11 On

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P.o.v. Nico
Will brachte Kayla ins Bett und ich ging hinunter zu seiner Mutter in die Küche. Sie räumte gerade die Spülmaschine aus.
"Ah, Will. Hilfst du mir bitte", sprach sie mich an.
Trotz dass ich nicht Will war, griff ich nach dem Tuch, das sie mir reichte und begann die Gläser ab zu trocknen.
"Nico? Ich dachte...", sagte sie, als sie bemerkte, wer ich war.
"Ich weiß. William bringt Kayla ins Bett", erwiderte ich.
"Du musst nicht helfen, du bist hier Gast, Nico."
"Das ist doch das Mindeste, das ich tun kann. Ich meine, sie kochen nicht zum ersten Mal für mich mit", entgegnete ich.
"Du machst meinen Sohn glücklich, das reicht mir schon."
"Das", ich hielt einen Teller hoch, den ich gerade trocken wischte, "werder ich trotzdem noch hin bekommen."
Schweigend räumte sie weiter aus und ich trocknete weiterhin ab.
"Wie geht es deiner Familie, Nico?", wollte sie dann wissen.
"Ich weiß nicht, Ma'am", meinte ich zögernd.
"So wie du das sagst, sollte ich nicht nach fragen."
Richtig erkannt.
"Aber ich gehe das Risiko ein und Frage doch. Wieso nicht?"
Damit brachte sie mich zum Schmunzeln.
"Mein Vater ist gegangen als ich noch klein war. Meine Mutter ist tot. Und Bianca... Ich weiß nicht mal wo sie ist", fasste ich grob zusammen, am Ende seufzte ich noch, "Jetzt können sie mir sagen, was ich auf diese Frage antworten soll."
Sie nickte bedächtig.
"Aber du kommst klar?", hakte sie nach.
"Ich hatte meine Höhen und Tiefen", gab ich zu.
"Und doch bist du ein anständiger, talentierter und durchaus attraktiver junger Mann geworden."
"Hätten wir uns einige Jahre eher getroffen, würden Sie das nicht sagen", murmelte ich.
"Möchte ich es wissen?", sie grinste mich an.
"Da gibt es nicht viel zu wissen", meinte ich leise, "Ich hatte eine ziemliche Down-Phase. Drogen, Partys, Alkohol,... Sex", ich zuckte mit den Schultern, "Sagen wir einfach, ich war niemand, dem man begegnen wollte."
"Und du fandest das nicht wichtig genug, um es in deine Geschichte auf zu nehmen?", fragte Will, der nun mit verschränkten Armen im Türrahmen der Küche stand.
"Nein, ich dachte es wäre nicht unbedingt das Richtige in einer Geschichte für eine Sechsjährige."
"Wie ich schon sagte, ein anständiger Junge", warf Miss Solace ein.
"Wann war das, Nico?"
Der Blonde betrachtete mich kritisch.
"Ist das denn wichtig?", hinter fragte ich ihn.
"Ja."
"Warum?"
"Weil ich wissen will, ob ich mich jetzt in einen Drogenabhängigen verliebt habe oder nicht", er wurde etwas lauter bei seinen Worten.
"Du hast dich in mich verliebt?", fragte ich sanft lächelnd.
"Das tut jetzt nichts zur Sache. Beantworte einfach die Frage", ertappt sah er zur Seite.
Ich dachte darüber nach.
"Kurz vor bis kurz nach meinem siebzehnten Geburtstag, wenn ich mich recht entsinne", antwortete ich dann.
Der Kleinere gab einen erleichterten Laut von sich, ehe er auf mich zu kam und schlussendlich sein Gesicht an meinem Hals vergrub. Verwirrt legte ich meine Arme um ihn.
"Ich dachte erst vor kurzem", nuschelte er.
"Denkst du nicht, du hättest es mitbekommen, wenn ich in deiner Gegenwart stoned gewesen wäre?"
"Wahrscheinlich schon", wisperte er.
Ich bekam mit, wie seine Mutter grinsend und Kopf schüttelnd den Raum verließ. Zumindest fast. In der Tür drehte sie sich nochmal zu uns.
"Ihr seid ein wirklich süßes Paar."
"Mum, wir sind nicht...", schoss Will sofort vor.
Seine Mutter zuckte mit den Schultern und verschwand aus dem Raum.
"Sie ist schon die Dritte, die so etwas sagt", murmelte er zurück an meinem Hals.
"Ich kann sie verstehen", gab ich zu.
"Wie meinst du..?"
"Na ja, sieh uns doch an. Wir sind definitiv mehr als Freunde. Ich meine, wir küssen uns und ich kuschel mit dir. Hast du mich schon mal mit Reyna kuscheln sehen?", führte ich an.
"Nein", pflichtete er mir bei, "Also, was sind wir dann?"
Hoffnungsvoll sah er zu mir auf.
"Als was hättest du mich denn gern?", erkundigte ich mich spitzbübisch.
"Du bist doof", beschwerte sich der Kleinere.
Ungeduldig begann er an meinem T-Shirt herum zu zupfen.
"Ach Mann, Nico", ningelte er.
Ich lachte auf.
"Was, William, was?"
"Du kennst die Antwort genauso gut wie ich", erwiderte er.
Ich fasste sein Gesicht locker zwischen meinen Händen, prägte mir jede Sommersprosse zum wiederholten Male genauestens ein, bevor ich sprach.
"Piccolo, ich werde dich nicht fragen, ob du mit mir zusammen sein willst. Nicht, weil ich es nicht möchte, sondern weil ich nichts von alledem verstehe. Ich weiß nicht, ob dieser Moment geeignet ist, ob ich das zwischen uns richtig deute, oder was mir mein Körper in deinem Beisein manchmal sagen möchte", ich atmete noch mal durch, bevor ich zum Punkt kam, "Aber wenn du sagst, ich würde dich trotzdem damit glücklich machen dein Freund zu sein, dann würde ich es tun."
"Nico, hier geht es aber nicht nur um mich, du...", wollte er widersprechen, doch ich ließ ihn nicht und unterbrach ihn.
"Doch! Es geht gerade nur um dich. Ich möchte dich glücklich sehen und wenn ich das so kann, sollst du es haben. Und um dir den Widerspruch aus den Augen zu nehmen, ich bin glücklich, wenn du es bist, noch mehr wenn du es wegen mir bist."
Wir lieferten uns ein Blickduell. Ich wollte nicht gewinnen, aber seine Augen los lassen konnte ich auch nicht.
"Also?", forderte ich eine Antwort.
"Du würdest mich damit glücklich machen", er wandte sich bei seinen Worten von meinen Blick ab.
"Na dann."
Ich hob seinen Kopf ein Stück an, um ihn besser küssen zu können. Ohne zu überlegen, drehte ich uns um. Nun lehnte der Blonde an der Arbeitsplatte, hatte seine Hände in meinen Nacken gelegt und erwiderte den Druck meiner Lippen. Er hüpfte, setzte sich somit auf die Platte, schlang die Beine um mich, zog mich so näher zu sich. Ich löste meine Hände von seinen Wangen und stützte mich neben ihm ab. Wieder einmal blieb für mich die Zeit stehen. Alles was zählte, war der kleine Sonnenschein bei mir und sein Wohlbefinden. Er sollte alles von mir bekommen, das er wollte. Einzig sein Lächeln war alle Strapazen wert. Dieses strahlende, nur so vor Lebensfreude strotzende Lächeln schenkte er mir, sobald sich unsere Lippen von einander entfernten.
"Heißt das, ich bin jetzt ganz offiziell dein erster fester Freund?", strahlte er mich an.
"Wenn du es so bezeichnen möchtest."
"Hmm, das möchte ich wohl", er richtete sich im Sitzen auf und zog mich am Kragen meines Oberteils zu sich, "Und ich bin stolz darauf."
Der Jüngere senkte seine Lippen erneut auf meine.
"Ja ja, natürlich, ihr seid nicht zusammen", ertönte die ironische Stimme von Will's Mutter.
Der Kleinere schreckte von mir weg, sah kurz geschockt an mir vorbei, entspannte aber schnell wieder.
"Jetzt sind wir es ja auch", meinte er mit einem schüchternen Seitenblick zu mir.
Als ich mich zu ihr um sah, ging sie schon grinsend weiter.

Später am Abend standen wir bereits an der Haustür, ich hatte meine Jacke schon an und William war im Pyjama.
"Bringst du mich noch ins Bett?", diese Bitte war so leise, dass ich glaubte mich verhört zu haben.
Ich betrachtete ihn eingehend. Sein Lächeln war minimal verrutscht, auch seine Körperhaltung war leicht zusammen gesackt. Seine Selbstsicherheit schien gestellt. Vielleicht hätte es außer mir auch keiner bemerkt, aber ich kannte jeden seiner Züge in- und auswendig. Mit Leichtigkeit hob ich den Blonden hoch, einen Arm unter den Kniekehlen, den anderen an seinem Rücken.
"So war das nicht unbedingt gemeint", bemerkte der Junge auf meinen Armen überrascht.
Die Treppe hinauf, in das Zimmer von Will, bis zu seinem Bett trug ich ihn und legte ihn dort ab.
"Bis morgen, William. Schlaf gut", ich setzte noch einen Kuss auf seine Stirn, ehe ich mich zum Gehen wandte.
"Gute Nacht, Nico", wünschte er mir noch.
So leise wie möglich tappste ich die Treppe hinunter und wollte mir die Schuhe anziehen, doch Miss Solace verlangte nochmal nach mir.
"Ja, Ma'am?", machte ich auf mich aufmerksam.
"Warum?", fragte sie.
"Warum was?"
"Warum hast du ihn erst jetzt gefragt?", vervollständigte sie ihre Frage.
"Ma'am...", ich wurde schon unterbrochen.
"Und nenn mich doch bitte Johanna oder Jo, wenn du es kurz magst, aber hör auf mich zu siezen."
"Okay, also Jo, ich ähm habe einfach keine Ahnung von Beziehungen oder gar Liebe. Deshalb habe ich ihn auch nicht danach gefragt", erklärte ich und setzte mich auf eine der Armlehnen der Couch.
"Und wie habt ihr es dann jetzt geschafft? Will würde nicht fragen, das weiß ich."
"Ich habe ihn gefragt, ob es ihn glücklich machen würde mit mir eine Beziehung zu führen", erwiderte ich.
"Seine Antwort ist mir bekannt", lächelte sie mir entgegen, "Ich habe gesehen, wie du ihn hoch getragen hast. Ihr wollt nicht ohne den anderen sein, oder?"
"Weißt du, ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so etwas für jemanden empfunden zu haben. Ist es dann nicht normal bei dieser Person sein zu wollen?", stellte ich vorsichtig an.
"Und was hälst du davon, wenn er morgen nochmal bei dir schläft? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dazu nein sagen würde", schlug sie vor.
"Es würde sich sogar anbieten. Will muss ja schon gegen acht Vorort sein und ihr würdet erst gegen 13 Uhr ins Gebäude kommen", überlegte ich.
"Dann machen wir das so", beschloss sie, "Bis Samstag. Gute Nacht, Nico."
Etwas überrumpelt erwiderte ich ihre Verabschiedung und machte mich noch verwirrt auf den Weg nach Hause.
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13. März 2018

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