21 | breakup

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„Hast du vor, heute noch nach hinten zu kommen, oder willst du für immer vorne bleiben? Ich weiß doch genau, dass wir keine Kunden haben", rief Hazza.

Jodie war vor einer halben Stunde schon in den Laden geschlichen und hatte die Tür möglichst leise hinter sich zugemacht, doch gesehen hatte er sie noch nicht.

Jetzt hörte er sie seufzen.

„Guten Morgen", sagte er und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Warst du gestern feiern?"

Jodie schüttelte den Kopf und stellte den Kaffee neben Hazza ab, der inzwischen garantiert kalt war.

„Bitte sag mir, dass du zur Abwechslung heute schon auf Instagram oder so warst", sagte sie und lehnte sich an den Türrahmen.

„Ich habe noch nicht mal einen Account da", meinte Hazza und widmete sich wieder den gelben Gummistiefeln.

Er hatte vergessen, wie sehr er es hasste, mit Gummi zu arbeiten.

„Okay. Abgesehen davon, dass wir das unbedingt ändern müssen – Moment mal, wir sollten einen Account für den Laden machen! Kein Wunder, dass niemand kommt, wenn wir für die Öffentlichkeit quasi unsichtbar sind. Ich glaube, ich setze mich gleich mal dran", sagte Jodie und war fast verschwunden, bevor Hazza sie aufhalten konnte.

„Was ist denn passiert? Du siehst aus wie eine wandelnde Leiche und willst nicht in meine Nähe kommen."

Er legte den Stiefel auf den Tisch und stand auf.

Jodie verschränkte die Arme.

„Was willst du zuerst hören? Die schlechten Nachrichten oder die sehr schlechten Nachrichten?", fragte sie, ohne Hazza anzuschauen.

„Die sehr schlechten", seufzte er.

Dieser Laden war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, nicht wahr?

„Harry hat gestern Abend einen Vertrag mit Gucci unterschrieben", sagte Jodie leise zum Boden.

Hazza hielt seine Hand davon ab, den Stiefel vom Tisch zu fegen.

Blätter zu zerreißen.

Nadeln auf den Boden zu kippen.

Aufzugeben.

„Und was sind die Schlechten?", fragte er.

„Nicht so wichtig", murmelte Jodie.

„Ach, schlimmer kann es jetzt auch nicht mehr werden."

Jodie fuhr sich durch die Haare, bis sie vor ihrem Gesicht hingen.

„Mein Freund hat gestern mit mir Schluss gemacht. Das ist total kindisch. Sorry."

Hatte er gerade wirklich gesagt, dass es nicht schlimmer werden konnte?

„Jo, komm her! Um Gottes Willen, es tut mir leid – geh nach Hause, ruh dich aus! Und wenn es dir wieder besser geht, ruf mich an, dann komme ich und wir machen ein Makeover oder rufen deinen Ex an und hinterlassen Morddrohungen oder so."

Sie lachte.

Ein klein wenig.

Immerhin.

„Ist das nicht ein bisschen viel Klischee auf einmal?", fragte sie.

Hazza zuckte mit den Schultern.

„So bin ich halt."


So, und nicht anders.

In gelben Gummistiefeln bei strahlendem Sonnenschein.

Wieso verstecken, wenn man auch suchen kann?

Wenn man finden kann?

Wenn man grinsend in die Gesichter anderer gucken und wissen kann, dass man gewonnen hat?

stylesWhere stories live. Discover now