Kapitel 24

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Nervös beiße ich auf meiner Unterlippe herum. Ich möchte nicht wissen, wie sich Lucius gerade fühlen muss. Er sitzt unten ganz alleine auf dem Stuhl und wartet auf sein Urteil, dass das Zaubergamot gerade vereinbart. Ich habe Harry dazu überredet, nicht nur für seinen Sohn, sondern auch für ihn auszusagen, aber das heißt noch nicht, dass er nicht doch nach Askaban muss. Draco hat kurz vorher eine verminderte Strafe wegen Unerfahrenheit erhalten, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass sie mit Lucius genau so gnädig sind.

Sirius sitzt neben mir und greift nach meiner Hand. "Ganz ruhig. Wir haben alles getan, was wir konnten", flüstert er und versucht, mich so etwas zu beruhigen. Ich atme einmal tief durch und sehe nervös zu Sirius. Er nickt mir kurz mit einem beruhigenden Lächeln zu und dann wandert mein Blick zurück zu Lucius. "Wer ist dafür, dem Beschuldigten eine verminderte Strafe zu erteilen und somit nicht oder nur für kurz nach Askaban zu schicken?", brüllt eine Frau und lässt mich kurz zusammen schrecken. Mein Kopf dreht sich automatisch zum Zauberergamot. Einige Hände sind erhoben, aber bei weitem nicht die Hälfte.

Enttäuschung legt sich über mich und schnürt mir fast die Luft ab. Sirius dreht sich zu mir und flüstert: "Das sieht nicht gut aus" Wütend blitze ich ihn an. "Das sehe ich selber ", fauche ich und versuche die Tränen der Enttäuschung zu unterdrücken. "Und wer ist für eine Verurteilung, die den Angeklagten lebenslänglich nach Askaban schickt?", brüllt die Hexe und es melden sich alle anderen. Ich sehe eine Schar aus erhobenen Händen. Es kommt mir so vor, als würden die, die gerade noch auf unserer Seite waren, sich nun wieder melden. Wie in Trance starre ich auf die Hände und versuche, das ganze zu verarbeiten. Den Urteilsspruch bekomme ich nur am Rande mit und werde erst durch Sirius, der an meinem Arm zerrt, aus meiner Trance gerissen.

"Was?", zische ich und sehe ihn direkt an. "Sag ihm, dass du ihn hasst", befiehlt Sirius und ich schüttle den Kopf. "Warum sollte ich das tun?", frage ich irritiert und hebe eine Augenbraue. "Mach einfach, solange du noch kannst, bitte. Vertrau mir. Das wird ihm helfen", antwortet Sirius und zieht mich von meinem Sitz. Dann schiebt er mich etwas in die Richtung, wo Lucius gerade abgeführt wird. "Mach schon", motzt Sirius und wie mechanisch setze ich mich in Bewegung.

Auf dem Weg setze ich mein bestes Pokerface auf und presse meine Lippen so aufeinander, dass mein Mund nur noch ein schmaler Strich ist. Ich öffne die Tür und sehe, wie die beiden Wachen Lucius zum Aufzug bringen. Mit schnellen Schritten folge ich ihnen. "Ich muss noch einmal mit ihm sprechen", verkünde ich auf halben Weg und einer der Wachmänner dreht sich zu mir um. "Das geht nicht. Wir haben den Befehl, ihn auf direktem Weg zu den anderen, die heute nach Askaban geschickt werden, zu bringen", erklärt er. Doch das hält mich nicht davon ab, nach Lucius Schulter zu greifen und ihn schwungvoll zu mir umzudrehen. Er wurde mit magischen Seilen gefesselt und verliert fast das Gleichgewicht. Es kostet mich sehr viel Überwindung ihn nicht zu stützen, aber das hätte meiner Rolle nicht entsprochen.

"Layla?", haucht Lucius und ein kleines Lächeln huscht über sein Gesicht. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und gebe ihm eine kräftige Backpfeife. Die Wachen sehen mich beide verwundert an und Lucius fragt irritiert: "Was sollte das jetzt?" Ich hole noch einmal tief Luft und Lucius zieht etwas den Kopf ein. Fast so, als erwarte er, dass ich ihm nochmal eine scheuere. "Du bist echt das Letzte!", fauche ich und Lucius, so wie die beiden Wachen, zucken erschrocken zusammen. "Wie meinst du das?", fragt Lucius und sieht mich mit ein bisschen Trauer und großer Verwirrtheit in den Augen an.

"Dein Sohn hat mir alles erzählt!", schnauze ich. Mit seinem Sohn wird er sich eh nie wieder vertragen, dann kann ich ihn da auch mit reinziehen. Lucius Reaktion auf das Ganze zerreißt mir innerlich fast das Herz. Er steht einfach nur da und scheint die Welt nicht mehr zu verstehen. "Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben! Hörst du! Ich bin so was von fertig mit dir", brülle ich und er taumelt ein Stück zurück. Ich greife ihn am Kragen und ziehe ihn so nah an mich, dass sein Ohr nur wenige Zentimeter von meinem Mund entfernt ist. "Du bist echt das aller Letzte", flüstere ich bedrohlich. Dann schubse ich ihn von mir weg, drehe mich schwungvoll um und verschwinde ohne eine Antwort von ihm abzuwarten.

Eine Piratin in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt