Kapitel 15

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"Seid Ihr sicher, dass ich nicht doch mitkommen soll?", frage ich nun bestimmt schon das Hundertste mal. Ich habe ein sehr ungutes Gefühl dabei, die drei alleine ins Ministerium gehen zu lassen. Sie wollen eine Halskette von einer der Mitarbeiter holen.

"Ja, wenn wir zu viele sind, ist es zu auffällig. Außerdem könnten sie dich erkennen und dann merken, dass wir nicht die echten Mitarbeiter sind", erklärt Hermine nochmal. "Aber ich kann doch auch Vielsafttrank nehmen", versuche ich es erneut. Ich kann nicht einfach hier herum sitzen und darauf warten, dass sie wieder kommen. "Dann komme ich aber auch mit", erklärt Sirius und stellt sich neben mich. "Bei Merlins Bart, nein! Ihr kommt beide nicht mit. Es wird schon schwer genug, drei Personen unauffällig aus dem Verkehr zu ziehen", meckert Hermine und schiebt Harry und Ron zur Tür.

"Du hast ja recht. Wir warten hier auf Euch", gibt Sirius schließlich nach und ich gucke ihn einmal kurz wütend an. Dann wende ich mich wieder an Harry, Ron und Hermine. "Seid bloß vorsichtig. Ich habe da ein ganz ungutes Gefühl", sage ich und Ron öffnet die Haustür. "Viel Glück", wünscht Sirius und Hermine und Ron verlassen bereits das Haus. "Wenn wir bis zum Abend nicht zurück sind, sagt Ihr Mr Weasley oder Kingsley Bescheid, dass sie sich mal umhören sollen. In Ordnung?", fragt Harry noch. Sirius und ich nicken. Harry nickt uns ebenfalls zu und schließt dann die Tür hinter sich.

"Und jetzt? Zaubererschach? Oder willst du den ganzen Tag die Tür im Auge behalten?", fragt Sirius mich. Er hat recht. Den ganzen Tag nichts tun, bringt sie auch nicht schneller zurück. "Na gut, also Zaubererschach", sage ich, drehe mich um und gehe in den Salon.

Nach der fünften Runde, in der Sirius verliert, hat er keine Lust mehr und wir hören auf zu spielen. Jetzt sitzen wir einfach nur da und lesen. Sirius sitzt auf dem einen Sofa mit einem Buch und ich auf dem anderen mit einem Tagespropheten. Es ist alles ruhig. Man hört nur unser gleichmäßiges atmen.

Dann plötzlich ertönt ein lautes Geräusch von der Haustür, gefolgt von einem Schrei und einem violetten Lichtblitz. Sirius springt sofort auf und rennt in den Flur. Das mulmige Gefühl, das sich in meiner Magengegend entwickelt hat während des Wartens, wird mit einem mal so schlimm, dass es mir fast den Atem raubt. Mein Blick geht suchend durch den Raum und bleibt an Sirius Zauberstab hängen. Er hat ihn auf dem Tisch liegen lassen.

"Black?", höre ich eine unheimlich vertraut klingende Stimme aus dem Flur. Durch den Türspalt sehe ich, dass Sirius wie versteinert dasteht und zur Tür sieht. Wir müssen hier weg! Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich greife nach Sirius Zauberstab und meinem Mantel und haste durch die Tür.

Der Neuankömmling hat keine Ahnung, dass Sirius nicht alleine ist, weshalb der Überraschungsmoment auf meiner Seite ist. Bevor Yaxley reagieren kann, greife ich nach Sirius Arm, feuere einen Schockzauber auf Yaxley und disappariere. Als das schlauchartige Gefühl vorbei ist, höre ich ein keuchen von Sirius. Dann zieht er die Luft scharf ein und ich öffne die Augen. Bin ich wieder auf ihm gelandet? Doch ich liege auf dem Holzboden im Wohnzimmer der Wohnung im Herzen von London.

"Layla?", fragt Sirius durch zusammengebissene Zähne und mit schmerzerfüllter Stimme. Ich setze mich sofort aufrecht hin und durchsuche den Raum. Er liegt direkt neben mir. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt und er bemüht sich, ruhig zu atmen. Mein Blick gleitet suchend über seinen Körper und bleibt an seinem linken Bein hängen. Es ist komplett blutverschmiert. Er ist beim apparieren zersplittert. Ich springe auf und renne in die Küche. Wo habe ich nur die Diptam-Essenz? Panisch öffne ich den oberen Küchenschrank und befördere den Inhalt auf die Arbeitsfläche. Weil ich es in diesem Schrank nicht finde, öffne ich den nächsten und auch sein Inhalt landet achtlos auf der Arbeitsfläche. Dann halte ich endlich die kleine Ampulle in der Hand und hechte zurück zu Sirius.

Dieser war mittlerweile von dem Schmerz ohnmächtig geworden. "Es wird alles wieder gut. Halte durch", flüstere ich und öffne mit zittrigen Fingern die Ampulle. Mir ist beim apparieren noch nie jemand zersplittert, aber jetzt ging alles so schnell, dass ich nicht die Zeit hatte, mich richtig zu konzentrieren. Eigentlich habe ich nach der Flucht aus dem Ministerium schon damit gerechnet, dass er zersplittern würde und bin echt froh, dass er es nicht ist.

"Es tut mir so leid", flüstere ich verzweifelt. Ich träufele einige Tropfen auf das verwundete Bein und beobachte wie grünliche Rauchschwaden aufsteigen. Als der Rauch sich verzieht, sehe ich, dass die Blutung aufhört und sich eine Kruste bildet. Unsicher greife ich nach meinem Zauberstab. Vielleicht hilft es ja, trotz Kruste. Ich richte ihn auf Sirius Wunde und sage: "Episkey" Die Kruste verschwindet und auch die Schwellung geht zurück. Erleichtert rutsche ich auf dem Boden hoch zu Sirius Kopf. Er hat die Augen immer noch geschlossen. Ich lege ihn mit Hilfe eines Schwebezaubers auf das Sofa und gehe in die Küche, um das Chaos, was ich bei der Suche gemacht habe, aufzuräumen.

Als ich die letzte Tasse repariert und zurück in den Schrank gestellt habe, höre ich, wie Sirius sich auf dem Sofa bewegt. Ich schließe den Küchenschrank und gehe durch die Tür ins Wohnzimmer. Sirius sitzt nun aufrecht auf dem Sofa und schaut sich verwundert um. "Wir sind in der Wohnung von der ich dir erzählt habe", kläre ich ihn auf und sein Blick wandert zu mir. "Was ist passiert?", fragt er und steht vorsichtig auf. "Yaxley stand plötzlich im Grimmauldplatz und wir mussten von da verschwinden", erkläre ich und setze mich zu ihm. "Wie konnte er den Grimmauldplatz finden?", fragt Sirius irritiert weiter. "Ich vermute, dass bei den Kids etwas schief gegangen ist und er sich, als sie vom Ministerium dissapparieren wollten, einfach an einen der drei festgehalten hat. Als sie dann am Grimmauldplatz waren, konnten sie ihn abschütteln und sind weiter. Ihnen geht es bestimmt gut", versuche ich ihn etwas zu beruhigen. "Meinst du?", fragt er noch nicht ganz überzeugt. "Ganz sicher. Die drei sind auch nicht auf den Kopf gefallen. Ich bin mir sicher, dass es ihnen gut geht", sage ich und lächle ihn aufmunternd an. "Wenn du meinst", sagt Sirius und lächelt auch leicht.

"Ich habe übrigens schon damit gerechnet, dass so etwas passiert und auf Hermines Rat hin, schon ein paar unserer Sachen zusammen gepackt und hier her gebracht. Den Koffer habe ich schon in eines der beiden Schlafzimmer gestellt", erkläre ich und stehe auf. Sirius folgt mir in das besagte Zimmer. Dort steht nur ein Bett an der einen Wand und ein Schrank an der gegenüberliegenden. "Die Wohnung ist nicht so groß, aber ich finde, sie hat auch ihren Reiz. Von mir aus kannst du dieses Zimmer haben. Das hat die bessere Aussicht und ist auch etwas größer als das andere", erkläre ich und Sirius nickt. "Komm, wir räumen deine Sachen in den Schrank, dann kann ich den Koffer mit in mein Zimmer nehmen", sage ich und hebe den Koffer auf das Bett. Dann öffne ich ihn und Sirius und ich beginnen, seine Sachen daraus zu suchen.

Plötzlich reißt uns ein leises und vorsichtiges Klopfen aus dem Arbeitsrhythmus. Irritiert drehen wir uns zum Fenster und sehen eine kleine braune Eule, die uns mit großen Augen anguckt. Ich laufe zum Fenster und lasse die kleine Eule hinein. Sie trägt einen Brief bei sich, auf dem mit geschwungenen Buchstaben mein Name steht. Ich nehme ihr vorsichtig den Brief ab und sie flattert sofort wieder aus dem Fenster.

"Von wem ist der? Ist der vielleicht von Harry?", fragt Sirius und stellt sich neben mich. "Ich glaube nicht, dass er von Harry ist. Erstens würde ein Brief von Harry nicht so kurz nach der Sache im Ministerium kommen. Die drei müssen jetzt erst mal ein neues Versteck finden. Zweitens würde er ihn an dich adressieren und nicht an mich. Außerdem wären die drei nicht so dumm, einen Brief zu verschicken, weil man nicht weiß, ob er nicht von den Todessern abgefangen wird. Und drittens haben die drei keine Eule dabei. Harrys Eule ist doch getötet worden, die von Ron ist noch im Fuchsbau und Hermine hat keine", erkläre ich und Sirius nickt zustimmend. "Aber von wem ist er dann?", fragt er weiter und ich drehe den Brief in meinen Händen. Der Brief wurde mit einem Wachssiegel, welches das Schulwappen von Hogwarts zeigt, verschlossen.

Eine Piratin in HogwartsWhere stories live. Discover now