07 | Berlin

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Mittlerweile waren etwas mehr als drei Wochen vergangen und ich hatte mich einigermaßen gut eingelebt. Ich lebte in einer Altbauwohnung im Berliner Stadtteil Moabit. Nicht unbedingt die beste Gegend und die Wohnung war auch nicht sonderlich groß, aber mir reichte es aus und ich war damit zufrieden.

In den ersten Tagen hatte ich zwar noch einige Schwierigkeiten, schließlich war die Umstellung sehr groß für mich. Doch ich hatte mich mit der Trennung von meiner gewohnten Umgebung relativ zügig abgefunden. Zum einen hielt mich der neue Masterstudiengang an der Uni ganz schön auf Trab, zum anderen blieb mir zusätzlich zu meinem Nebenjob und dem Lernen kaum noch freie Zeit.

Dieses Mal hatte ich das Glück einen Aushilfsjob in einer Nike Filiale in der Mall Of Berlin zu bekommen. Ich liebte meinen neuen Job, da ich selbst seit Jahren sehr sportaffin war, mich für Mode interessierte und dabei auch noch deutlich besser verdiente als bei meinen Arbeitsstellen zuvor in Hamburg. Dies war auch nötig, da die Wohnungen in Berlin um einiges teurer waren.

Meine Freunde und Familie fehlten mir dennoch sehr. Hier in Berlin kannte ich bisher fast niemanden. ›Außer Raphael, wobei richtig kennen übertrieben wäre und die Chance ihn zufällig wieder zu treffen viel zu gering war‹, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, den ich gleich darauf wieder verwarf.

Ich wunderte mich über mich selbst, da ich seit den Gesprächen mit Alex und Amina nicht mehr an ihn gedacht hatte. Und jetzt schlich sich auf einmal die Erinnerung an ihn und den Abend von Alex' Feier wieder in mein Gedächtnis. Ich schüttelte meinen Kopf wie als würde ich hoffen, dass die Gedanken dadurch verfliegen.

Ab und zu traf ich mich zwar nach der Uni noch mit einer Kommilitonin zum Lernen, aber von richtiger Freundschaft konnte da nicht die Rede sein. Dazu kannten wir uns noch nicht gut genug.

Draußen wurde es immer kälter, denn der Winter stand vor der Tür. Meine Motivation die Wohnung zu verlassen, um zur Uni oder auf die Arbeit zu gehen, sank von Tag zu Tag, da ich die Kälte nicht besonders gerne mochte. Viel lieber würde ich irgendwo im Süden unter Palmen am Meer liegen.

Nach meinen Vorlesungen am späten Vormittag machte ich mich wieder mal auf den Weg zur Arbeit, dick eingemummelt in meine Winterjacke und einem Schal. Darunter trug ich einen grauen Nike-Hoodie und eine schwarze Jeans. Der kalte Wind pustete mir um die Ohren und ich bereute es, keine Mütze aufgesetzt zu haben. Mürrisch kickte ich ein paar heruntergefallene Kastanien zur Seite und war froh, als ich endlich das große Einkaufszentrum erreichte.

Ich trat durch die große Schwingtüre und eine angenehme Wärme strömte mir entgegen. Ich zog meine Handschuhe aus. Mit der Rolltreppe fuhr ich in den 1. Stock und betrat kurz darauf den geräumigen Laden, in dem ich arbeitete. Im Hinterzimmer zog ich Jacke und Schal aus, richtete meine Haare und war bereit meine Kollegin von ihrer Schicht abzulösen. Sie verabschiedete sich und nun waren wir nur noch zu zweit.

Gerade war sehr wenig im Laden los, weshalb ich die Zeit nutzte, Michelle, die Kollegin mit der ich zusammen Schicht hatte, ein bisschen näher kennenzulernen. Sie war etwa 1,80 m groß, hatte schulterlange blonde Haare und ein offenes, ehrliches Lächeln. Ich verstand mich auf Anhieb gut mit ihr und wir beschlossen, demnächst nach der Arbeit etwas zusammen zu unternehmen.

»Passt es bei dir am Donnerstag?«, sprach sie mich an, nachdem sie einen Blick in ihren Terminkalender geworfen hatte. »Ja, das passt perfekt.« »Super, ich freu mich.« »Ich mich auch«, strahlte ich.

Unser Gespräch wurde plötzlich durch ein leises Räuspern unterbrochen. »Hallo...« Überrascht sah ich auf und mir stockte der Atem.

Mieser Cliffhanger, ich weiß😏
Habt ihr eine Idee, was Sarah so überrascht haben könnte?

In meiner Wolke | 1raf7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt