38 | Meinungsverschiedenheit

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Auch die darauffolgende Nacht mit Raphael war wunderschön. Wir konnten nach diesem romantischen Abend natürlich nicht die Finger voneinander lassen. Raphael wusste genau, was er tun musste und hatte mich voll im Griff. Er wechselte immer wieder von seiner sanften, liebevollen Seite zu einer rauen, dominanten, wilden Seite und trieb mich damit beinahe in den Wahnsinn. Seine Ausdauer war ebenfalls beachtlich. Kam wohl vom vielen Training.

Dementsprechend war ich am nächsten Morgen ziemlich müde und gerädert. Raphael wollte mir, nachdem er im Fitnessstudio trainieren war, unbedingt einige neue Songs zeigen, die er geschrieben und aufgenommen hatte. Geduldig saß ich neben ihm auf dem Bett, hörte mir alles an und gab ihm Feedback. Der Großteil der Songs gefiel mir wirklich gut. Einer der ruhigeren Tracks, Sag Ihnen 2, berührte mich irgendwie. Es war sehr persönlicher Song, der Teile von Raphaels Karriere widerspiegelte. Die Melodie und der Text lösten eine leichte Gänsehaut bei mir aus.

Später gingen wir mit Abudi, Sale und Joshi im Garda Eis essen. Raphael und ich teilten uns einen großen Becher, da ich nicht so viel Hunger hatte und mein Freund aufgrund seines Trainings sehr auf die Ernährung achtete. Auch wenn ich nur ein paar Tage in Wien war, fühlte ich mich wohl und begann zu verstehen, warum Raphael diese Stadt so am Herzen lag. Seine Jungs hatten mich ebenfalls freundlich und offen aufgenommen.

Am nächsten Tag landete ich mittags in Berlin, ging zuerst einkaufen und fuhr dann nach Hause. Ich hatte einige Sachen zu erledigen, machte die Wäsche und leerte schließlich meinen randvollen Briefkasten, der bereits zu platzen drohte. Ich sortierte zunächst alles nach Rechnungen und wichtigen Unterlagen oder Werbung.

Auf einmal fiel mir ein kleiner hellgelber Flyer auf. »Einladung« prangte in fetten Lettern darauf. Neugierig las ich das Schreiben durch. Es handelte sich um eine Einladung zu einer Studentenparty meiner Uni am Freitag im »Diamond's«. Spontan entschloss ich mich, die Einladung zuzusagen. Ich schrieb zwei Kommilitoninnen, mit denen ich mich bisher gut verstanden hatte, und fragte, ob sie ebenfalls mitkommen würden. Es dauerte nicht lange, bis ich von beiden eine Zusage hatte.

Die Party fand bereits in zwei Tagen statt und ich musste vorher unbedingt mal in meinem Kleiderkarton im Keller nach einem Kleid suchen, welches ich anziehen könnte. Bevor ich es wieder vergaß, beschloss ich, sofort nach unten zu gehen. Nach langem Hin und Her entschied ich mich schließlich für ein schwarzes Minikleid mit dünnen Trägern, welches am Rücken sehr frei udn großzügig ausgeschnitten war und sich eng an meinen Körper schmiegte. Es war nicht zu aufreizend, aber auch nicht zu langweilig und schlicht. Oben in meiner Wohnung angekommen räumte meinen Koffer aus und brachte den restlichen Abend die Wohnung auf Vordermann.

Als ich am frühen Freitagabend von der Arbeit nach Hause kam, hatte sich Raphael endlich mal wieder gemeldet. Ich erzählte ihm von der Party und schickte ihm ein Bild von mir in dem Kleid. Seine Antwort fiel ein wenig anders als erwartet aus: »Du siehst zwar in dem Kleid echt bombe aus und ich frage mich, warum du dieses schicke Kleid nie zu einem unserer Dates anhattest. Mir ist es aber gar nicht recht, dass du so feiern gehst und schon mal gar nicht alleine.«

»Sagt derjenige, der zu fast jedem Treffen in Jogginghose kam. Lass das mal meine Sorge sein und gönn' mir doch ein bisschen Spaß. Außerdem bin ich nicht alleine. Es kommen noch zwei Kommilitoninnen aus meiner Uni mit ins ›Diamond's‹.« Es dauerte keine 10 Sekunden von dem Zeitpunkt an dem Raphael die Nachricht gelesen hatte, bis zu dem Moment, in dem mein Handy seinen Anruf verzeichnete. Ich hob ab.

»Sarah, hast du gerade gesagt, dass du ins ›Diamond's‹ willst? Spinnst du? Mir ist es scheißegal, wer da mit dabei ist. Ich will nicht, dass du da hingehst!«, legte mein Freund direkt los. »Ja genau dort. Was ist daran so schlimm? Es ist doch nur ein ganz normaler Club und die Musik an dem Abend ist auch genau meins.« »Du kennst den Laden und die Leute dort scheinbar nicht und das ist auch besser so. Die will man gar nicht kennen. Hab keine guten Erfahrungen damit. Es ist wirklich besser, wenn du von dort fernhältst. Und erst recht in diesem Aufzug. Wenn ich bloß in Berlin wäre ...«

In meiner Wolke | 1raf7Where stories live. Discover now