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„Du hattest vollkommen recht – hier findet uns niemand. Vor allem niemand, der bereit ist, in dieser Preisklasse einzukaufen."

Hazza zog die Augenbrauen hoch.

Jodies Grinsen war viel zu breit, als dass er sie hätte ernst nehmen können.

Und immerhin wusste er selber, was gerade passiert war.

Wobei er es noch nicht ganz verarbeitet hatte.

„Ich hätte diesen Job hier nicht annehmen sollen. Mein Herz verträgt das nicht", seufzte Jodie.

„Dann solltest du besser schnell kündigen. Wenn alles nach Plan läuft, bekommst du demnächst einen ganzen Herzinfarkt", murmelte Hazza.

„Was?"

Er schüttelte den Kopf.

„Wieso würde jemand wie er etwas von mir anziehen? Nein - wieso würde sein Manager hier vorbeispazieren, einfach so, und einen Termin ausmachen? Er hat ja noch nicht mal viel von den Kleidern gesehen. Und außerdem bin ich ... winzig. Nicht so wie Gucci oder so."

„Ich habe beschlossen, das nicht zu hinterfragen, sondern stillschweigend zu genießen. Und du solltest das auch tun", sagte Jodie und zuckte mit den Schultern.

„Wie soll ich das verdammt nochmal genießen, wenn er jede verdammte Minute hier sein könnte? Meine Nerven liegen blank", meinte Hazza und vergrub den Kopf in seinen Händen.

„Selbst wenn er sich doch dagegen entscheidet – dann machen wir einfach ein verdammtes Bild von ihm in irgendeinem verdammten Anzug und posten es. Das ist die beste Werbung, die du dir wünschen kannst."

Hazza schüttelte den Kopf.

„Die beste Werbung wäre, wenn er es wirklich bei den Brits trägt. Dann wären wir gleich ganz oben. Oder gleich weg vom Fenster. Wer weiß."

Er betrachtete den nackten Mannequin.

Der goldene Anzug, den er vorher getragen hatte, hing jetzt an einer Kleiderstange, zusammen mit den anderen drei Anzügen, die sie heute anprobieren würden.

Dann war er da.

Nickt wirklich da, noch nicht ganz, aber kaum registrierte Hazza das schwarze Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wusste er es.

„Und los geht's", seufzte er und strich seinen grob gestrickten Pullover zurecht.

„Wieso hast du dir eigentlich ausgerechnet den angezogen? Ich meine, du siehst gut darin aus, aber wieso keinen Anzug?", fragte Jodie leise, die selbst in einem falten- und fusselfreien Kostüm neben ihm stand.

„Weil ich mich garantiert nicht verstellen werde. Nicht für ihn, und auch nicht für die Queen höchstpersönlich", antwortete er und warf ihr einen letzten, mahnenden Blick zu.

Sie presste die Lippen zusammen – weil sie seinen Blick nicht mochte oder um ein Grinsen zu unterdrücken, wer wusste das schon – und öffnete die Tür.


Bronze.

Kein Gold oder Silber.

Warme, fließende Töne, weich wie Seide und stark wie Rüstung.

Eine helfende Hand in der Schlacht.

Sonne, wo es jahrelang nur Regen gab.

Asymmetrisch, weil auch er ab und an aus dem Gleichgewicht kommt.

Mit einem einzigen, winzigen, handgestickten Herz.

Triefend schwarz.

Weil es trotz allem manchmal wehtut.


„Sie haben kein Problem damit, wenn ich Ihnen etwas maßschneidere, oder?"

stylesWhere stories live. Discover now