Kapitel 23

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„Hi Dad", sagt Ryan. In dem Moment drehen Colin und ich uns um. Dad kommt gerade die Küche hereinspaziert. Mein ach so toller Freund steht auf und streckt seine Hand aus.

„Hallo. Ich bin Colin, Sir. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen."

Ich verdrehe nur meine Augen bei der ganzen Schleimerei, die Colin irgendwie echt drauf hat.

„Du bist also Viviens Freund?", fragt mein Vater nach und schüttelt Colins Hand. Plötzlich spüre ich einen Tritt an meinem Schienbein und ich zische leise auf. Wütend blicke ich zu Ryan, der mich jedoch nur verwirrt anstarrt. Vielleicht hätte ich ihm doch schon vorher erzählen sollen, was es mit dieses ‚Beziehung' auf sich hat. Dann hätte ich mir diesen blauen Fleck ersparen können. Gut, vielleicht übertreibe ich auch etwas, aber mein Schienbein ist eben empfindlich.

„Wie gesagt, später", flüstere ich Ryan leise zu. Dann lenke ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Colin und meinen Vater, der gerade mit offenem Mund auf sein T-Shirt starrt. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Ja, das bin ich", antwortet Colin und ignoriert dabei die Tatsache, dass mein Vater ihn kritisch mustert. Vermutlich überlegt Dad gerade, ob er etwas dazu sagen soll, oder lieber nicht.

Zu meinem Pech hält mein Vater die Klappe und setzt sich ohne ein weiteres Wort zu uns an den Tisch. Schade. Er hätte etwas sagen sollen. Obwohl, wenn ich mir Colin so ansehe, scheint er nun doch unsicher zu wirken, denn der Blick meines Vaters ist nicht gerade angenehm. Zufrieden fasse ich mir eine große Portion Spinat auf meinen Teller und mache es bei Colin dann ebenso.

„Sag mir, wenn du genug hast", meine ich grinsend und gebe ihm eine extra große Portion.

„Das reicht schon, danke", sagt er, doch nur um sicher zu gehen, bekommt er noch etwas mehr. Schließlich will ich ihn ja nicht verhungern lassen.

Plötzlich kichert meine Mutter und alle Blicke wandern verwirrt zu ihr. „Nettes Shirt, Colin."

Entgeistert starre ich sie an. Amüsiert sie sich gerade wirklich über sein T-Shirt? Das soll doch nicht witzig, sondern peinlich sein. Ich fasse es nicht. Doch anscheinend ist sie nicht immer so erwachsen, wie sie es gerne vorgibt zu sein.

„Danke, das hat Vivien für mich ausgesucht, stimmts Schnucki?", antwortet Colin und grinst mich an. Meiner Mutter entflieht ein weiteres Kichern, während Dad Colin immer noch skeptisch ansieht.

„Mahlzeit", brummt mein Vater und beginnt zu Essen. Genüsslich schaufle ich die grüne Matschepampe in mich hinein. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie man dieses Zeugs nicht mögen kann. Aus dem Augenwinkel heraus beobachte ich Colin, wie er erst unsicher in seinem Teller herumstochert und schließlich auch den ersten Bissen wagt. Ich erkenne ganz genau, wie er sich bemüht, sein Gesicht nicht zu verziehen, doch ich durchschaue ihn.

„Schmeckt es dir, Colin?", frage ich amüsiert nach. Er schaut auf und seine Augen funkeln mich wütend an, doch ein Lächeln befindet sich in seinem Gesicht.

„Es ist ausgezeichnet", antwortet er und nimmt einen weiteren Bissen zu sich.

Immerhin scheint sich Mum über sein gelogenes Kompliment zu freuen.

Mein Vater räuspert sich leise. „Wie lange seid ihr denn schon zusammen?"

Colin und ich tauschen einen kurzen Blick aus, eher er das Gespräch übernimmt. Es war seine Idee. Da soll er sich schon selbst etwas einfallen lassen.

„Seit dem Schulbeginn. Also seit fast drei Wochen", antwortet er. Wow, ich kann es kaum glauben, dass diese Party schon so lange her ist, auf der Colin das erste Mal meinen Freund gespielt hat. Die Zeit vergeht wirklich wahnsinnig schnell.

Beziehung für eine NachtDove le storie prendono vita. Scoprilo ora