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Seine Beine brannten.

Aber dafür hatten sie es nicht gesehen.

Hatten ihn nicht komisch angeschaut.

Hosen konnte man immer tragen.

Er ließ das Licht aus, als er den Laden betrat, die Tür hinter sich zufallen ließ und die gedämpften Geräusche durch seinen Kopf fließen ließ wie Wasser, als könne er so alle negativen Gedanken einfach auslöschen.

Auf seinem Schreibtisch lag immer noch die Skizze.

Sauber.

Jodie musste sie genau abgezeichnet und das Papier mit seinen Geheimnissen weggeworfen haben.

Daneben der erste Gummistiefel, den zweiten hatte er noch nicht mal angefangen, weil es einfach frustrierend war.

Und unter seinem Stiftebecher, vollkommen fehl am Platz und nicht so unscheinbar, wie Jodie sich das vorgestellt hatte, lag ein Brief.

Mit aufgebrochenem Wachssiegel.

Hazza pulte die eine Hälfte vom Papier und betrachtete sie.

Selbst im trüben Licht funkelte sie noch golden.

Was wollten sie schon wieder von ihm?

Hatte er nicht gesagt, dass er nicht interessiert war?

Seufzend zog er den Bogen aus dem Umschlag und faltete ihn auf.

Wieder zu.

Wollte er überhaupt wissen, was sie geschrieben hatten?

Wieder auf.

Eigentlich war es ja egal, ob er seinen kleinen, unbedeutenden Laden verteidigte oder bei Gucci Stiefel putzte.

„Kaffee?", unterbrach ihn ein aufgeregter Ruf, bevor er den ersten Satz lesen konnte.

Hazza blinzelte.

„Du bist sechs Stunden zu früh", sagte er.

„Ich weiß", sagte Jodie und stellte den Kaffee auf die Skizze, „aber ich konnte nicht schlafen. Und da dachte ich mir, dass du bestimmt wieder schlafwandelst und Kaffee brauchst, um wieder zu Sinnen zu kommen."

Hazza verbrannte sich die Zunge und stellte den Becher wieder ab.

„Was haben sie geschrieben?", fragte er leise.

Jegliche lauten Geräusche würden die sanfte Blase zerstören, die allen Lärm von draußen nur gedämpft durchließ.

„Wer?", fragte Jodie und sah den Brief kurz an.

„Die von Gucci."

Jodie zog die Augenbrauen hoch.

„Das Siegel war aufgebrochen, Jodie", seufzte Hazza.

„Nichts Wichtiges", sagte Jodie und riss das Papier aus seinen Händen. „Ich kümmere mich darum."

Übernahm sie gerade seinen Laden?

Vielleicht sollte ihm das nur zu Recht sein.

Dann würde er wieder nach Holmes Chapel ziehen und sich für immer unter seiner Bettdecke verkriechen können, wo ihn niemand sah und verurteilte.

„Das wäre der Moment gewesen, in dem du den Brief zurückschnappst und mich dazu verdonnerst, Nadeln auf dem Boden zu suchen", sagte Jodie leise und legte den Zettel auf den Kaffeebecher.

Hazza zuckte nur mit den Schultern.

stylesWhere stories live. Discover now