Kapitel 19

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Todmüde lasse ich mich nach meiner letzten Unterrichtsstunde heute auf mein Bett fallen und schlafe ein. Ein ohrenbetäubender Schrei lässt mich hochschrecken. Ich sitze kerzengerade in meinem Bett. Den Blick auf das offene Fenster gerichtet. Ich habe vergessen, es zu schließen und das habe ich jetzt davon. Irgendwer dachte, er könne nach Hogsmead apparieren und hat den Katzenjammer-Zauber aktiviert. Gequält langsam stehe ich auf und laufe durch das Zimmer zum Fenster, um es zu schließen.

Ich bin nun schon seit ungefähr acht Monaten in Hogwarts und die Lage hier ist echt schwierig. Die Schüler werden dazu gezwungen, Erstklässler zu quälen und bekommen fast nur schwarz magische Zauber beigebracht. Einige der Schüler, die schon damals in Dumbledores Armee waren, müssen sich sogar im Raum der Wünsche verstecken, weil die Carrows keine Gnade kennen. Natürlich habe ich mich etwas für die Schüler eingesetzt, aber nach der zweiten Abmahnung, musste ich damit aufhören. Jetzt kann ich nur noch die Wunden versorgen und die Carrows von meinem Unterricht fern halten.

Snape sieht man nur sehr selten und wenn, dann tut er nichts und schaut einfach nur stumm zu. Mit Sirius und Tonks halte ich stetigen Briefkontakt. Zwar mussten wir uns Kosenamen geben, weil die meisten Briefe von Todessern abgefangen und gelesen werden, aber das stört mich nicht. Wir schreiben grundsätzlich nur Dinge, die nichts über unsere Personen verraten oder irgendeinen Plan des Ordens beschreiben. Das einzige, was man den Briefen entnehmen kann, ist, dass ich sie schreibe, da ich von dem Alltag in Hogwarts berichte. Ich wurde auch schon darauf angesprochen und konnte aber die Todesser davon überzeugen, dass ich einem Freund, aus meiner Zeit auf See, schreiben würde.

Alle paar Wochen kam Lucius mal vorbei. Die meiste Zeit haben wir dann im Astronomieturm verbracht und einfach nur geredet. Wir verstehen uns wieder echt gut und meine Wut auf ihn ist fast komplett verschwunden.

Als ich am Fenster stehe und hinaus in Richtung Hogsmead schaue, sehe ich, dass Dementoren darüber hin weg fliegen. Da stimmt etwas nicht. Die Todesser holen doch sonst nicht sofort die Dementoren. Oder ist da jemand, der auf ihrer Liste steht? Ich nehme mein Fernglas aus dem Schrank vor dem Fenster und sehe hindurch. Da es dunkel ist, erkenne ich aber fast nicht. Als ich gerade aufgeben will, zieht etwas hell leuchtendes meine Aufmerksamkeit auf sich. In einer der Gassen hat sich gerade ein Patronus in Form eines Hirsches erhoben und verscheucht einige der Dementoren.

‚Harry' schießt es mir durch den Kopf und ich verlasse mit schnellen Schritten mein Zimmer. Vor der nächsten Wand laufe ich drei mal auf und ab und denke fest an den Raum der Wünsche. Die Tür erscheint und ich husche, mich vorher nochmal umguckend, hindurch. "Layla? Was machst du hier?", begrüßt mich Neville und sieht mich fragend an. "Harry ist da. In Hogsmead. Ich habe vom Turm aus seinen Patronus gesehen", erkläre ich und ein Raunen geht durch den Raum. "Sicher?", fragt Neville und man hört deutlich die Hoffnung in seiner Stimme. "Ja, ich bin sicher. Also husch, ab durchs Gemälde. Da kommt schon Ariana", scheuche ich ihn in Richtung Gemälde. Neville folgt meiner Anweisung und verschwindet in dem Tunnel.

Eine gefühlte Ewigkeit später kommt Neville zurück. Er strahlt glücklich und ruft: "Schaut mal, wenn ich mitgebracht habe." Knapp hinter ihm betreten Harry, Ron und Hermine den Raum, welcher nun von Jubelrufen erfüllt ist. Ich stehe lächelnd an eine Wand gelehnt und beobachte, wie alle Schüler sie glücklich begrüßen. Jetzt wird das Fass zum Explodieren gebracht. Heute ist der Tag, an dem sich entscheiden wird, wer gewinnt. Voldemort und seine Todesser oder wir.

Während einige der Schüler Harry helfen, verständigen Fred und George den Rest von Dumbledores Armee und ich schicke Nachrichten an die Ordensmitglieder. Es dauert nicht lange, bis sie alle nach und nach auch durch den Tunnel kommen. Ich stehe am Gemälde und passe auf, dass es nicht wieder schließt. Den vorbeigehenden Ordensmitgliedern nicke ich zu. Manche lächeln mich kurz an, andere nicken auch. Je mehr Zeit vergeht und je voller der Raum der Wünsche wird, um so mehr steigt meine Nervosität. Aber nicht, wegen dem bevorstehenden Kampf, sondern weil Sirius, Tonks und Remus noch nicht da sind.

Seit Weihnachten habe ich von ihnen nichts mehr gehört und weiß daher nicht, ob es ihnen gut geht. Ich bin einfach immer davon ausgegangen, weil man bestimmt mitbekommen hätte, wenn sie gefunden worden wären. Ganz in Gedanken versunken, bekomme ich gar nicht mehr mit, wer alles kommt. Erst als mir jemand auf die Schulter haut und direkt neben mir sagt: "Schön dich wiederzusehen, Layla", erwache ich aus meiner Starre. Ich drehe mich zu der Stimme und sehe in zwei graue Augen. "Sirius", rufe ich glücklich und ziehe ihn in eine feste Umarmung. Dass das Gemälde nun den Eingang versperrt, ist mir in dem Moment völlig egal. "Ich dachte schon, Ihr kommt nicht mehr", sage ich leicht vorwurfsvoll und löse mich wieder von ihm. "Das lassen wir uns doch nicht entgehen", grinst Sirius.

Die Tür zum Raum der Wünsche geht auf und Harry kommt mit Luna im Schlepptau zurück. Er sieht leicht erschrocken aus wegen der Masse an Menschen, die sich nun in dem Raum befinden. "Harry, was geht hier vor?", fragt Remus, der mit Kingsley am nächsten an der Tür steht. "Voldemort ist auf dem Weg, sie verbarrikadieren die Schule - Snape ist geflohen - was macht Ihr denn hier? Wie habt Ihr davon erfahren?", antwortet Harry und ich grinse Fred und George zu. "Wir haben Botschaften an den Rest von Dumbledores Armee geschickt. Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, dass sich alle den Spaß entgehen lassen würden, Harry", ruft Fred und Harry lächelt glücklich. "Und ich habe dem Orden Bescheid gesagt", rufe ich und Harrys Blick wandert zu mir und Sirius. Sein Lächeln vertieft sich, doch als George fragt, was als nächstes passiert, verschwindet es wieder. "Die jüngeren Kinder werden in Sicherheit gebracht und alle kommen in der Großen Halle zusammen, um eingeteilt zu werden. Wir werden kämpfen", erklärt Harry und lautes Gebrüll erhebt sich. Die Menge drängt sich zu Tür hinaus und macht sich auf den Weg in die Große Halle.

Die Decke der Großen Halle ist dunkel und mit Sternen übersät. Alle Hogwartsschüler sitzen mit ihren Reisemänteln über ihren Schlafsachen an ihren Tischen. An den Seiten stehen die Statuen, die Professor McGonagall mit einem Zauber zum leben erweckt hat. Die Mitglieder des Ordens stellen sich zu Professor McGonagall auf das Podium, wo normalerweise immer der Tisch für die Lehrer stand. Ich stelle mich zu den Lehrern und beobachte Professor McGonagall, die Anweisungen gibt. "... Mr Filch und Madam Pomfrey werden die Evakuierung beaufsichtigen. Vertrauensschüler, wenn ich das Signal gebe, scharen Sie die Schüler Ihres Hauses um sich und führen sie geordnet zum gemeinsamen Treffpunkt"

Einer der Schüler steht auf und fragt, ob man auch bleiben könne. Die Professorin erklärt, dass volljährige Schüler bleiben können, was sich irgendwie auch von selbst versteht. Sie können selber entscheiden, was sie tun wollen. Ein Mädchen fragt nach ihren persönlichen Sachen. Sie scheint die Lage nicht ganz zu verstehen. Es bleibt keine Zeit seinen Koffer zu holen. Professor McGonagall erklärt noch etwas, wird aber von der kalten Stimme Voldemorts unterbrochen. Man kann nicht genau ausmachen, von wo sie kommt, aber sie ist klar und deutlich zu verstehen.

"Ich weiß, dass Ihr Euch bereit macht zum Kampf", hallt durch die Halle. Einige Schüler schreien auf oder klammern sich an ihren Sitznachbarn und sehen sich entsetzt um. "Eure Bemühungen sind zwecklos. Ihr könnt mich nicht besiegen. Ich will Euch nicht töten. Ich habe Hochachtung vor den Lehrern von Hogwarts. Ich will kein magisches Blut vergießen. Gebt mir Harry Potter und keinem soll Leid geschehen. Gebt mir Harry Potter und ich werde die Schule unversehrt lassen. Gebt mir Harry Potter und Ihr sollt belohnt werden. Ihr habt Zeit bis Mitternacht", erklärt Voldemort.

Während seiner Erklärung wird es still in der Großen Halle. Alle hören gespannt zu. Als er geendet hat, ruft eine Slytherin, man solle Harry festhalten und augenblicklich stehen alle Gryffindorschüler auf. Kurz danach stellen sich auch die Huffelpuff- und Ravenclawschüler hin. Alle mit dem Rücken zu Harry, an das Mädchen gewendet und manche haben sogar den Zauberstab erhoben.

"Danke, Miss Parkinson. Sie werden die Halle mit Mr Filch zusammen als Erste verlassen. Der Rest Ihres Hauses möge folgen", verkündet Professor McGonagall mit schneidender Stimme. Die Slytherinschüler stehen auf und verlassen, gefolgt von den anderen, die Große Halle. Ich beobachte das Ganze mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Diese Parkinson war mir schon, als ich das erste Jahr hier war, ein Dorn im Auge. "Komm, wir müssen in den Westflügel", sagt Sirius, der plötzlich neben mir steht und mir auf die Schulter tippt. Ich nicke und wir machen uns auf den Weg.

Eine Piratin in HogwartsWhere stories live. Discover now