17 | grey memories

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„Einfach gegangen! Ich fasse es nicht. Du hast Harry Styles verpasst!"

Jodie bleib kurz stehen und schlüpfte aus ihren hohen Schuhen, um mit Hazza Schritt halten zu können.

Auf einmal wusste er wieder, wie man in High Heels lief, wie man damit beinahe rannte.

Und jetzt versuchte er, vor den Fragen wegzurennen.

Was leider nicht so gut klappte, wie er es sich vorgestellt hatte.

„Du siehst fantastisch aus! Ich verstehe nicht, wieso du auf einmal einfach keine Lust mehr hattest. Klar, man sieht nicht immer einen Mann in einem Kleid, aber du sahst verdammt nochmal besser aus als alle, die da auf dem Teppich herumspaziert sind!"

Mit einem wenig eleganten Sprung vermied Jodie eine zersplitterte Bierflasche.

„Jodie! Ich bin nicht blöd, ich weiß selbst, dass ich gut aussah! Aber das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun", sagte Hazza und ließ sich auf die nächste Parkbank fallen.

Jodie stolperte fast, als sie abrupt stehen blieb.

„Was war dann los?", fragte sie leise und setzte sich neben ihn.

„Zu viele Menschen? Keine Ahnung. Manchmal denke ich einfach zu viel", seufzte Hazza.

„Dafür denkt sich dein Gehirn dann auch so etwas aus", sagte Jodie und deutete auf ihre Outfits. „Soll ich dir noch mehr Angst machen? Sie werden alle darüber reden. Über Shawn und Anne-Marie."

Hazza vergrub den Kopf in seinen Händen.

„Damit sollte ich eigentlich kein Problem haben, oder? Es ist trotzdem gruselig."

„Achterbahnfahren ist auch gruselig. Und man macht es trotzdem immer wieder", meinte Jodie schulterzuckend, bevor sie sich an Hazza lehnte.

„Ich hasse Achterbahnen."

Lachend richtete sie sich wieder auf.

„Okay, schlechtes Beispiel. Trotzdem. Wir haben alle irgendwelche Ängste, unbegründet oder nicht. Aber sobald sie dich von irgendwas abhalten, sind sie dämlich. Wir sind doch nicht hier, um uns zu fragen, was passiert wäre, sondern um es herauszufinden. Sonst wäre ich doch jetzt auch nicht hier. Dann hätte ich mich nur leise gefragt, ob du vielleicht jemanden brauchst, der dir im Laden hilft. Und dann wäre ich weitergegangen. Habe ich aber nicht gemacht."

Hazza zog die Augenbrauen hoch.

„Du hast gerade überhaupt nicht geatmet, oder?", fragte er.

„Darum geht es hier nicht!"

Jodie stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite, worauf er beinahe von der Bank fiel.

„Du weißt, wo ich aufgewachsen bin, richtig?", fragte er, nachdem sie eine Weile lang schweigend auf die Themse gestarrt hatten.

Jodie nickte nur.

„Und du weißt auch, wo dein geliebter Harry aufgewachsen ist?"


Alles, was übrig geblieben war?

Ein breites Grinsen.

Ein Blick aus seinen funkelnden Augen.

Eine schnelle Umarmung, eigentlich machten sie so etwas nicht, sie waren ja nur Freunde, und Freunde machten so etwas nicht, richtig?

So etwas machte man nur, wenn man mehr war, und sie waren nicht mehr.

Ein leeres Versprechen.

Eine dumpfe Leere, da, wo früher mal ein Herz gewesen war.

Und nach einer Weile: graue Erinnerungen.

stylesWhere stories live. Discover now