42 | Ein besonderes Geburtstagsgeschenk

1.6K 45 39
                                    

Als ich meine Wohnungstür öffnete, erblickte ich zunächst nur einen riesigen Strauß Rosen. Sekunden später tauchte Raphaels Gesicht dahinter auf. »Happy Birthday, Amore!«, begrüßte er mich und gab mir flüchtig einen Kuss auf die Wange, ehe er mir ins Innere folgte. Seltsamerweise hatte er einen kleinen Koffer dabei, den er im Flur ließ. Ich stellte die Blumen in eine weiße Vase und platzierte sie auf dem Esstisch.

»So, jetzt möchte ich aber mal eine richtige Begrüßung mit einem Geburtstagskuss«, forderte ich gespielt beleidigt und wandte mich zu ihm. Raphael kam auf mich zu, legte eine Hand unter mein Kinn und hob es an. Mit dem Daumen fuhr er leicht über meine Unterlippe. Ich stützte meine Hände auf seinem Brustkorb ab. Raphael überbrückte den letzten Abstand und verschloss unsere Lippen miteinander. Nach einer Weile unterbrachen wir unsere Zärtlichkeiten.

Raphael kramte umständlich in seiner Tasche und zog etwas hervor. »Hier ist dein Geschenk. Ich hatte dir ja eine Überraschung versprochen.« Er hielt mir einen hellblauen Umschlag hin, den ich sogleich entgegennahm. Skeptisch musterte ich das Stück Papier in meiner Hand. Ich hoffte, dass ich nicht nur eine Karte mit Glückwünschen bekam, wie ich sie heute bereits dreimal erhalten hatte. Denn auch wenn ich mich darüber freute, war es noch mal etwas anders, als wenn man ein richtiges Geschenk bekommen würde.

»Nun mach schon auf«, drängte er und trat ungeduldig von einem Bein auf das andere. Unsicher öffnete ich den Umschlag, doch was ich darin vorfand, hätte ich mir nicht träumen lassen. »Wow! Raphael, du bist doch verrückt. Zwei Flugtickets nach Barcelona. Wahnsinn! A-aber wie? Ich meine, ich muss doch am Montag wieder zur Arbeit und... das geht ja heute schon los?« Ich musterte die Karten in meiner Hand und war sprachlos. »Ich habe alles abgeklärt. Ich habe mit deinem Chef geredet, du bekommst die zwei Tage frei. Joshi habe ich beauftragt, dass er Amina informiert und die hat vorhin schon mal heimlich angefangen, deinen Koffer zu packen. Unser Flug geht um 18:35 Uhr. Freust du dich denn?«

Ich war baff über Raphaels ausgeklügelten Plan. Tatsächlich hatte ich nichts davon mitbekommen. Deshalb also auch der Koffer im Flur. »Und wie ich mich freue! Die Überraschung ist dir echt gelungen. Jetzt muss ich mich aber ziemlich beeilen.« Ich drückte dem Halbitaliener einen Kuss auf die Lippen und ging an ihm vorbei in mein Zimmer, um fertig zu packen. Ich tauschte mein Kleid gegen eine hellgraue Adidas Jogginghose und ein T-Shirt. Meine Haare hatte ich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

Ich ging zurück ins Wohnzimmer, wo Raphael es sich auf meinem Sessel bequem gemacht hatte. »Fertig!«, ließ ich verlauten. Mein Freund drehte sich zu mir um und musterte mich wohlwollend. »Ohne Spaß, ich kenne keinen Menschen, der selbst in Jogginghosen so heiß aussieht«, murmelte er mit heiserer Stimme. »Also ich kenne da schon noch wen. Wirf einfach mal einen Blick in den Spiegel. Aber bevor du mich mit deinen Blicken ausziehst, sollten wir lieber losfahren. Wir verpassen sonst den Flug«, erinnerte ich ihn.

»Du stehst doch drauf«, erwiderte er und schmollte. »Aber du hast recht, wir sollten pünktlich kommen. Dann verschieben wir das Ficken eben auf später.« Ich verdrehte die Augen. »Raphael, also bitte!« »Ist doch so. Ich meine das ernst«, erwiderte er schulterzuckend.

Raphael hatte sogar extra zwei Plätze in der Business Class reserviert, damit wir mehr Platz hatten. Durch das kleine Flugzeugfenster beobachtete ich die vorbeiziehende Landschaft unter uns. Die Zeit verging wortwörtlich wie im Flug und so landeten wir gut zweieinhalb Stunden später in Barcelona. Wir stiegen in einen Mietwagen und fuhren zum Hotel. Mein Freund hatte auch hier keine Kosten und Mühen gescheut und hatte eine riesige Suite im W-Hotel mit beeindruckendem Blick auf das Meer sowie die berühmte Barceloneta gebucht. Ich ließ mich sogleich auf das große Doppelbett fallen und sank in das weiche Kissen.

Raphael räumte einen Teil seiner Kleidung aus und legte sich dann neben mich. Er streichelte mir über den Kopf und spielte mit meinen Haarsträhnen. »Was hältst du davon gleich etwas zu essen und danach ein bisschen die Stadt anzuschauen?«, unterbreitete er mir seinen Vorschlag. »Liebend gerne, aber ich möchte mich noch kurz ausruhen. Ist es okay, wenn wir in circa 15 Minuten losgehen?«, fragte ich. Raphael nickte und legte von hinten einen Arm um mich.

In meiner Wolke | 1raf7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt