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Emily's Perspektive:

Alea sieht uns Erwartungsvoll an. Elias und ich sehen sie Erwartungsvoll an. Doch nichts geschieht. Da aber weder Elias, noch ich auch nur im Geringsten eine Idee haben und deshalb auch nicht antworten, zieht sich diese erwartungsvolle Stille: Mal abgesehen davon, da diese Frage wohl eher rhetorischer Art war und ich mir somit dumm vorkommen würde, wenn ich jetzt aufs gerade wohl einfach losraten würde. Dazu sei gesagt, das ich eher nicht auf gerade diese eine Fähigkeit kommen würde die Lexian besitzt. Was ich raten würde, wäre nicht einmal ein Element, obwohl Elektrizität mir in diesem Sinne auch neu ist.
„Er besitzt gebündelte Energie, damit kann er großen Schaden anrichten und sie leuchtet echt hübsch. Das erwähnt ihr aber lieber nicht in seiner Gegenwart, oder ihr spürt wie Schmerzhaft sie sein kann..." antwortet Alea nach einer gefühlten Ewigkeit. Sie grinst uns die ganze Zeit an als wären wir der Weihnachtsmann höchst persönlich. Ich versuche in der Zwischenzeit meine Gedanken zu diesem Thema zu ordnen und fasse grob zusammen:
Es gibt nicht nur vier, sondern sechs Elemente. Zwei davon sind neu, Energie und Blitz. Die dazugehörigen Wächter sind Alea, die vor mir steht und Lexian, den ich noch nie gesehen habe, den Alea bei unserem ersten Gespräch aber schon mal eher nebensächlich, erwähnt hat. Was ich außerdem rausgefunden habe, dieser Palast verfügt über Strom, was jetzt zwar eher nebensächlich ist, ich aber eigentlich nicht erwartet hätte. Diese Welt kam mir nie so vor als würde sie mit der Technik hinterherhängen und dass, obwohl besagte hier eigentlich nicht wirklich zu finden ist, außer hier, versteht sich. Da kommt mir ein interessanter Gedanke.
„Besitzt ihr denn dann auch eigene Steine?", frage ich und kann es nicht erwarten, die Antwort zu hören.
„Ja klar, nur das seltsame ist, obwohl vor mir niemand mein Element beherrscht hat, besitzt mein Stein schon außergewöhnliche Macht."
Sie holt eine Kette mit einem Lila Stein unter ihrem Oberteil hervor. Auch in ihm befindet sich so eine Art Glitzer-Staub-Wirbel wie in denen der anderen Wächter.
Ich spüre meinen Stein warm werden. Er beginnt aufgeregt zu vibrieren, auch ich hole meinen Stein unter meinem T-Shirt hervor. Unsere Steine beginnen zu leuchten. Ich erinnere mich sofort an den Tag, an dem ich meinen Stein bekommen habe. Was er für Gefühle in mir ausgelöst hat und zu was er mich bringen wollte. Ich weiß er ist gefährlich, wenn man ihn nicht kontrolliert. Ich verstehe nur nicht warum er kontrolliert werden muss. Mir wurde gesagt, ich solle dem Stein dienen und Zirkenia beschützen, der Widerspruch hierbei zeigt sich immer wieder. Ungeduldig pulsiert der Stein um meinen Hals und der Wirbel dreht sich immer schneller.
Ich weiß, er will zu dem anderen Stein, aber das darf ich nicht zulassen. Das wurde mir mehrmals, mehr als deutlich eingeflößt. Alea scheint das auch zu wissen, denn sie versteckt ihn wieder unter ihrem Oberteil. Dort ist es, als wäre er nie da gewesen. Auch mein Stein stopp zu leuchten, auch wenn das pulsieren noch kurz anhält, er weiß diese Chance ist vertan.
„Ich glaube, ihr solltet wieder gehen. Findet ihr zurück?"
Etwas verwirrt, über den plötzlichen rausschmiss starre ich sie an. Hat das etwas damit zu tun, das ihr Stein wie meiner reagiert hat?
Fragend sehe ich Elias an, doch der starrt nur fassungslos auf die Stelle, an der der Stein eine kleine Ausbeulung auf meinem T-Shirt hinterlässt.
„Ich denke, das geht klar", antworte ich für uns beide und ziehe Elias am Handgelenk hinter mir her aus dem Zimmer. Kaum sind wir im Flur, reißt er seine Hand aus meinem Griff.
„Ich kann alleine laufen."
