Jonah

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Jonah's P.o.V

Es war mittlerweile spät geworden. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass Kylie immer noch da war. Sie sollte nicht hier sein, das wussten wir beide. Dieses Mädchen verschwieg uns allen eine Menge. Nur dass keiner von den Jungs auch nur ahnen konnte, was hinter ihrer Fassade steckte. Jetzt war sie tatsächlich in meinem Haus und befand sich in Daniels Zimmer. Im Zimmer meines besten Freundes! Alles in mir zog sich zusammen, wenn ich auch nur daran dachte.

Ich sah fern und dachte ein wenig nach, ich war alleine, da die Jungs irgendwas besprechen wollten und ich keine Lust hatte. Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich eine Meldung in den Nachrichten hörte.

...

Ich wusste es. Die ganze Zeit war es mir klar gewesen. Wie konnte ich nur so naiv sein und sie hier herein lassen? Mir liefen vereinzelte Tränen über die Wangen. In dieser Meldung ging es um meine Eltern. Und um ihre. Kylie wusste nicht wer ich war, sie hätte es nie erfahren sollen. Ich bin damals auf dieses Musikinternat, ich hatte mit meinen Eltern beschlossen, sie als Einzelkind auszugeben. Kylie sollte nicht von mir erfahren, da sie nur Fragen gestellt hätte.

Jeder kannte mich , jeder außer meiner kleinen Schwester. Ich verwendete meinen Zweitnamen als Künstlernamen, damit sie es nie herausfinden würde. Und nun, kaum sind unsere Eltern tot, erklärt mein Onkel der Presse, dass ich existiere, dass ich sie nicht brauche. Absofort war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Jungs davon erfahren würden.

Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, sollte Kylie den Jungs von ihrer Vorgeschichte erzählen, wüssten sie alle, dass ich unseren Pakt nicht eingehalten hatte : Keine Geheimnisse. Ich hatte Kylie verheimlicht, meine Familie war immer der Meinung gewesen, Musik wäre nichts, wovon ich leben könnte, alle dachten, ich würde es nicht schaffen. Doch das habe ich. Und dadurch habe ich meine Familie immer mehr verloren, ich wollte nichts von Leuten wissen, die nie an mich geglaubt hatten.

Kylie war immer anders gewesen. Sie war der Sonnenschein der Familie, alle waren sicher, sie würde später erfolgreich werden und ich stand immer nur in ihrem Schatten. Das war zu dem Zeitpunkt, als ich auf das Internat ging. Meine Eltern erklärten Kylie, ich wäre nur ein guter Freund gewesen, der bei ihnen gewohnt hatte, und Kylie war zu jung um etwas anderes zu denken.

Sollte sie jetzt hinter die Sache kommen und den Jungs davon erzählen, würde sie unsere Band zerstören. Sie würde mich zerstören. In mir baute sich eine unglaubliche Wut auf. Ich musste sie loswerden. Plötzlich hörte ich einen Schrei aus Daniels Zimmer. Kylies Schrei. Sie hatte die Nachrichten gesehen. Sie wusste, dass sie einen Bruder hatte und dass sie gesucht wurde. Ich hörte Daniel, wie er die Treppe hinaufstürzte, um meiner kleinen Schwester zu helfen.

Ich wollte ihm hinterher, doch ich blieb an meiner Tür stehen und rutschte verzweifelt an ihr herunter. Wenn ich jetzt dorthin gehen würde, würde sie mein verheultes Gesicht sehen. Sie würde merken, dass etwas nicht stimmte. Ich schlug gegen die Tür und verzog mein Gesicht vor Schmerz. Ich hörte Jack an der Tür und öffnete sie. "Jonah? Was ist los?" Ich seufzte und antwortete: "Meine Eltern. Ich...vermisse sie. Sie waren nie da, und doch vermisse ich sie." Er sah mich mitleidig an. Ich hasste es, wenn er das tat. Als ob er sich vorstellen konnte, wie sich das gsnze anfühlte. Er versuchte es mit einem "Bro, du weißt, dass ich da bin, wenn..." - "Jaja, ich komm klar." , antwortete ich patzig und schlug die Tür wieder zu. Ich wartete kurz und machte mich dann doch auf den Weg zu Daniel. Ich hielt es nicht mehr aus.

Ich blieb an der Tür stehen, es war so still. Ich atmete tief durch und öffnete die Tür, um nach ihnen zu sehen. Was mich dort erwartete, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Daniel Seavey, wie er meine kleine Schwester küsst. Ich dachte nicht nach, rannte auf die beiden zu und zog Daniel mit mir. Ich schubste ihn aus dem Raum und sah mich noch einmal um. Es war, als würde die Zeit still stehen. Ich sah meine Schwester an, die verwirrt und ängstlich zu mir starrte. Alles schien sich zu drehen und ich sah sie nur noch ein letztes Mal enttäuscht an, bevor ich die Tür schloss und Daniel an die Wand drückte.

"Fuck, Jonah, was willst du?", brachte mein bester Freund erschrocken hervor. Ich wollte gerade etwas patziges antworten, als ich innehielt. Was wollte ich? Ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Ich lockerte meinen Griff etwas und sah ihn, über mich selbst erschrocken, an. " Ich, du, also...Kylie, sie...", versuchte ich, doch Daniel kam mir zuvor: "Shit, was ist dein Problem, man? WAS ist dein SCHEIß PROBLEM??" Er drehte sich weg und murmelte dann: "Seit heute morgen bist du wie ausgewechselt! Seit wir Kylie getroffen haben, kenne ich dich gar nicht mehr! Was hat sie dir bitte getan? Du redest so verrücktes Zeug, du verurteilst sie! Sie hat mir gerade von ihren Eltern erzählt, sie braucht Hilfe, Jonah. Sie hat Niemanden und du machst es nur immer schlimmer!" Wieder baute sich diese Wut in mir auf, ich antwortete nur: "Aber du denkst, du machst es besser, indem du sie küsst? Indem du ihr ein bisschen Vertrauen vorpielst? Wir gehen bald auf Tour, dann ist sie sowieso alleine, und du Romeo kannst ihr dann auch nicht helfen. Lass Kylie in Ruhe, Daniel. Wenn du ihr wehtust, dann..." - "Jonah! Fuck, was willst du? Ich spiele ihr nichts vor, niemals! Sie braucht mich und ich sie! Warum benimmst du dich so? Bist du eifersüchtig?" Ich brüllte nun: "Verdammt, ich bin nicht eifersüchtig! ICH BIN NICHT EIFERSÜCHTIG!" - "Was ist es dann, Jonah? Sag es mir endlich, was ist dein verdammtes Pro-" Und in diesem Moment konnte ich mich nicht mehr halten. Ich schlug Daniel mit voller Wucht meine Faust ins Gesicht. Keine Sekunde später fiel der Schatten vor meinen Augen und ich realisierte, was ich gerade getan hatte. "FUCK!" Durch meinen Schrei kamen die Jungs nach oben, Zach und Corbyn rannten zu Daniel, während Jack auf mich einsprach. Ich starrte nur auf die Tür, in der soeben Kylie aufgetaucht war. Ich sah sie bittend an. Sie starrte erst Daniel und dann mich an, wobei sie sich mit einer Hand an ihr blaues Auge fasste. Fuck, ich musste ihr unglaubliche Angst gemacht haben. Ich rannte in mein Zimmer und schmiss mich auf mein Bett. Ich war fürchterlich,  ich war wie... wie Onkel Harry...

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