Kapitel 2

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"Wir sind fertig, Kaptain. Alle Vorräte und das gesamte Gold sind nun auf unserem Schiff", sagt mein Quartiermeister und reißt mich so aus meinen Gedanken. Er scheint bemerkt zu haben, dass ich gerade sehr angestrengt über etwas nachgedacht habe und fragt: "Worüber denkt ihr nach?" Ich drehe mich vom Fenster weg und lächle Redex an. "Ich habe nur in Erinnerungen geschwelgt", erkläre ich und mache eine Schublade des kleinen Schrankes auf. Darin liegt lediglich etwas Papier und eine Feder. Unnötig. Dann drehe ich mich zur Tür und verlasse die Kajüte. "Also dann. Alle Mann zurück auf die Bella Blue", rufe ich und der Großteil meiner Crew verlässt das Schiff.

"Kaptain? Was ist mit den Gefangenen?", meldet sich jemand, der am Bug neben den Überlebenden steht. "Wie ich gesagt habe, sie behalten ihr Leben, aber dieses Schiff war nicht Teil des Deals. Setzt sie in eines der Ruderboote. Dann verschwinden wir und sprengen dieses Ding in die Luft", erkläre ich ihm und stampfe einmal mit dem Fuß auf, um ihm zu zeigen welches Schiff gesprengt wird. "Aber...", meldet sich einer der Gefangenen wieder zu Wort. "Keine Widerworte. Ich kann Euch auch auf der Stelle alle töten lassen, dann habt Ihr gar nichts erreicht", rufe ich bedrohlich und gehe auf die Gefangenen zu. Als ich vor ihnen stehe, gucke ich bedrohlich auf sie hinab und flüstere: "Ich war schon sehr gnädig mit Euch. Spannt meine Gnade nicht auf die Probe." Alle beginnen eingeschüchtert zu nicken und lassen sich von meinen Männern in ein Ruderboot führen. " Ich gebe Euch einen Tipp. Rudert so weit weg wie ihr könnt, denn in Kürze gibt es hier eine riesige Explosion", sage ich noch und stoße das Ruderboot dann mit dem Fuß ein Stück von dem Boot weg.

Ich gehe mit meinen Männern wieder auf die Bella Blue und wir segeln weg von diesem Schiff. Als wir genügend Abstand gewonnen haben, schießen wir eine Kanonenkugel und sehen wie das Schiff in Flammen aufgeht. "So, genug geguckt, wir segeln weiter", rufe ich und die Männer setzen sich sofort in Bewegung. Ich gehe in meine Kajüte und hole eine Karte aus dem Schrank. Wo segeln wir jetzt hin? Ich möchte nicht schon wieder zurück nach Rapinas, also suche ich nach einer relativ unbewohnten Insel. "Kaptain?", ruft jemand von draußen, dann klopft es und Redex steckt seinen Kopf durch die Tür. "Verzeihen Sie die Störung, aber wir wurden geentert", ruft er und ich drehe mich in seine Richtung. "Von wem?", frage ich und laufe auf die Tür zu, die Redex mir bereits aufhält. Wir waren doch gerade erst in einem Kampf. "Keine Ahnung", gibt Redex zu, "Er war einfach plötzlich da." Irritiert bleibe ich vor Redex, der in der Tür steht, stehen. "Ein Chinese, der sich aufs Schiff geschlichen hat?", frage ich und Redex schüttelt den Kopf. "Er sieht nicht aus wie ein Chinese", antwortet Redex. "Und, wie ist er dann an Bord gekommen?", frage ich und verlasse die Kajüte. Schnellen Schrittes laufe ich Richtung Bug des Schiffes. "Das haben wir uns auch gefragt. Einer der Männer behauptet, er sei auf einem Besen angeflogen gekommen. So ein Quatsch", erklärt Redex, während er mir folgt. Als ich das mit dem Besen höre, bleibe ich sofort stehen. Redex, der das plötzliche anhalten nicht erwartet hat, kann nicht mehr bremsen und läuft in mich hinein. Wir stolpern beide ein Stück nach vorne. Wenn er wirklich auf einem Besen angeflogen gekommen ist, dann muss es ein Zauberer sein. Hatte ich nicht klar zu verstehen gegeben, dass ich nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollte? Bevor ich weitergehe, richte ich meinen Hut, straffe meinen Mantel und setze einen neutralen Gesichtsausdruck auf. Dann gehe ich langsam und bedacht weiter.

Der Neuankömmling wurde von meinen Männern umzingelt und hat mehrere Schwerter auf sich gerichtet. Er sieht aber keines Wegs besorgt deswegen aus. Fieberhaft überlege ich, ob ich ihn kennen sollte, aber er sagt mir gar nichts. Ich kann nicht mal erkennen, zu welcher Gruppe er im Zaubererkrieg gehört hat und das macht mir Bedenken. Wie hatte er mich überhaupt gefunden? "Layla, nehme ich an", sagt der Fremde zur Begrüßung. "Und Ihr seit?", frage ich auch ohne ihn vorher zu begrüßen. "Kingsley Shacklebolt. Dumbledore schickt mich. Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?" Er hält mir eine Hand hin, die ich allerdings nicht ergreife. Ich mustere ihn mit bösem Blick und versuche herauszufinden, ob er die Wahrheit sagt und was er von mir wollen könnte.

Freundlich lächelnd hält er meinem Blick eine ganze Weile stand, bis ich einmal in die Hände klatsche. Meine Männer nehmen ihre Waffen runter und ich sage: "Alle wieder auf ihre Posten und Sie kommen mit mir." Dann gehe ich gefolgt von Shacklebolt in meine Kajüte und lasse mich auf meinen Sessel fallen. Ich lege meinen rechten Fuß auf das linke Knie und stütze meinen Kopf mit Hilfe des rechten Arms auf die Lehne des Sessels. "So, was will Dumbledore? Ich dachte, ich hätte mich damals klar ausgedrückt", sage ich und Shacklebolt steht etwas verloren in der Mitte des Raumes. "Ja, also er weiß, dass Sie damals gesagt haben, dass Sie nichts mehr mit der Zauberei zu tun haben wollen und er versteht ihre Entscheidung auch voll und ganz. Allerdings ist vor ungefähr zwei Tagen der Dunkle Lord zurück gekehrt und wir können jede Hilfe gebrauchen. Das Ministerium vertuscht es zwar, aber wir wissen aus sicherer Quelle, das er zurück ist. Dumbledore hat Ihnen auch einen Brief geschickt, in dem er alles berichtet, aber ihm war auch klar, dass Sie ihn vermutlich nicht lesen werden. Also schickt er mich, um Sie von der Reaktivierung des Ordens in Kenntnis zusetzten und Sie einzuladen, wieder ein Teil davon zu sein", erklärt Shacklebolt ernst.

Ich stehe auf und gehe auf das kleine Schränkchen in der Ecke zu. "In dieser Schublade habe ich alles, was mich an damals erinnert, eingeschlossen und mir geschworen, sie nie wieder zu öffnen. Diesen Schwur werde ich nicht brechen. Und wenn der Dunkle Lord zurück ist, dann ist mir das egal. Bei Ihnen scheint das aber nicht so zu sein, also sollten Sie zurück gehen und helfen", sage ich und deute auf die Tür. "Ist das Ihr letztes Wort?", fragt Shacklebolt etwas traurig, doch ich bleibe hart und nicke. Sein Blick wandert zu dem Fenster und ich folge ihm. Draußen bricht langsam aber sicher die Nacht ein. "Könnte ich Sie noch um einen Gefallen bitten?", fragt Shacklebolt und wendet sich wieder mir zu. "Kommt drauf an, worum es geht", antworte ich und mustere ihn. "Könnte ich die Nacht über hier bleiben? Ich muss zu noch jemandem und bei Nacht über das Meer fliegen ist nichts, was ich unbedingt mal gemacht haben muss", stellt er seine Frage und lächelt bittend.

"Quartiermeister", rufe ich und Redex öffnet fast augenblicklich die Tür. " Ist Florentines Schlafplatz noch frei?", frage ich und mein Quartiermeister nickt, während er Shacklebolt nicht aus den Augen lässt. "Dann führe unseren Gast doch bitte hin. Er wird erst morgen abreisen", erkläre ich. Wieder nickt Redex und sagt: "Würden Sie mir dann bitte folgen?" Er verlässt den Raum und lässt die Tür einen Spalt offen. Shacklebolt geht zur Tür, bleibt jedoch im Türrahmen nochmal stehen und dreht sich zu mir. "Ich soll Ihnen übrigens etwas ausrichten", sagt er und lächelt. Ich hebe abwartend eine Augenbraue. "Es war nicht Ihre Schuld. Sirius verurteilt Sie nicht für das, was damals passiert ist." Ich nicke und beiße die Zähne zusammen. Vor ihm möchte ich keine Schwäche zeigen. Er schließt die Tür hinter sich und ich gehe mit wackligen Knien zu meinem Sessel. Darin sinke ich in mich zusammen und versuche möglichst ruhig zu bleiben. Ich habe es doch gerade erst geschafft, es wieder erfolgreich zu verdrängen.

Heute schlafe ich nicht, wie normal in meiner Hängematte, sondern falle nach langem Überlegen, immer noch im Sessel sitzend, in einen unruhigen Schlaf.

Eine Piratin in HogwartsHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin