Vertrauen muss verdient werden

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Nach dieser Erkenntnis waren wir alle geschockt. Wir wurden also ausgetrickst. Wir mussten unsere Finger abhacken! Ich setzte mich hin und schaute durch die Runde. Wir waren 11 Personen. 3 waren gestorben. Das bedeutet, dass wir 3 Personen einen Finger abtrennen müssen. Um die Situation etwas aufzulockern versuchte ich einen kleinen Witz: "Freiwillige vor, wer möchte einen Finger verlieren?"

Ich gebe zu, dass dieser Witz grottenschlecht war, aber zumindest schmunzelten ein paar deswegen. Vermutlich aber nur, dass ich mir nicht so dumm vorkam.

Drake hob seinen Zeigefinger in die Höhe und sagte: "Ok, ich machs. Was solls? Jeder wird sich irgendwann verletzen müssen. Also verlier ich lieber einen Finger!"

Ich nickte anerkennend. Lisa hob ebenfalls die Hand und sagte: "Geht klar. Ich machs auch!"

Allerdings entgegnete ich dann aber: "Nein Lisa, du nicht. Du weißt doch, du musst sowieso die nächste Aufgabe machen. Da brauchst du nicht auch noch einen Finger zu verlieren."

"Das ist dann auch schon egal. Ich meine, wenn ich dann sowieso sterbe ist es doch egal ob mit einem Finger mehr oder weniger!"

"Also gut, das ist äußerst... Nett von dir."

"Kein Problem."

Antwortete sie darauf.

Gut, eine Person brauchen wir noch.  Emely schaute mich mit einem Fake-Lächeln an und sagte: "Sag mal, wer hat dich eigentlich zur Anführerin gemacht. Und wieso kannst du nicht mal was machen? Alle hier haben schon Freunde verloren oder etwas Schreckliches gemacht und du, du tust nicht!"

"Jaja. Sag was du willst. Aber irgendjemand muss doch alle anführen. Also gut, wenn du meinst, lass ich mir eben meinen Finger wegschneiden!"

Sie lächelte selbstgefällig. Anscheinend war sie über Tiffanys Tod ja doch ziemlich gut hinweggekommen.

Natürlich hatte ich Angst davor, dass mir gleich der Finger abgeschnitten werden würde, andererseits konnte man genauso gut ohne einen Finger leben. Irgendjemand würde sich schon freiwillig statt mir melden.

Hazel schaute mich geschockt an, aber ich lehnte meinen Kopf nur zur Seite und zuckte mit den Schultern. Ich biss auf meiner

Lippe herum und überlegte, wie ich noch davon kommen könnte, ohne einen Finger zu verlieren. Jonas saß am Boden und hielt seinen Kopf zwischen seine Knie, welche er mit seinen Armen umschlungen hielt.

Das Yasmin mitgegangen ist, muss ihn sehr gekränkt haben. Aber was bedeutet das alles, und wieso kennen Yasmin und er sich so Gut?

Es gibt nur eine Möglichkeit das herauszufinden, und zwar wenn ich ihn frage...

Allerdings ist er vermutlich nicht gerade in der Stimmung sich mit mir zu unterhalten.

Dann gehe ich eben zu Mike und frage ihn nach einem Messer, das ich mir behalten kann und das selbst mache.. Oder alle ersteche.... Liegt ganz bei meiner Stimmung.

Also ging ich, unbemerkt von allen, zu Mike und klopfte an.

Als er mich erblickte drückt er schnell auf den Knopf und ich denke, den Hauch eines Lächelns in seinen Gesichtszügen erkannt zu haben.

Er beginnt zu reden: "Hallo Glori... Ich äh wollte sowieso schon mit dir sprechen. Gut,  dass du hier bist!"

Ich lächelte leicht, obwohl ich ziemliche Angst davor hatte, was er mir sagen wollte.

"Ich... Bitte habe keine Angst vor mir. Ich will dich beschützen."

Ich blickte ihn verwirrt an. Beschützen? Mich? Bin ich in einem schlechtem Film?

"Ich habe Hunger." Ist das einzige was ich sage. Und es ist die Wahrheit. Ich habe einen Riesen Hunger.

Er griff hinter sich und reicht mir eine Tüte Chips. Meine Augen strahlten und ich dankte ihm.

"Hör zu Glori. Ich bin nicht der, für Den du mich hältst..."

"Wie soll ich das jetzt verstehen?" fragte ich ihn, immer noch mit tausend Fragezeichen im Kopf.

"Das ist nur eine Maske."

