss die Hose noch ändern."
Ich sah ihn mit meinem besten Hundeblick an, den ich auftreiben konnte.
"Bitte."
"Du wirst das solange durchziehen, bis ich ja sage, oder?", vermutete er.
Ich nickte nur siegessicher.
Der Schwarzhaarige schloss die Augen und atmete aus.
"Na gut."
Glücklich umarmte ich ihn stürmisch.
"Piccolo, du musst unbedingt aufhören, mich immer so zu überfallen", er versuchte tadelnd zu klingen.
Ich hörte allerdings, dass es ihn amüsierte.
"Ich werde jetzt nicht sagen, dass es mir leid tut, denn das tut es nicht", gab ich zurück und zog ihn ins Haus.

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23. Juli 2017

Äh.... Hi 🙂
... aus einer Woche wurden zwei, aber naja

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