42 | dalliance

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d a l l i a n c e

märz 2015

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Harry || Der Satz fliegt durch meinen Kopf, dreht seine Kreise und ist mir dennoch vollkommen unverständlich. So unwirklich, als wüssten meine Gedanken nicht, wie sie ihn überhaupt aufnehmen sollen.

Mit aufgerissenen Augen starrt Niall den Jungen aus Bradford an. „Wie bitte?"

„Ich steige aus", wiederholt Zayn langsam, die Stimme bedacht.

Gestern bin ich noch geflogen, mit Adrenalin in meinem Körper und Glück in meinen Adern. Die Bühne hat mich verzaubert, hat mich vollkommen frei fühlen lassen. Als müsste ich nur die Augen schließen und könnte immer höher fliegen, ohne jemals abzustürzen.

Jetzt jedoch lande ich krachend auf dem Abgrund und meine Welt wird aus den Angeln gerissen. Nichts ist mehr so, wie es einmal war.

„Das kann nicht sein", flüstere ich und fahre mir durch die Haare, die Locken noch feucht von der Dusche, die ich vorhin eilig in meinem Hotelzimmer genommen habe, bevor wir uns in diesem Raum getroffen haben. „Das kann einfach nicht wahr sein."

„Es ist keine leichte Entscheidung gewesen. Ich habe lange darüber nachgedacht, aber es ist das Richtige", meint Zayn, während er jedem von uns in die Augen sieht.

Mein Blick gleitet zu dem Sofa in der Ecke, damit ich ihn nicht ansehen muss. Es ist voller bedruckter Blumen und wirkt viel zu farbenfroh an diesem Abend, der meine Welt in Schwarzweiß taucht. Alles in diesem Raum ist überladen und ich erinnere mich noch, wie beeindruckt ich gewesen bin, als ich ihn vorhin betreten habe. Damals dachte ich auch noch, dass Zayn uns hierhergebeten hat, um über seinen Junggesellenabschied zu sprechen. Stattdessen zerstört er gerade seine Band mit seinen Fingerspitzen und drückt mir die Luft aus den Lungen.

Ich will sprechen, aber kein Wort kommt über meine Lippen.

Louis schnaubt trocken. „Das Richtige? Für dich vielleicht. Hörst du dich überhaupt reden?"

„Ich höre mich reden." Zayn verschränkt die Arme, während er sich ein Stück weit aufrichtet, die Stimme erhoben, laut genug, dass man uns sicherlich auf dem Gang noch hören kann. „Du hörst mir bloß nicht zu. Wie immer, Louis. Hauptsache du kriegst alles, was du willst."

Mein bester Freund stellt sich auf die Zehenspitzen und macht einen Schritt in Zayns Richtung, ihre Blicke dabei, sich gegenseitig zu verbrennen. Hilfesuchend sieht Liam mich an, doch ich kann mich nicht bewegen. Schließlich ist es Liam selbst, der zwischen die beiden geht und sie unsanft wieder auseinanderschiebt.

„Beruhigen wir uns erst einmal", meint Liam bestimmt. „Warum willst du aussteigen, Zayn?"

Alles kommt mir so grotesk vor. Wir sitzen in einem kleinen Raum in dem Hotel, in dem wir in den nächsten Tagen abgestiegen sind. Mitten in Hong Kong und eigentlich hätten es ein paar schöne Stunden werden sollen. Stattdessen geht nun alles in Flammen auf.

„Weil ich genug habe. Ich kann einfach nicht mehr. Diese Band macht mich krank!"

Jedes Wort von ihm fühlt sich an wie ein harter Schlag in den Magen. Schwerter können verletzen, Wörter können einen vernichten.

„Das ist doch absoluter Bullshit", flucht Louis mit geballten Fäusten. „Wenn wir dich krank machen, warum bist du dann überhaupt noch hier? Verschwinde doch einfach!"

Serendipity || h.s. ✓Where stories live. Discover now