Kapitel 20

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Sirius und ich stehen an einem Fenster im Westflügel, bereit zu kämpfen. Unsere Blicke sind aus dem Fenster gerichtet und beobachten die Schutzmauer, die durch die Schutzzauber der Lehrer hervorgerufen wurde. Wir beobachten, wie die Todesser ihren Angriff beginnen und versuchen, die Schutzzauber zu brechen. "Versprichst du mir was?", fragt Sirius ohne den Blick vom Fenster zu nehmen. "Hmm", mache ich und warte auf seine Forderung. "Versprich mir, dass du nicht stirbst", flüstert er und sieht mich nun direkt an. "Dann versprich du mir, dass du mir den Rücken frei hältst, so wie ich es bei dir tun werde. Und konzentriere dich", antworte ich und Sirius nickt. Beim letzten Kampf wäre er fast gestorben, nur weil er unkonzentriert war.

Plötzlich hört man einen lauten Knall und die Schutzzauber brechen. Wir drehen uns wieder zum Fenster und sehen, wie die Todesser in ihrer Rauchgestalt auf das Schloss zu fliegen. "Es geht los", verkünde ich und Sirius nickt. Wir treten ein Stück vom Fenster weg und stellen uns Rücken an Rücken. Dann bricht schon die erste Rauchgestalt durch das Fenster. Ohne zu zögern schieße ich sie mit einem Schockzauber ab. Die Gestalt hat nicht damit gerechnet, bereits hier schon einen Kämpfer zu treffen, weshalb sie zur Seite geschleudert wird. Es dauert aber nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor weitere Todesser durch das Fenster kommen, so dass Sirius und ich auseinander hechten müssen.

Ich lande auf allen vieren, springe aber sofort wieder auf. Dann schicke ich einen Schockzauber hinter der Rauchschwade, die uns auseinander getrieben hat, her und sehe mich suchend nach Sirius um. Er ist zur anderen Seite gefallen. Allerdings kann er sich nicht so gut abfangen wie ich, weshalb er noch auf dem Boden liegt. "Komm, steh auf", rufe ich ihm zu und halte ihm eine Hand hin. Er ergreift sie und ich ziehe ihn wieder auf die Füße. Dann drehen wir uns wieder Rücken an Rücken und stellen uns in Kampfstellung hin.

"Und los", rufe ich. Sirius und ich schießen abwechselnd Zauber auf unsere Gegner. Außerdem wehren wir die Angriffe der Todesser geschickt ab. Ich habe es mit drei Todessern gleichzeitig zu tun und vermutlich ist es bei Sirius nicht anders. Mich belustigt ein bisschen die Vorstellung, dass die Todesser, trotz Überzahl, kaum eine Chance gegen mich haben. Plötzlich kommt aus dem Inneren des Schlosses ein weiterer Todesser. Er sendet einen Zauber auf mich, unter dem ich mich gerade noch so wegducken kann. Die Wand neben uns explodiert und gibt den Weg nach draußen frei.

Kalter Wind zieht ins Schloss und es schaudert mich kurz. Der Kampf geht ohne Unterbrechung weiter. Allerdings kommen nun von draußen weitere Todesser hinein und dann geschieht das, was nur noch eine Frage der Zeit war. Ein Zauber kommt auf uns zu und trifft Sirius von der Seite. Er verliert den Halt und fliegt aus dem riesigen Loch nach draußen. "SIRIUS. NEIN", brülle ich und sehe ihm geschockt nach. Ich will zu der Öffnung laufen und versuchen ihm zu helfen, aber werde von einem Schockzauber, den ich gerade noch abwehren kann, aufgehalten. Wut macht sich in mir breit und ich erhebe meinen Zauberstab.

Bevor jedoch noch einer der Todesser angreifen kann, erklingt wieder Voldemorts Stimme und hallt von den Wänden Hogwarts wieder. "Ihr habt gekämpft, heldenhaft gekämpft. Lord Voldemort weiß Tapferkeit zu schätzen. Doch Ihr habt schwere Verluste erlitten. Wenn Ihr mir weiterhin Widerstand leistet, werdet Ihr alle sterben, einer nach dem anderen. Ich will nicht, dass dies geschieht. Jeder Tropfen magisches Blut, der vergossen wird, ist ein Verlust und eine Verschwendung. Lord Voldemort ist gnädig. Ich befehle meinen Streitkräften, sich sofort zurückzuziehen. Ihr habt eine Stunde. Schafft eure Toten mit Würde fort. Versorgt die Verletzten.

Harry Potter, ich spreche nun direkt zu Dir. Du hast deine Freunde für Dich sterben lassen, anstatt mir selbst entgegenzutreten. Ich werde eine Stunde lang im Verbotenen Wald warten. Wenn Du nach Ablauf dieser Stunde nicht zu mir gekommen bist, Dich nicht ergeben hast, dann beginnt die Schlacht von neuem. Diesmal werde ich selbst in den Kampf ziehen, Harry Potter, und ich werde Dich finden, und ich werde jeden Einzelnen, ob Mann, Frau oder Kind, bestrafen, der versucht hat, Dich vor mir zu verstecken. Eine Stunde"

Ich schaue mich um und tatsächlich verlassen die Todesser nun alle das Schloss. "Sirius", rufe ich und renne zu der großen Öffnung in der Mauer. Verzweiflung macht sich in mir breit. Ich beschwöre aus der Spitze meines Zauberstabs ein Seil, dass sich um einen der Balken an der Decke schlingt. Das andere Ende binde ich mir um die Hüfte und beuge mich dann langsam aus der Öffnung. Sofort zerrt kalter Wind an meinem Mantel.

"Layla?", höre ich Sirius angestrengt fragen. Er lebt. Er hängt eine Etage unter mir an einer Fensterbank. "Könntest du mir jetzt bitte helfen? Ich kann mich bald nicht mehr halten", sagt er gequält und ihm läuft eine Schweißperle über die Stirn. Ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht und dann seile ich mich ein Stück ab. "Nimm meine Hand", sage ich und halte sie ihm hin. Er reicht mir seine Hand und ich ziehe ihn wieder hinauf.

Erschöpft liegen wir nebeneinander und starren zur Decke. "Wir sollten in die Große Halle", sage ich nach wenigen Minuten ausruhen und stehe wieder auf. Ich reiche Sirius eine Hand und helfe ihm auf. "Denkst du, es hat viele von uns erwischt?", fragt er, als wir die Treppe zur großen Halle herunterlaufen. "Ich weiß es nicht. Wo ist eigentlich dein Zauberstab?", frage ich und schaue einmal an ihm herunter.

Er hat seine Hände in die Hosentaschen gesteckt und humpelt etwas. An seiner linken Seite ist sein Shirt von Blut getränkt. Mitleidig sehe ich ihn an. "Hab ihn bei dem Sturz verloren", beichtet er und sieht auf den Boden. "Ist doch nicht schlimm. Ich habe meinen ja noch. Accio Sirius Zauberstab", sage ich und hebe meinen eigenen ein Stück. Es dauert nicht lange und er kommt angeflogen. Ich fange ihn geschickt auf und gebe ihn seinem Besitzer zurück. Dieser lächelt mich dankend an und wir setzen unseren Weg zur Großen Halle fort.

Die Tische sind aus der Großen Halle verschwunden. Stattdessen tummeln sich viele Menschen darin. Die Überlebenden suchen nach ihren Freunden und Familien. Auf dem Boden liegen viele Tote und in meinem Hals bildet sich ein Kloß, als ich alle Weasleys auf einem Fleck sehe. Mit schnellen Schritten folge ich Sirius, der bereits auf sie zustürmt, da er Harry bei ihnen entdeckt hat.

Harry steht bei den Weasleys, die, wie ich nun, da ich näher bei ihnen bin, erkennen kann, um die Leiche von Fred stehen. Sirius nimmt Harry kurz in den Arm und drückt ihn ganz feste an sich. Dann scheint Harry ihm irgendwas zu sagen und zeigt auf etwas neben Freds Leiche. Als ich bei den beiden angekommen bin, sehe ich in Sirius Gesicht das pure Entsetzen. Ich kann noch nicht erkennen, was Harry ihm gezeigt hat, da zu viele Menschen davor stehen und meine Sicht versperren.

"Moony", haucht Sirius und stürzt nach vorne. Mir gefriert das Blut in den Adern und ich folge Sirius zu Remus Leiche. Sirius hat Tränen in den Augen, als er sich zu seinem Freund kniet und seine Hand nimmt. Neben Remus liegt Tonks. Sie ist genauso bleich und regungslos, wie ihr Mann. Ich hocke mich zwischen den beiden hin und nehme ihre Hände, um sie ineinander zu legen. Dann stehe ich wieder auf und gehe zu Sirius. Vorsichtig lege ich ihm eine Hand auf die Schulter. Er schreckt kurz hoch und ich sehe in sein von Tränen überströmtes Gesicht.

Traurig und mitfühlend lächle ich, beuge mich zu ihm und nehme ihn fest in den Arm. Er vergräbt sein Gesicht an meiner Schulter und lässt der Trauer freien lauf. Es kostet mich viel Selbstbeherrschung nicht auch in Tränen auszubrechen, aber Sirius braucht mich jetzt. Ich streiche ihm beruhigend über das Haar und sehe mich um. Überall stehen Trauernde bei ihren Liebsten und die Verletzten lassen sich verarzten. Ich habe in meinem Leben schon viele Schlachten gekämpft, aber keine war so schlimm wie diese. So viele Opfer auf der eigenen Seite habe ich noch nie erlebt.

Eine Piratin in HogwartsWhere stories live. Discover now