43 | the smell of strawberries

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Hazza wusste nicht, was er mit sich anfangen sollte.

Seine nächste Kollektion, die eigentlich grellbunte Farben vereinen sollte, wurde schwarz.

Schwarz wie die Nacht, wie Raben, Katzen, Stromausfälle, Kohle und das Loch, was in ihm wuchs und wuchs und wuchs.

Er fühlte sich schlicht und einfach leer.

Aber obwohl seine Motivation und Inspiration einfach verschwunden war, erschuf er Meisterwerke.

Die erste Modenschau wurde ein voller Erfolg.

Ganz in Schwarz und Weiß, nur er in einem blutroten Kleid aus Samt, das unter den Scheinwerfern zu zerfließen schien.

Und natürlich war auch das Gewitter da, in Form von Kameras und Mikrofonen und Stimmen, die ineinander übergingen und zu einer riesigen, tobenden Wolke wurden.

Denn natürlich wussten sie alles.

Sie wussten, dass er die Outfits von Anne-Marie und Shawn Mendes designt hatte.

Sie wussten, dass er mit Harry in Kontakt gekommen war, und dass sein Interview auf einem seiner Konzerte stattgefunden hatte.

Und sie wussten auch, woher er kam.

Und woher Harry kam.

Und dann kamen die Fragen.

„Wieso machst du es eigentlich nicht einfach öffentlich?", fragte Jodie.

„Wieso gehe ich nicht einfach zu ihm und ersteche ihn? Weil man über so etwas nicht nachdenkt", seufzte Hazza.

Natürlich hatte er darüber nachgedacht.

Über das Erstechen jedenfalls.

Aber das war so weit weg gewesen, so unmöglich, dass es einfach nur ein Tagtraum der Splitter seines Herzens gewesen war.

Die Geschichte zu veröffentlichen – das war ganz und gar nicht abwegig.

Und deswegen umso gruseliger, selbst als Gedanke.

„Das würde so viele Dinge einfacher machen! Ganz ehrlich, wieso denkst du überhaupt noch an ihn? Oder daran, was ihm guttun würde? Hier geht es um dich! Das ist dein Leben! Wie oft soll ich dir das eigentlich noch sagen? Du musst dir doch keine Gedanken darum machen, wie es ihm geht! Der ist sowieso schon bekannt genug. Alles, was über ihn veröffentlicht wird, bringt ihm doch nur noch mehr Aufmerksamkeit."

Hazza verzog das Gesicht.

„Manche Dinge macht man nicht einfach öffentlich. Außerdem habe ich doch selbst keine Ahnung, was damals passiert ist. Es ging schnell und es ist alles auf einmal passiert und dann war er weg."

Er hatte nur geblinzelt, und schon war Jodies Gesicht direkt vor seinem.

„Es?", fragte sie.

Hazza blinzelte nochmal, aber sie verschwand nicht.

Sie roch nach Erdbeeren.


Ein müder Sommernachmittag.

Ihre Familien unterwegs, sie im Garten, selbst die Vögel zu träge zum Singen, nur Harry nicht.

Wie in einem Film, mit zu bunten Farben und dem schweren, süßen Duft von Erdbeeren in der Luft.

Hazza im vertrockneten Gras, in den Himmel starrend, mit dem Wunsch, er könne fliegen.

Bis Harry auftauchte, ein dunkler Schatten gegen die Sonne, und trotzdem strahlender als Tausende.


„Nicht so wichtig", sagte er.

stylesWhere stories live. Discover now