Kapitel 3

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Schweißgebadet wache ich mitten in der Nacht auf. Nachdem ich drei Tage an unserem Treffpunkt auf ihn gewartet habe, bin ich zurück zum Hauptquartier des Ordens gegangen. Dort habe ich erfahren, dass Sirius verhaftet wurde. Das war eine sehr schwere Zeit für mich, an die ich mich nicht gerne erinnere.

Da ich nicht mehr schlafen kann, stehe ich auf, verlasse meine Kajüte und setze mich an die Reling. Mein Blick liegt auf dem Horizont. Warum haben sie mich daran erinnert? Ich habe damit abgeschlossen und fertig. So in Gedanken versunken, bemerke ich die Person, die von hinten an mich heran tritt, erst, als sie unmittelbar neben mir steht. Ich schaue zur ihr hinauf und entdecke, dass es Shacklebolt ist. "Was wollen Sie? Sind wohl eine Landratte und können auf einem Schiff nicht so gut einschlafen", sage ich und lege meine Hand einladend auf das Holz neben mir. Er lächelt dankbar und setzt sich. "Ich bin wohl nicht der einzige, dem das schlafen heute schwer fällt", sagt er und guckt zum Horizont, wo der Mond langsam untergeht.

"Naja, ich habe mal wieder von der schlimmsten Nacht, die ich je erlebt habe, geträumt. Danach kann doch eigentlich keiner wieder einschlafen", erzähle ich ihm und frage mich im nächsten Moment, warum ich das getan habe. "Darüber reden hilft meistens", versucht der Zauberer mir mehr zu entlocken. "Dabei nicht. Das Halloween werde ich niemals vergessen, ob ich nun darüber rede oder nicht", lehne ich sein Angebot ab.

"Er würde Sie wirklich gerne wiedersehen. Dumbledore musste ihn quasi dazu zwingen, nicht mit mir zu fliegen. Er tut zwar immer auf ‚alles ist in Ordnung', aber wenn man ihn länger beobachtet, merkt man, dass ihm was fehlt. Molly hat ihn mehrfach gefragt, was los ist, aber er redet nicht. Das macht allen ein wenig Sorgen", erzählt Shacklebolt und ich weiß genau, dass er über Sirius redet. Ich nicke nur, da ich nicht weiß, was ich sagen soll. "Wir hatte gehofft, dass er mit Ihnen darüber redet, wenn Sie wieder da sind." Er wendet seinen Blick wieder auf mich.

Ich hatte in meinem ganzen Leben zwei richtige Freunde. Einmal war da Lily, die ja bekanntlich vom Dunklen Lord persönlich getötet wurde, weil sie ihm nicht ihr Kind geben wollte. Und zum anderen Sirius, der noch lebt, allerdings fast zwölf Jahre seines Lebens in Askaban, dem Zauberergefängnis, verbracht hat. Mit mir befreundet sein ist scheinbar wirklich gefährlich.

"Ich kann hier nicht weg. Die Männer brauchen mich. Tut mir leid", sage ich und stehe auf. "Das verstehe ich." Ich drehe mich um und sehe Redex, der lässig am Mast lehnt und mich anlächelt. "Aber wenn ich das richtig verstanden habe, braucht Sirius mich auch", füge ich hinzu und sehe fragend zu Redex. Er versteht meine stumm gestellte Frage und guckt mich mitfühlend an. Redex kenne ich bereits mein ganzes Leben. Früher war er Quartiermeister auf dem Schiff meines Vaters und nach dem Tod meines Vaters habe ich ihm angeboten, auf meinem Schiff zu bleiben. Ich atme einmal tief durch und gehe zu Redex.

"Du wirst nie mit der Vergangenheit abschließen, wenn Du jetzt nicht gehst. Dann kommen diese Albträume wieder und wieder", flüstert er. "Aber die Bella Blue und die Männer?", äußere ich auch leise meine Bedenken. "Wir kommen eine Weile auch ohne Dich zurecht. Die Männer und ich segeln nach Rapinas zurück und warten dort", flüstert er aufmunternd. "Aber das könnte länger dauern", sage ich, entferne mich etwas von ihm und gucke dem alten Mann in die blauen Augen. Diese strahlen Zuversicht und Freude aus, was mich im Moment etwas beruhigt.

"Also? Was sagt Ihr Kaptain? Kommt Ihr mit?", fragt Shacklebolt plötzlich direkt neben mir und hält mir meinen Zauberstab hin. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er aufgestanden ist. Immer noch unsicher blicke ich auf meinen Zauberstab. Es war klar, dass er die Schublade mit einem einfachen ‚Alohomora' geöffnet hat. Noch einmal atme ich tief durch und hebe dann meine Hand zu meinem Hut, wo zwei goldene Federn stecken. Ich nehme die eine und gebe sie Redex. "Vielleicht sehen wir uns irgendwann mal wieder", sage ich und wir beide verstehen, dass dies nun der Abschied sein wird. Er wird der neue Kapitän der Bella Blue und ich gehe zurück aufs Festland. "Ganz bestimmt", antwortet Redex und steckt sich die Feder an den eigenen Hut.

Ich nehme Shacklebolt meinen Zauberstab ab und sage: "Los geht's." Shacklebolt nickt und hält mir den Arm hin. Fragend schaue ich ihn an. "Wir können besser zum Hauptquartier apparieren. Das geht schneller", erklärt er und lächelt entschuldigend. Dann war der Besen nur um hierher zu kommen? Er muss nirgendwo anders hin? Wahrscheinlich hoffte Dumbledore, dass ich nachgebe, wenn ich etwas mehr Zeit habe. Gewitztes Kerlchen. Mit einem Lächeln auf den Lippen ergreife ich den Arm und winke Redex zum Abschied. Dann werde ich in diesen Schlauch des Apparierens gezogen.

Eine Piratin in HogwartsWhere stories live. Discover now