Kapitel 4

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Als das schlauchige Gefühl vorbei ist, stehen wir vor einer Häuserwand. Die Häuser vor uns zieren die Ziffern 11 und 13. "Wo müssen wir hin?", frage ich meinen Begleiter. "Einen Moment Geduld", sagt er. Genervt stehe ich neben ihm und verschränke die Arme vor der Brust. Meinen Zauberstab habe ich in meine Manteltasche gesteckt. Einige Leute laufen mit Hunden in den Park, vor dessen Eingang wir stehen. Die meisten gucken komisch, was mir aber ziemlich egal ist. Dann hört man ein leises Plopp und Dumbledore steht neben uns.

"Layla, schön Sie zu sehen", begrüßt er mich freundlich. "Ja. Sollten wir nicht irgendwo rein gehen?", frage ich leicht genervt aufgrund seines selbstgefälligen Lächeln. "Das Hauptquartier des Ordens ist am Grimmauldplatz Nummer 12", flüstert Dumbledore, nachdem er sich leicht zu mir gebeugt hat. Irritiert gucke ich ihn an. "Hier ist aber nur Nummer 11 und 13", weise ich ihn auf das Offensichtliche hin. Als mein Blick nochmal kurz zur Kontrolle zu der Häuserwand geht, sehe ich, dass sich die Häuser 11 und 13 langsam auseinander bewegen und Platz für die Nummer 12 machen.

"Kommen Sie jetzt?", fragt Shacklebold mich. Dumbledore ist bereits schon zur Tür gelaufen. Ich folge Shacklebold, der durch die, von Dumbledore aufgehaltene Tür, geht. Ich werde jedoch von Dumbledore kurz zurück gehalten. "Warten Sie bitte, bis ich Sie am Ende der Versammlung hereinbitte", sagt er und ich nicke. Dann gehe ich gefolgt von Dumbledore in den Flur hinter der Tür. "Sie warten hier", sagt Dumbledore, macht eine Tür auf, hinter der vermutlich mehrere Menschen sitzen. Er nickt mir noch einmal zu und dann schließt er die Tür hinter sich. Wie lange das jetzt wohl dauert?

"Wer bist du?", fragt plötzlich jemand. Ich schaue mich suchend um und entdecke ein Mädchen mit langen, roten Haaren, auf der Treppe in der Ecke stehen. "Ich bin Layla und du?" Sie lächelt freundlich und hüpft die letzten Stufen der Treppe hinunter. "Ich bin Ginny. Wo kommst du her? Ich hab dich hier noch nie gesehen", stellt sie fest. "Sie sieht aus wie...", beginnt ein weiterer Rotschopf, der hinter ihr auf der Treppe aufgetaucht ist. "...eine Piratin", beendet eine weitere Person, die der ersten verblüffend ähnlich sieht.

"Oh, das sind zwei meiner Brüder." „Ich bin Fred", stellt sich der eine vor. "Und ich bin George", sagt der andere und beide grinsen verschmitzt. "Gucken die immer so oder haben die mir ihre Namen falsch herum gesagt?", frage ich Ginny. "Beides vermutlich", antwortet ein weiterer Rotschopf, der die Treppe herunter gekommen ist. "Wie viele gibt es von euch?", frage ich irritiert. "Zu viele", lacht ein Mädchen, das dem letzten Rotschopf folgt. Irgendwie bin ich erleichtert, da sie scheinbar nicht mehr zu der Familie gehört, mit ihren brauen Haaren. "Also jetzt nochmal", sage ich lachend und gucke Ginny auffordernd an. "Fred, George, Ron und Hermine", sagt sie und zeigt der Reihe nach auf die anderen: "Und das ist Layla, die mir gerade erzählen wollte, wer sie ist und wo sie herkommt."

Möchte ich wirklich fünf Jugendlichen, die ich nicht kenne, erzählen, wer ich bin? Naja, ist eigentlich ein ganz guter Zeitvertreib. Ich setze mich auf eine kleine Bank, die an der Wand steht und zeige den anderen, sie sollen sich auch hin setzen. "Ich entstand bei Mutters erstem Urlaub in der Karibik. Nach ihrem Abschluss reiste sie dort mit ihren Freundinnen hin. Meinen Vater traf sie dort in einer Bar. Er feierte seinen Erfolg. Irgendwann hat sie ihn komplett betrunken an gequatscht und so sind sie dann auf Umwegen im Bett gelandet. Dann sind ihre Wege wieder auseinander gegangen. Für meinen Vater war es ja nur ein ‚One Night Stand'.

Naja, nach knapp zwei Jahren stand sie dann mit mir im Arm vor ihm. Sie sind in seine Kapitänskajüte gegangen und sie hat endlich reinen Tisch mit ihm gemacht. Hat erzählt, dass sie eine Hexe sei und ich wahrscheinlich auch, dass ihr Vater nichts von mir weiß und sie verheiraten will mit einem ‚Greengrass'. Dieser würde, sobald er von mir wüsste, kurzen Prozess machen. Deshalb bin ich bei ihm besser aufgehoben. Sie sagte, dass er mir helfen solle. Und, dass ich ab meinem elften Lebensjahr nach Hogwarts gehen muss, wo ich lerne, meine Zauberkräfte einzusetzen. Dann verschwand sie.

Das hat mir zumindest mein Vater erzählt. Und so bin ich eine Hexe, die auf einem Piratenschiff aufgewachsen ist. Das kämpfen mit dem Säbel habe ich gelernt, sobald ich laufen konnte und das Schießen kurz danach", erzähle ich und alle hören mir gespannt zu. "Also ist das ein echtes Schwert?", fragt einer der Zwillinge. Ich nicke und hole es heraus. Dann geht plötzlich die Tür auf und Shacklebolt kommt zum Vorschein. "Kommen Sie?", fragt er. Ich nicke, stehe auf und stecke mein Schwert wieder weg. Dann gehe ich an ihm vorbei in den Raum.

Im Inneren steht ein großer Tisch. Außerdem sehe ich ein Spülbecken, was mich zu dem Schluss bringt, dass es die Küche des Hauses sein muss. An dem Tisch sitzen viele unterschiedliche Menschen und alle schauen mich an. Nein, gar nicht alle. Einer hockt unten vor einem Schrank und scheint irgendetwas zu suchen. Als ich erkenne, dass es Sirius ist, weiß ich genau, was ich tun muss und ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht. Dann ziehe ich mein Schwert und gehe auf ihn zu. "Ich dulde es nicht, dass jemand nicht zuhört, wenn ich mich vorstelle", sage ich gespielt ernst und bedrohe ihn ein wenig.

Er dreht sich in meine Richtung und erblickt die Spitze meines Schwertes. Sofort spannt er sich an, hebt seinen Blick und steht langsam auf. Als er mein Gesicht sieht und mich scheinbar erkennt, huscht auch über sein Gesicht ein kurzes Lächeln. "Verzeihung, wird nicht mehr vorkommen. Nun haben Sie meine volle Aufmerksamkeit", sagt er und lächelt verschmitzt. "Das ist nun leider zu spät", sage ich, hole ein wenig aus und tue so, als würde ich Sirius die Kehle durchschneiden. Die Klinge verfehlt seine Kehle zwar um einige Zentimeter, was von mir auch so gewollt war, aber er greift trotzdem mit beiden Händen an den Hals. Dabei macht er einige Geräusche, als würde er ersticken. Ich stecke mein Schwert weg und muss lachen. Sirius fängt auch an zu lachen und nimmt mich glücklich in den Arm.

"Schön dich wiederzusehen, Layla", flüstert er. Ich nicke nur, dann schiebe ich ihn ein Stück von mir weg und gucke in die Runde. "Also, ich bin Layla. Wir werden uns jetzt vermutlich sehr viel öfter über den Weg laufen", erkläre ich und setze mich auf einen freien Stuhl. "Layla wird ab jetzt auch ein festes Mitglied im Orden sein und Sirius hier, wenn das Schuljahr wieder anfängt, sicher Gesellschaft leisten, damit er nicht so alleine ist", sagt Dumbledore und guckt mich fragend über seine Halbmond Brille an. Ich nicke. Dann scheint diese Versammlung schon zu Ende zu sein, denn Dumbledore steht auf und verlässt, gefolgt von einigen Mitgliedern des Ordens den Raum.

"Layla, ich hätte nicht gedacht, dass ich dich nochmal wieder sehe", sagt plötzlich eine Stimme direkt neben mir. "Remus?", frage ich etwas unsicher. Er nickt und nimmt mich freundlich in den Arm. Ich hatte eigentlich nie wirklich viel mit ihm zu tun, aber habe mich schon immer gut mit ihm verstanden. "Das ist meine Frau Tonks", stellt er die junge Frau neben sich vor. "Guten Tag", begrüße ich sie und reiche ihr meine Hand. "Wir müssen jetzt auch los", erklärt Remus dann an Sirius gewendet, nimmt seine Frau und verlässt den Raum.

"Möchtest Du Dich vielleicht etwas fertig machen. Du solltest unbedingt duschen", lacht Sirius und hält sich die Nase zu. Ich rolle mit den Augen. "Wir haben leider keine Dusche auf dem Schiff", weise ich ihn zurecht. "Komm mit, wir haben bestimmt noch ein Zimmer frei für Dich", sagt er, nimmt mich an die Hand und zieht mich hinter sich aus dem Raum.

Wir gehen hoch bis in den dritten Stock des Hauses. Es ist wirklich riesig. So groß sieht es von außen gar nicht aus. "Ta da", sagt Sirius und öffnet eine Tür. "Ich wusste, dass Dumbledore Kingsley schickt, um Dich zu fragen, ob Du wieder Teil des Ordens sein möchtest und da habe ich Dir schon mal ein Zimmer hergerichtet. Die Hängematte ist wieder so verzaubert, als wäre sie auf einem Schiff, genauso wie Du es damals in Hogwarts auch hattest. Ich habe auch schon ein paar andere Anziehsachen für Dich in den Schrank geräumt, da ich mir gedacht habe, dass Du kein Gepäck mitbringen wirst. Hinter der Tür da ist Dein eigenes Badezimmer, was Du Dir allerdings mit mir teilen musst. Aber ich denke, dass das kein Problem werden wird. Mein Zimmer ist übrigens direkt neben Deinem", erklärt Sirius freudestrahlend und zeigt mir alles. "Danke, und Du weißt genau, dass man an Bord nicht die Zeit hat, sich viel umzuziehen", lache ich und drücke ihn noch einmal an mich.

Dann verlässt er den Raum und ich springe kurz unter die Dusche. Ich ziehe mir eine bequem aussehende Stoffhose an und ein weites T-Shirt. Meinen Mantel habe ich an einen Haken an die Wand gehängt und meine Stiefel darunter abgestellt. Das Schwert und die Pistole habe ich in den Schrank und den Dolch meines Vaters auf das kleine Schränkchen neben der Hängematte gelegt. Dann kuschle ich mich in die Hängematte, die wirklich wie auf einem Schiff leicht wippt, und schlafe schnell ein. Ich muss einiges an Schlaf nachholen, nach der letzten Nacht.

Eine Piratin in HogwartsWhere stories live. Discover now