8 | nebolous

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n e b o l o u s

november 2012

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Allison || Der Pfannkuchen mit Nutella ist die Bestechung, die mich darüber hinwegtröstet, dass ich selbst jetzt noch mit Jillian und meinem Dad in seinem Arbeitszimmer hocke. Wir tüfteln bereits seit Stunden an dem Filmkonzept meiner besten Freundin, das sie bei dem Filmfestival für Nachwuchstalente einreichen will. Mittlerweile ist es bereits dunkel draußen.

So dunkel, dass ich mich schließlich schwerfällig auf die Beine bewege, kurz auf den Fußballen wippe und dann die Deckenleuchte anschalte, die mit einem Pappmaschee verkleidet ist, das eine Spiegelreflexkamera darstellen soll. Zumindest ist das der Plan meines zehnjährigen Ichs gewesen, doch Kunst ist nicht meine Stärke, weswegen man das Pappmascheewerk erst nach Erklärung versteht. Ich bin keine Meisterin handwerklichenrTätigkeiten, stattdessen weiß ich es, mit Worten zu malen.

Mit einem Surren springt die Lampe an und taucht das kleine Zimmer in gelbliches Licht. Erst jetzt wandelt sich die Umgebung wieder in den farbenfrohen Mix mit unzähligen Theoriebüchern zur Kameraführung und praktischen Projekten, die mein Vater am Wochenende zuhause bearbeitet anstatt in dem professionellen Studio, mit dem er sich bereits vor meiner Geburt selbstständig gemacht hat. Doch Wochenenden gehören der Familie, weswegen Dad höchstens in diesem Arbeitszimmer ein paar Handgriffe tätigt.

Jillian und mein Vater sind so in ihre Diskussion vertieft, dass sie nicht einmal merken, dass ich mich kurz vom Tisch wegbewegt habe und es plötzlich hell geworden ist.

Ich setze mich im Schneidersitz wieder neben meine beste Freundin auf das kleine Sofa Sofa und beuge mich neugierig in Richtung der Zeichnungen, die sie in den letzten Stunden per Hand skizziert haben. Langsam nimmt das Projekt Gestalt an, die Szenen stehen und es werden die einzelnen Aufnahmen gezeichnet, die Jillians Drama letztendlich visuell darstellen sollen.

„Was hältst du davon, wenn du die Kamera ein wenig mit einem semitransparenten Tuch abhängst, um ein wenig mystisches Feeling zu erzeugen?", schlägt mein Vater vor, während er sich über Jills Notizen beugt. „Durch eine geringere Belichtungsdauer könnte man ebenfalls ein paar Schlieren erzeugen."

Meine beste Freundin nickt und zupft nachdenklich an den Fäden ihrer Destroyed Jeans, die an den Knien mittlerweile fast auseinanderfällt. „Oder wir könnten von Zeitlupe plötzlich auf Schnelldurchlauf umschalten, um die Verzweiflung der Frau besser darzustellen."

Ich höre bloß mit einem Ohr zu, denn das meiste ihrer Fachsprache durchschaue ich ohnehin nicht. Meine Hauptaufgabe ist es gewesen, das Drehbuch auf Logikfehler zu überprüfen und die Texte zu überarbeiten. Die grafische Darstellung werde ich nicht wirklich mit Ideen beeinflussen können, sind es doch mein Dad und Jillian, die selbst im Schlaf noch eine Kamera in der Hand halten.

„Aber vielleicht sollte ich auch die Unterlegenheit des Mannes noch einmal mehr betonen? Wir könnten die Vogelperspektive bei seinen Werken nutzen und die Frau von unten filmen, um ihre Dominanz darzustellen", schlägt Jill vor.

Mein Vater zieht das Drehbuch näher an sich heran und murmelt die Worte flüsternd in die Luft, um ein Feeling für die Szene zu bekommen. Einen Augenblick lang ist es still, bis er schließlich bedächtig nickt. „Das könnte wirklich gut funktionieren, J. Du musst nur aufpassen, dass du die Szenen dann hinterher gut zusammenschneiden kannst, wenn du mehrere Takes aufnimmst."

Serendipity || h.s. ✓Where stories live. Discover now