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Joels Perspektive

Wir werden früh am Morgen geweckt, um zum Frühstück zu kommen und anschließend weiter zu trainieren. Für was weiß ich immer noch nicht so genau ... Wir sollen Zirkenia und unsere Steine beschützen, aber vor was denn?
Was das angeht, was ich bis jetzt mitbekommen habe, ist Zirkenia ein friedlicher Ort. Mal abgesehen von den Ruinen, an denen wir bei unserem her-Weg vorbeigelaufen sind, gibt es hier keinen Ort, der auch nur im Entferntesten an Gefahr oder Krieg erinnert.
Zum Frühstück gibt es Spiegelei mit Toast. Und eine seltsame Art Kokosnuss, die Ally als Zorus Frucht bezeichnet. Sie meinte, sie kommt von einem pilzartigen Gewächs. Es schmeckt jedenfalls saftig und süß.

Nach dem Frühstück breche ich mit Jaron gemeinsam in den Wald auf. Wir warten auf unserer Lichtung auf Aron, der uns unterrichtet. Während wir warten, beobachten wir einen kleinen Jungen dabei, wie er sich um die Pflanzen in diesen Abschnitt liebevoll kümmert. Er gießt alles gründlich und zupft das Unkraut. Als er entdeckt, dass wir ihn beobachtet haben, rennt er schnell weg.
Bevor wir uns verwundert ansehen können, ist Aron auch schon da und beginnt uns zu unterrichten.
„Wir werden heute versuchen, eure Grenzen zu finden und eure Kräfte zu aktivieren, indem ihr getrennt voneinander übt."
„Und was sollen wir üben, wir können doch noch nichts. Ganz zu schweigen davon, dass du uns nicht beide gleichzeitig an getrennten Orten unterrichten kannst", meint Jaron empört und auch ein wenig beleidigt. Das kann ich nachvollziehen. Viel lieber würde mit ihm gemeinsam trainieren, so wie immer.
Ally kommt den Pfad entlanggelaufen und tritt auf die Lichtung. „Das ist Ally, ihr kennt sie sicherlich schon, sie ist meine Cousine und wird mir helfen euch zu unterrichten. Wärst du so lieb Ally und würdest mit Jaron üben, während ich hier mit Joel übe?", Aron sieht sie fragend an.
„Natürlich", meint Ally lächelnd und bedeutet Joel mitzukommen. Es ist irgendwie seltsam, an einem solchen Ort von meinem Bruder getrennt zu sein, wir sind hier nicht zu Hause, sondern in einer ganz anderen Welt. Doch Aron scheint das nicht zu bemerken, trotz meines Blickes, der immer noch an der Stelle klebt, an der er verschwunden ist.
„Also Joel, du versuchst, dich jetzt auf die Erde zu konzentrieren. Versuche, den Boden unter dir mit deinem inneren Auge zu ertasten."
Ich versuche, mich zu konzentrieren, aber ich sehe und fühle nichts, außer den schwachen Wind der hier auf der Lichtung weht. Ich versuche, mir vorzustellen, wie es unter der Erde aussieht, aber es bringt nichts. Was soll das überhaupt sein, mein inneres Auge? Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit meinen beiden normalen Augen. Ich weiß nicht, was genau mir ein drittes bringen soll. Ernstnehmen kann ich das ganze hier sowieso nicht. Das ist doch bestimmt nicht echt. Und ohne Jaron ist das Ganze sowieso noch mal etwas Anderes, wenn ich nicht weiterkomme, hilft er mir immer und wenn es nur der Wetteifer ist, ihn zu schlagen. Ja, wir sollen getrennt trainieren, aber macht das wirklich einen solchen Unterschied?
Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, heißt es nicht immer, dass man zu zweit besser ist. Aber in Ordnung, dann bin ich eben allein besser ...
„Joel, konzentriere dich auf die Erde, nicht ablenken lassen!", meint Aron bestimmt.
Na das kann ja lustig werden ...

Jarons Perspektive

Ally führt mich schon seit mehreren Minuten, über einige Pfade und Abzweigungen, auf eine versteckte Lichtung im Wald. Sie ist nicht größer wie die von vorhin. Die Sonnenstrahlen dringen durch die Blätter und sorgen so für eine angenehme Beleuchtung. Das Gebüsch, schützt vor unerwünschten Blicken, falls sich noch jemand an diesen abgelegenen Ort verirren sollte. Es fühlt sich falsch an, so weit weg von Joel zu sein, aber irgendwie auch richtig. Auf eine seltsame Weise fühle ich mich gelöst und frei von einem Druck, von dem ich bis gerade eben nichts wusste.
„Also gut beginnen wir. Versuche, die Erde zu einem kleinen Erdball zu verformen. Ohne deine Hände natürlich", sie lächelt mich freundlich an, woraufhin ich die Augen schließe und stelle mir vor, wie sich Stück für Stück ein kleiner Erdball bildet. Ich öffne die Augen und sehe einen kleinen Stein vor mir fliegen, aber das war es dann auch schon. Ich starre den Stein an und er fällt zu Boden.
„Und was soll ich jetzt machen, es funktioniert nicht", sage ich schon fast enttäuscht. Aber habe ich auch erwartet, einen perfekten Start?
„Das macht nichts, das ist doch schon mal gut für den Anfang, ich wette, dein Bruder hat das noch nicht geschafft", meint sie aufmunternd und trifft damit genau den richtigen Nerv. Ich möchte besser sein als mein Bruder ... Wenigstens einmal!
Also schließe ich die Augen erneut und versuche es noch einmal. Ich habe das Gefühl, diesmal hat es funktioniert, doch als ich die Augen öffne, sehe ich lauter einzelne Steine herumwirbeln. Das kann doch nicht wahr sein! Ich wollte doch Erde keine Steine! Wollen meine eigenen Fähigkeiten mich jetzt auch noch verspotten?
Nicht mit mir, wenn ich etwas nicht hinbekomme, versuche ich es so oft, bis ich es hinbekomme. Wenn es dann immer noch nicht klappt, mache ich es wieder und wieder und wieder.
Ich übe den ganzen Mittag und irgendwann habe ich es geschafft. Zufrieden sehe ich mir den Erdball an, der vor mir in der Luft schwebt. Wohl bemerkt befindet sich kein einziger Stein in ihm.
„Sehr gut" lobt mich Ally „Und jetzt versuche damit den Stein dort hinten zu treffen"
Sie deutet quer über die Lichtung auf einen Felsen.
Ich Ziele und drücke meine Hände ein Stück nach vorne. Der Erdball trifft beim ersten Versuch den Felsen. Zugegeben, er ist nicht gerade klein und es war knapp. Aber ich habe getroffen und nur das zählt, fürs Erste jedenfalls. Ally fordert mich auf, weitere Erdbälle zu formen. Das gelingt nicht immer und ich brauche oft mehrere Versuche. Irgendwann schaffe ich es sogar, einen Baumstamm relativ zielsicher zu treffen. Am liebsten würde ich gar nicht mehr aufhören, mein Element zu ‚bändigen', wie Ally es nennt. Ich finde aber nicht, dass das der passende Ausdruck ist. Ich bediene mich der Erde und des Gesteins, ich kann es verändern und spüren, aber ich zwinge es nicht dazu. Es hört sich vielleicht seltsam an aber vielmehr bitte ich mein Element mir zu helfen. Klar, ich könnte es zwingen die Gestalt eines Erdballs anzunehmen, aber das würde nicht nur mehr Anstrengung kosten, sondern würde sich auch falsch anfühlen.
Mag sein, dass so etwas schon einmal vorgekommen ist, aber ich habe ganz sicher nicht vor diesen Fehler zu wiederholen. Ich glaube, es funktioniert auch besser, wenn ich die Erde nicht bändige, sondern darum bitte mir zu helfen. Ich ziele sogar noch besser, wenn ich es so mache.
Am Abend bin ich fix und fertig, aber stolz. Mein Bruder hat es nicht geschafft, auch nur einen Stein zum Fliegen zu bringen. Irgendwo tut, er mir auch Leid, aber er ist immer besser wie ich, da wird er wohl mit einem Misserfolg klarkommen.
Morgen werden wir versuchen, Pflanzen wachsen zu lassen. Darauf freue ich mich schon. Ich hoffe aber vor allem, dass ich bald lerne, Erdbeben zu entfachen. Ich kann mir kaum vorstellen was das für Anstrengungen kosten wird, aber ich könnte wetten, dass es sich lohnen wird.
Müde lasse ich mich in mein Bett fallen und schlafe direkt ein.

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Das war jetzt ein etwas weniger spannendes Kapitel, aber wir lernen die einzelnen Elemente kennen.

Wie immer freue ich mich über Kritik und Votes

~Aurelia

Zirkenia - Die Macht der ElementeTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang