Prolog

781 47 12
                                    

Es war ein regnerischer Tag und die Wolken hatten sich geschworen, an diesem Tag nicht einen einzigen Sonnenstrahl bis auf die Erde dringen zu lassen. Die Straßen waren leer, weil niemand auf die Idee kam, bei einem solchen Wetter vor die Tür zu gehen. Niemand, außer dem Mädchen, das lachend durch den Regen sprang. Die silbernen Haare hingen ihr durchnässt in ihr schmales Gesicht, doch das schien ihr wenig auszumachen. Sie rannte durch den Regen immer weiter und weiter und lachte ein glockenhelles Lachen. Hätte ein Fremder sie gesehen, so wäre er kopfschüttelnd an ihr vorbeigelaufen und hätte sich gefragt, wieso ein junges Mädchen barfuß, mit einem dünnen, gelben Sommerkleid und einer einzelnen Blume im Haar durch den Regen springt. Dem Mädchen hätte das aber nichts ausgemacht, denn sie lebte in ihrer eigenen Welt. Manch einer würde sagen, es sei eine verrückte Welt, aus der man nie wieder herausfinde. Dem Mädchen gefiel diese Welt. Denn in dieser Welt war Regen nichts Schlechtes. Er war etwas Wunderschönes. Niemand käme auch nur auf den Gedanken über ihn zu schimpfen. In dieser Welt freute man sich über den Regen, denn wo Regen war, war auch ein Gewitter nicht weit. Auch dieser Regen versprach ein Gewitter. Das Mädchen sprang durch die Pfützen und lachte, sie lachte bis der erste Donner grollte. Sie lief über die Straßen bis hin zu einem Feld und tanzte mit den Blitzen im Takt des Regens. Sie tanzte bis ein Blitz sie traf und sie für immer in eine andere Welt schickte. In eine Welt, die manch einer als verrückt bezeichnen würde. Niemand kannte das Mädchen und niemand würde sich an diesen Tag erinnern und auch nicht an den Moment an dem sie verschwand. Verrückt in eine andere Welt.

In dieser anderen Welt war kein Regen und kein Blitz. In dieser Welt, war auch keine Sonne, denn die hatte sich in eine andere Welt verirrt. In dieser Welt gab es kein Wasser, keine richtige Luft und auch kein Leben wie wir es kennen. Es gab nur das Mädchen das lachend durch den Regen tanzte. Als das Mädchen bemerkte, dass es nicht mehr regnete, erstarb ihr Lachen. Das Mädchen tanzte auch nicht mehr, es sah sich verwundert um. Es lief durch die graue Welt und suchte nach Leben. Sie fand aber keine Pflanzen und keine Tiere. Sie lief durch die graue Welt und wurde traurig. Sie setzte sich an einen grauen Fluss der nur zur Hälfte gefüllt war und weinte. Sie weinte und weinte, die Tränen kullerten ihr über die Wangen und vermischten sich mit dem Wasser des Flusses. Dort, wo die Tränen auf das Wasser trafen, verfärbte sich das grau in ein helles blau. Dieses blau verbreitete sich langsam bis irgendwann der ganze Fluss leuchtend blau strahlte. Als das Mädchen sah, was ihre Tränen auslösten hörte sie auf zu weinen und bestaunte den blauen Fluss, der sich durch die graue traurige Landschaft zog. Sie wischte sich die Tränen weg und lachte wieder. Sie lachte ein so glockenhelles Lachen das bis in ferne Welten zu hören war. Es war so ehrlich und froh, dass es jede Weltengrenze überquerte und schließlich auch die Sonne fand, die das Lachen so sehr liebte, das sie ihm folgte. Sie folgte ihm und war so glücklich, wieder zurück gefunden zu haben, dass sie dem Mädchen einen Teil von sich schenken wollte. Sie schickte ihr eine kleine Flamme. Doch das Mädchen hatte Angst vor ihr und wich ins Wasser zurück. Das Wasser, das sah dass sich die Sonne bedanken wollte, wollte dem Mädchen nun auch danken und schenkte ihr einen Tropfen. Das Mädchen, das nun verstand, nahm den Tropfen und nach kurzem Zögern auch langsam und ganz vorsichtig die Flamme. Die Flamme war nicht heiß, sie war nur warm. Das Mädchen lachte wieder und lies Wasser auf die graue Erde fallen. Danach ließ sie die Sonnenflamme hell scheinen. Sie nahm die Blume aus ihrem Haar und grub sie ein. Die Blume schlug Wurzeln und erfüllte die Erde dabei mit neuem Leben. Als sie erblühte duftete sie so süß, dass das Mädchen den Duft mit der ganzen grauen Welt teilen wollte. Mit einem kräftigen Atemzug blies sie den Duft bis nach oben zur Sonne. Die alte, staubige Luft, wollte sich nun auch bedanken und schenkte ihr einen Windhauch, denn das Mädchen aber nicht fassen konnte. Das Mädchen wurde traurig, weil sie nicht mit dem Wind spielen konnte und lies sich in das Gras fallen, das inzwischen den ganzen Boden bedeckte. Auch das Feuer der Sonne und den Tropfen des Wassers, konnte sie nicht richtig fassen. Die Erde sah das Problem des Mädchens und beschloss ihr zu helfen. Der Stein der in der Erde ruhte, konnte sehr schön aussehen und so wollte die Erde die Geschenke in jeweils einen passenden Stein einschließen.

Zirkenia - Die Macht der ElementeWhere stories live. Discover now