Kapitel 37

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„Lass uns tanzen", schreie ich Lilly zu, nachdem ich schon einige Becher getrunken habe und die Wirkung des Alkohols sich langsam in meinem Körper ausbreitet. Lilly schüttelt eher weniger begeistert den Kopf, doch ich greife einfach nach ihrem Handgelenk und ziehe sie mit auf die Tanzfläche, wo schon einige betrunkene Menschen sind und lauthals den Text des Lieds mitsingen. Ich schnappe mir Lillys zweite Hand und drehe mich mit ihr im Kreis, was uns beide zum Lachen bringt.

Ich versuche all meine Gedanken auszublenden, auch wenn ich mich immer wieder dabei erwische, wie ich den Raum nach Colin abchecke. Am liebsten würde ich mich jedes Mal dafür selbst schlagen, vor allem, weil ich irgendwie enttäuscht bin, dass er nicht hier ist. Aber selbst, wenn er hier wäre, würde es mir wohl auch nichts bringen, weil er mich nur ignorieren würde. Dann würde ich ihn eifersüchtig machen wollen und das würde alles nur noch schlimmer machen, weil es dann sogar gerechtfertigt wäre, dass er so wütend auf mich ist. So gesehen, sollte er lieber zu Hause bleiben, auch wenn es eigentlich eh nicht schlimmer zwischen uns werden kann.

„Alles okay?", fragt Lilly mich über die laute Musik hinweg besorgt.

Seufzend lasse ich meine Schultern hängen. Wieso bin ich gerade so verdammt schlecht drauf, wo ich fünf Minuten zuvor doch die Welt umarmen hätte können? Vielleicht war der Alkohol doch keine so gute Idee.

„Willst du kurz rausgehen?", ruft sie mir zu und deutet dabei nach oben. Ich nicke und so schlängeln wir uns zwischen den Gästen hindurch und gehen nach draußen.

Wir lassen uns auf der Treppe vor dem Haus nieder und ich genieße die frische Luft, auch wenn es eigentlich schon relativ kalt in der Nacht ist. Trotzdem ist es um einiges angenehmer als in einem verrauchten Keller.

„Sorry, ich wollte dir die Stimmung nicht versauen", murmle ich leise während ich ins nichts starre.

„Tust du doch gar nicht. In der Kälte zu sitzen und Liebeskummer zu haben ist genau mein Ding", meint Lilly lachend.

„Ach, halt die Klappe", antworte ich, wobei ich jetzt auch leicht grinsen muss.

„Willst du darüber reden?", fragt sie vorsichtig nach, doch ich schweige nur. Was gibt es da schon zu bereden?

„Wirst du Nathan schreiben?", wechsle ich stattdessen das Thema, um von Colin abzulenken. Außerdem sollte es nicht nur um meine Probleme gehen.

Lilly überlegt kurz, bevor sie etwas sagt. „Wenn ich mit Nathan rede, wirst du mit Colin reden."

Überrascht drehe ich meinen Kopf in ihre Richtung und schaue sie zweifelnd an. „Und wie stellst du dir das vor?"

„Du gehst zu ihm, sagst ihm, dass du unsterblich in ihn verliebt bist und dann seid ihr glücklich bis an euer Lebensende."

„Du glaubst doch selbst nicht, dass das so funktioniert", meine ich kopfschüttelnd.

„Aber so einfach könnte es gehen, wenn ihr beide nicht so stolz wärt", beschwert sich Lilly und verschränkt bockig ihre Arme.

„Hey, schieb die Schuld nicht auf mich. Ich kann doch nichts dafür, dass er so ein arrogantes Arschloch ist", verteidige ich mich sofort.

„Und trotzdem stehst du auf ihn", meint Lilly schmunzelnd.

Tja, das tue ich leider wohl. Seufzend schließe ich die Augen, da mir ein wenig schwindlig ist, doch als ich kurze Zeit später Stimmen wahrnehme, öffne ich sie wieder.

Auch Lilly hat ihre Augen etwas zusammengekniffen und starrt konzentriert auf die Straße. Ich habe mir diese Stimmen also nicht eingebildet, gut zu wissen. Als ich meinen Blick ebenfalls auf die Straße richte, kann ich die Umrisse einiger Personen ausmachen, jedoch erkenne ich nicht, wer das ist. Aber eigentlich brauche ich das auch gar nicht, denn die Stimme kommt mir sehr bekannt vor und nachdem ich noch einmal gelauscht habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich um Chris handelt. Und wenn Chris hier ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Aiden und vor allem Colin ebenfalls hier sind.

Beziehung für eine NachtWhere stories live. Discover now