9 | fool's gold

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„Seit wann darf es denn auch Gold sein?"

Jodie stellte einen Becher neben Hazza, der mal wieder auf dem Boden saß.

„Gold?"

Verwirrt sah Hazza den Becher an, in dem er eigentlich Kaffee vermutet hatte.

Jodie verdrehte die Augen und warf ihre Jacke in die Ecke.

„Was du da gerade nähst. Wie lange bist du schon wach?", fragte sie und setzte sich im Schneidersitz neben ihn.

Zur Antwort zog Hazza nur die Augenbrauen hoch und griff nach seinem Kaffee.

„Irgendwie würde es mich gar nicht mehr wundern, wenn du einfach das ganze Wochenende über hier warst", grinste Jodie und sammelte ein paar Nadeln ein, die versucht hatten, zu fliehen.

„Kannst du mir mal die Dinger da bringen?", fragte Hazza und warf seinen leeren Becher in die Ecke, die sie vorübergehend als Mülleimer erklärt hatten.

Inzwischen stapelten sich dort einige Dinge.

Vielleicht brauchten sie doch mal einen richtigen Eimer.

Oder gleich eine Tonne.

„Die Dinger da?", fragte Jodie und sah sich im Chaos um.

„Die runden."

Hazza seufzte und rieb sich die Augen.

„Knöpfe?"

„Knöpfe", bestätigte Jodie.

„Ich bin übrigens wirklich schon seit Freitag hier", sagte Hazza mit einem müden Grinsen.

„Ich weiß nicht, ob du darauf stolz sein solltest. Ich würde ja sagen, dass du als Mensch auch deinen Schlaf brauchst ... aber ehrlich gesagt bin ich mir gar nicht sicher, ob du wirklich ein Mensch bist. Immerhin erschaffst du so was", sagte Jodie und griff nach der goldenen Pfütze vor Hazza.

„Das ist ein Anzug", erklärte der stolz.


Flüssiges Gold wie die Punkte in seinen Augen.

Verschmitztes Grinsen, so wie früher immer.

Warme Hände auf eiskalten, erst nur eine flüchtige Berührung.

Wieso so unrealistisch?


Jodie antwortete nicht.

Stattdessen schüttelte sie langsam den Kopf.

„Du hast wirklich gar nicht geschlafen, oder?", fragte sie nach einer Weile, als Hazza das Warten schon fast aufgegeben und den Kopf in seine Hände gestützt hatte, weil er langsam zu schwer wurde.

Als Antwort gähnte er.

Jodie schüttelte immer noch den Kopf.

„Das hier ist faszinierend", sagte sie, „Das hier könnte locker in New York auf einer Fashionshow rumlaufen. Und die Leute würden es lieben."

„Wen interessiert schon, was die Leute denken", murmelte Hazza mit geschlossenen Augen.

Beinahe ließ Jodie den Anzug fallen.

„Ich weiß nicht, vielleicht jeden Modedesigner?", meinte Jodie.

„Ich bin nicht jeder Modedesigner", seufzte Hazza, bevor ihm die Augen endgültig zufielen.

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