„Das ist mir auch bewusst, da dich aber von alleine nicht in Bewegung gesetzt hast. Was ist denn los mit dir?", frage ich ihn.
„Das sollte ich besser dich fragen!", entgegnet er mir „Du bekommst den Stein und kommst nicht mal auf die Idee es uns zu erzählen?"
„Das habe ich ganz vergessen!", jetzt starre ich ihn fassungslos an „Bist du etwa eifersüchtig?"
Wir bleiben im Flur mit unseren Zimmern stehen.
„Vergessen? So was vergisst man doch nicht!", er läuft ohne ein weiteres Wort davon. Grinsend rufe ich ihm hinterher: „Du bist eifersüchtig!"
Er knallt seine Zimmertür hinter sich zu.
Ich möchte gerade in mein Zimmer gehen, da steht Zoey schon vor mir und versperrt mir den Weg.
„Wie hast du das, denn hinbekommen, das versuche ich schon seit dem ersten Tag hier!" Sie deutet mit ihrem Kopf in Richtung Elias' Zimmer.
„Lass mich schlafen Zoey, bitte", ich sehe sie schon fast flehend an. Ich bin einfach nur müde und sehne mich nach meinem gemütlichen Bett. Zoey hat anscheinend aber andere Pläne.
„Erst will ich wissen, wieso ihr mich mitten in der Nacht aufweckt!" sie rührt sich nicht vom Fleck.
„Kannst du was für dich behalten? Jedenfalls bis es Elias euch allen erzählt?", ich sehe sie fragend an.
Sie nickt „Klar!"
Ich hole schweigend den Saphir unter meinem T-Shirt hervor und zeige ihn ihr.
„Du hast ihn schon? Wow das ist ja der Wahnsinn! Wie lange hast du ihn schon? Wie fühlt sich das an?", ihre Augen glänzen vor Neugier. Immerhin ist sie nicht wütend, geschweige denn eifersüchtig. Ich erzähle ihr bereitwillig was sie wissen will. Ihre Art macht es mir aber auch unmöglich sie anzuschweigen. Sie freut sich so sehr mit mir, das es mir ein Grinsen in mein schlecht gelauntes, müdes Gesicht treibt.
„Ich habe ihn erst bekommen, es ist als wäre alles, was du geübt hast ein Kinderspiel!"
„Kannst du mir was zeigen? Biiitte!", sie setzt so eine Art Hundeblick auf und starrt mich mit ihren großen grünen Augen an. Eins muss man ihr lassen, das hat sie echt drauf. Also lasse ich unzählige kleine Wasserbälle durch den Gang fliegen und lösche alle Fackeln. Dann lasse ich alle Bälle verschmelzen und den neuen, großen entstandenen Ball anschließend verschwinden. Unter normalen Umständen hätte mich das viel Kraft gekostet und ich wäre längst außer Puste, aber mithilfe des Steines war es ein geringer Kraftaufwand. Ausdauertraining fällt für mich also weg, auch wenn ich eigentlich auch ohne Stein Trainieren sollte. Auch, wenn das der eigentliche Grund war, weshalb ich den Stein wollte, schleicht sich jetzt ein schlechtes Gewissen langsam an. Ich verdränge es, aber ich spüre die Anwesenheit. Ist das nicht genau das Machtgefühl, vor dem ich gewarnt wurde?
Nachdem selbst Zoey endlich die Fragen ausgegangen sind, was ich mir nicht hatte vorstellen können und ich das Ganze noch einmal wiederholen musste, sie hat die Fackel extra wieder entflammen lassen. Das war für sie so anstrengend, das ich kurz dachte ihre unerschöpfliche Neugier hätte ein Ende. Tja, falsch gedacht, sie stoppt nicht mit ihren Fragen, bis ihr scheinbar unendlicher Wissensdurst gestillt ist. Als ich schließlich so müde bin, dass mir meine Augen sogar schon im Stehen zufallen, gebe ich auf.
„Kann ich jetzt bitte schlafen?"
Sie mustert mich kurz, als wäre sie sich nicht ganz sicher, dann macht sie mir bereitwillig Platz und geht in ihr Zimmer, aber nicht ohne einen letzten ehrfürchtigen Blick auf meinen Stein zu werfen.
„Wahnsinn!"
Ich torkle schon halb schlafend, mehr, oder weniger -eher weniger- elegant zu meinem Bett und lasse mich fallen. Ich ziehe mich im Liegen um, was sich als schwieriger als gedacht herausstellt und schlafe wenige Sekunden später ein.

Zirkenia - Die Macht der ElementeWhere stories live. Discover now