19 | coalesce

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c o a l e s c e

märz 2013

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Harry || Das warme Wasser gießt sich in Strömen über mich und an normalen Nächten würde ich minutenlang unter der Dusche stehen, meine Muskeln entspannen und das restliche Adrenalin genießen, das sich nach einem Bühnenauftritt jedes Mal wieder unglaublich anfühlt.

Doch heute ist es anders, denn heute ist kein normaler Tag. Heute wartet Ally auf mich und egal wie gut sich die Dusche auch anfühlt, es ist nichts verglichen mit dem Glück, in ihrer Nähe sein zu dürfen.

In den letzten Wochen haben wir uns bloß über Skype gesehen und auch wenn ich unseren abendlichen Telefongesprächen jedes Mal entgegengefiebert habe, ist es noch einmal ein ganz anderes Gefühl, wirklich bei ihr sein zu können. Eine Fernbeziehung ist um einiges schwerer, als ich erwartet hätte, aber ich habe nicht vor aufzugeben, denn Ally ist all das Vermissen wert.

Umso mehr genieße ich nun allerdings den Anblick, der sich mir bietet, als ich nur mit einem Handtuch bekleidet zurück in das eigentliche Hotelzimmer trete. Meine Freundin sitzt mit verschränkten Beinen auf dem Bett und scrollt auf ihrem Handy herum, noch vollkommen ahnungslos darüber, dass ich wieder da bin.

„Hey", murmele ich und lege meine Arme um sie.

Ally schenkt mir ein Lächeln. „Selber hey. Wie war die Dusche?"

„Warm", kommentiere ich trocken und nehme ihr dann ihr Handy aus der Hand, um sie wirklich begrüßen zu können.

Vor dem Konzert standen wir unter ständiger Beobachtung und nach dem Auftritt sind wir alle in die Vans gehetzt, um dem Stau zu entgehen, weswegen ich heute noch gar keine Gelegenheit gehabt habe, überhaupt einen Augenblick mit Ally alleine zu verbringen. Desto verzweifelter küsse ich sie jetzt, bis sie sich lachend von mir löst.

„Wenn du mich nicht ersticken willst, muss ich ein wenig atmen, Harry."

Ich stupse sie grinsend an. „Atmen wird überbewertet. Es gibt so viele bessere Dinge, die man tun kann.

„Ach ja?" Sie kuschelt sich in meine Arme und ich hätte nichts dagegen, die restliche Nacht einfach gemeinsam mit ihr auf diesem Bett sitzen zu bleiben.

„Ja", erwidere ich überzeugt und küsse sie erneut.

Allys Lippen fühlen sich jedes Mal aufs Neue an, als würde ich alle Gefühle der Welt auf einmal in mich aufsaugen können. Als wir uns außer Atem wieder voneinander lösen, funkeln ihre Augen heller als der Sternenhimmel und ich bin sicher, dass ich nicht anders aussehe.

„Du hast ausgesehen, als hättest du Spaß gehabt auf dem Konzert, Al."

Während ich mich mit ihr in den Armen auf dem Bett zurücksinke, bis wir auf der Matratze landen, denke ich mit einem Lächeln an die Erinnerungen des heutigen Abends zurück. Ally ist gemeinsam mit Eleanor vor der Bühne herumgesprungen, als würde sie allein durch ihre Bewegung die Welt retten können.

„Ja", murmelt sie.

Irgendeine versteckte Botschaft liegt hinter ihren Worten, aber selbst nach all den Wochen, die ich sie bereits kenne, kann ich das Geheimnis nicht lösen. Sie gibt mir immer noch Rätsel auf und einen Augenblick lang habe ich Angst, doch als ich sie stirnrunzelnd ansehe, liegt ein kleines Lächeln auf ihren Lippen.

Serendipity || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt