9 To

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P.o.v. Will
Es sind nun nur noch drei Tage bis zur Show. Die letzten Wochen übten wir jedes Wochenende und zweimal die Woche. Wir, oder besser gesagt Piper und ich, haben uns in der Zeit stark verbessert. Mit Nico sprach ich jeden Tag. Na ja, bis es vor drei Tagen kein Lebenszeichen mehr von ihm gab.
Gerade war ich bei Reyna. Sie hat mir drei Adressen gegeben, die ich abarbeiten konnte, bei denen sie Nico wohl schon einige male gefunden hatte. Die erste war ein Fitnessstudio in der Innenstadt, in welches er wohl des Öfteren mit Jason ging. Die zweite, ein zerfallenes Gebäude am Stadtrand, von dem Reyna behauptete, er würde sich zum Zeichnen hier verkriechen. In beiden Fällen keine Spur von dem Schwarzhaarigen.
Jetzt stand ich in einem wohlhabenden Viertel, vor einem Mehrfamilienhaus mit vielleicht fünf Wohnungen. An den Klingelschildern suchte ich nach Nico's Namen. Keine vier Sekunden später hatte ich ihn gefunden, da zwei von vier Schildern, und damit Wohnungen, nicht belegt waren. Ich drückte den Knopf neben seinem Namen. Als nach einer Minute nichts passierte, drückte ich ihn erneut. Wieder geschah eine ganze Zeit nichts und ich wollte mich schon zum Gehen wenden, doch da...
"Hallo?", drang die raue Stimme Nico's durch den Lautsprecher.
"Hey, äh hier ist Will. Kann ich...", das Summen der Tür unterbrach mich.
Ich schob die Tür auf und stieg bis ganz nach oben, wo der Ältere schon in der linken Tür stand. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Welches sofort wieder von meinem Gesicht rutschte, als ich sah, wie fertig er aussah.
"Oh Gott, Nico, du siehst echt scheiße aus", platzte es aus mir heraus.
Stumpf lachte er auf.
"Danke, William. Du siehst auch toll aus, wie immer. Komm doch rein."
Ich folgte ihm in die Wohnung und umarmte ihn ersteinmal.
"Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs, William?", wollte er wissen, als er seine Arme um mich gelegt hatte.
"Wir versuchen schon seit drei Tage mit dir Kontakt aufzunehmen. Du hast auf nichts reagiert, also hat mir Reyna deine Adresse gegeben. Sie hat wohl noch einiges für den Contest zu erledigen, sonst wäre sie selbst gekommen", erzählte ich.
Er löste sich von mir und ging mit gerunzelter Stirn in den nächsten Raum. Unter einem Berg aus Stoff und Papier kramte er sein Handy hervor. Keine Minute des herum Probierens später, stellte der Größere fest, dass es 'tot' war und steckte es ans Ladekabel.
"Tut mir leid", meinte er dann.
"Was... Was war denn überhaupt los?", fragte ich.
"Ich arbeite an einer Überraschung", er fuhr sich müde über die Augen.
"Für wen?"
"Reyna."
"Und wann hast du das letzte Mal geschlafen?"
"Vor ner Weile", murmelte er und ließ sich auf den Bürostuhl fallen.
(P.o.v. Nico)
Mir war bewusst, dass er sich Sorgen machte und dass es nicht gut war, solange keinen Schlaf zu bekommen, dass ich schon im Stehen einschlafen könnte. Aber ich hatte nur noch drei Tage um fertig zu werden. Dann kamen noch die Änderungen dazu und schon stand die Show vor der Tür.
Schlussfolgerungen: Nachtschicht einlegen... oder auch zwei.
"Was heißt in deiner Zeitrechnung eine Weile?", hakte der Kleinere nach.
"Vor zwei Stunden oder so."
"Das war wie lange?"
"Zehn Minuten, halbe Stunde", gab ich zu.
"Wann hast du das letzte Mal eine ganze Nacht durch geschlafen?"
Gute Frage, nächste Frage.
"Ich weiß nicht, William. Vor zwei Tagen vielleicht."
Ich hatte die Ellenbogen auf die Knie gestützt und mein Gesicht in meinen Händen vergraben. Der Blonde stand nun direkt vor mir. Seine Finger verfingen sich in meinen Haaren.
"Du musst schlafen, Nico."
"Ich muss fertig werden", erwiderte ich.
"Das kannst du morgen noch machen."
Ich dachte kurz darüber nach.
Es war nicht mehr viel, also nickte ich einmal. Langsam quälte ich mich wieder von dem Stuhl hoch und fischte seinen Hände aus meinen Haaren. Ich hob seine Hände an meine Lippen.
"Ich geh noch schnell duschen", meinte ich, "Bist du noch da, wenn ich fertig bin?"
"Ich, ähm, es ist schon spät, Nico. Also..."
"Du kannst auch hier schlafen. Natürlich nur wenn du möchtest."
Ein super süßes Lächeln bildete sich auf dem Gesicht meines Gegenüber.
Ein Lächeln, das niemanden kalt ließ.
Ein Lächeln, das mir einen Haufen neuer Idee für Designs brachte.
"Ich rufe mal meine Mom an."
Eine Kurzschlussreaktion meines übermüdeten Hirns ließ mich ihn auf den Mund küssen. Ich realisierte das ganze erst, als ich den überraschten Ausdruck in seinem Blick sah.
"Entschuldige, ich äh...", versuchte ich es irgendwie noch zu retten, fuhr mir aber verlegen an den Hinterkopf.
"I-ist schon okay, nur...", er schüttelte am Ende den Kopf.
"Nur was, William?", fragte ich sanft.
"Ich hatte mir unseren ersten Kuss nur anders vorgestellt", nuschelte der Blonde vor mir.
Ich schloss ihn in meine Arme. Der Kleinere kuschelte sich an mich.
"Wir können ja behaupten, dass unser nächster Kuss der erste war. Ich weiß nur nicht, ob der besser wird", bot ich an.
"Ich werde dann mal meine Mutter anrufen", sagte er auf die Tür deutend.
Ich ging derweile in meinen Kleiderschrank, suchte mir eine Boxershort und eine Jogginghose und schloss mich im Bad ein. Nackt (AN: wie auch sonst) stieg ich unter die Dusche, drehte das Wasser auf und stellte die Wärme ein.

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