Ich schaute in diesem Moment seltsam in seine Augen und wusste nicht, worauf er hinaus wollte. Deswegen sagte ich nur: "Wie bitte?"

"Das ist eine Maske. Ich muss sie aufsetzen, um euch Angst einzujagen... Aber... In Wirklichkeit sehe ich ganz anders aus. Du musst mir glauben."

"Was redest du da? Und wieso soll ich dir glauben, wenn ein mörderischer alter Mann mir sagt, dass das nur eine Maske ist?"

"Ich kann es beweisen." waren seine einzigen Worte, bevor er seine Maske von seinem Gesicht zog. Zuerst löste sich der Rand und immer mehr seines scheintrügenden Gesichtes fiel von seinem wahren Gesicht. Unter der Maske versteckt war ein junger Mann, vielleicht 18 Jahre alt, und er hatte wunderschöne Augen.

Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, dass das wirklich nur ein unechtes Gesicht war.

Verblüfft schaute ich in seine Auge, von denen ich mich nicht lösen konnte. Sie schienen wie Ozeane, hielten mich fest und ließen mich nicht mehr gehen.

Die Chips Tüte war mir inzwischen auch schon auf den Boden gefallen und Mike lachte. Er hob sie auf und reichte sie mir. Beim Lachen kamen schöne weiße Zähne zum Vorschein. Seine kurzen, braunen Haare standen wirr vom Kopf ab, und ich musste sagen, er war wirklich hübsch.

Ich hatte ihn die ganze Zeit angestarrt und löste mich aus meinem Bann, in dem er vor meinem Gesicht mit seiner Hand herumwinkte.

"Das muss für dich jetzt sehr seltsam sein. Aber du kannst mir vertrauen. Ich würde dir nie etwas tun. Versprochen."

"Aber was, wieso, du? Ich verstehe nichts." sagte ich verdattert und schmunzelte über meine eigene Dummheit.

"Ich kann dir alles in Ruhe erklären, aber dazu musst du mir zuhören. Und sag den anderen, dass hinter einem bestimmten Busch, vor dem die Wiese bunt blüht essen liegt."

"Also gut." sagte ich und war dabei zu gehen.

Aber er hielt mich am Arm fest und sagte: "Komm aber bitte wieder alleine zurück." Und ich nickte. Irgendwas sagte mir, dass ich ihm vertrauen konnte. Also ging ich zu den anderen und sagte, dass sich hinter dem vorhin genannten Busch etwas zum Essen befindet. Sie freuten sich und niemand fragte wo ich gewesen war- zum Glück.

Also ging ich zurück zu Mike, welcher mir sofort die Tür öffnete und stellte mich neben eine Stange.

Er lächelte mich an, und ich konnte Ehrlichkeit und Vertrauen in seinem Blick finden.

"Na dann leg mal los. Was geht hier vor?"

Ich war schon immer etwas vorlait gewesen. Aber ich musste einfach wissen, was hier los war. Ich hatte keine Ahnung ob mich nicht irgendwer austrickste.

Und ob Mike wirklich so gut ist, wie er zu scheinen vermögt.

Er begann zu erzählen: "Mein Vater. Er macht das alles hier. Also nicht nur er. Er auch. Und jedes Jahr sucht er sich Unschuldige Menschen, die sterben müssen. Wie ihr. Das alles macht er nur, weil er seine Frau, also meine Mutter einst verloren hat. Sie wurde kaltblütig ermordet. Er meint, dass er durch die ganzen Tode näher bei ihr sein kann und sie möglicherweise eines Tages zurückholen kann.

Ich möchte sie auch wiederhaben. Aber ich kann nicht immer weiter zuschauen, wie er Jahr für Jahr junge Menschen ermordet. Bis jetzt habe ich das alles für ihn und meine Mutter getan, aber du... Du hast mir gezeigt, wie stark man sein kann. Du gefällst mir."

Ich musste erst einmal ein paar Augenblicke warten, bis ich das alles erst einmal geschluckt hatte. Und dann fragte ich: "Und wieso machen die anderen das?"

"Rache." war seine Antwort. "Rache, weil sie als einziges überlebt hatten und all ihre Freunde verloren hatten."

"Oh..." war das einzige, dass ich dann noch sagen konnte.

Ich hatte noch so viele Fragen an ihn, wegen Yasmin und all den anderen Mysterien. Aber dann sagte ich einfach nur: "Ich komme heute Nacht. Dann müsst du mir alles ganz genau erklären."

Er lächelte, was zugegebener Maßen ziemlich süß aussah und sagte dann: "Mach das. Bis nachher."

Der Bus zur Hölle *Abgeschlossen*Where stories live. Discover now