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„Wo soll der Rest hin?", fragte Jodie leise.

Hazza zuckte zusammen und zeichnete dabei einen geraden Strich durch seine eben noch so perfekte Zeichnung.

„Lass sie einfach hier. Ich räume das später weg", murmelte er und legte den Kopf schief.

Was hatte er sich eigentlich bei diesem Kleid gedacht?

Wohl nicht viel.

Schlicht und schwarz und eigentlich nur ein Kasten.

„Bis morgen dann", sagte Jodie, nachdem sie die beiden Anzüge demonstrativ neben ihn auf den Schreibtisch gelegt hatte.

Hazza sah ihr Lächeln nicht, er war viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt.


Graue Maus.

So unscheinbar.

Eigentlich ein Niemand.

Vielleicht ein Mauerblümchen.

Aber sonst?

Doch nur er selbst.

Keine Berühmtheit.


Wie war es früher nochmal?

Als sie zusammen lachten, schwiegen, Erinnerungen schufen?

Ohne Angst voreinander zu haben.

Wieso hatte sich das so sehr verändert?

Es war doch immer noch nur Harry.

Sein Harry, der ab und an mal Harold hieß, wenn er wollte.

Sie waren eins gewesen, hatten nur noch ein Gehirn und ein Herz und eine Seele.

War er immer noch sein Harry?

Er hatte sich doch so sehr verändert.

Trug jetzt nicht mehr gelbe Gummistiefel, sondern strenge Anzüge.

Lächelte nicht mehr den Mädchen zu, sondern den Jungs.

Flirtete nicht mehr mit den Jungs, sondern mit den Mädchen.

Hazza stand seufzend auf und warf das Blatt in den – inzwischen richtigen – Mülleimer.

Dann griff er nach den fünf Anzügen, um sie an ihren Platz zu bringen.

Harry hatte sie allesamt gehasst, das hatte er doch von Anfang an gewusst.

Deswegen war er nicht mitgekommen.

Weil er noch ein wenig Zeit in seiner Traumwelt in London verbringen wollte, bevor er nach Holmes Chapel zurückkehrte.

Seufzend schob er zwei Kleider zur Seite, um den schwarzen Anzug neben sie hängen zu können.

Und dann hielt er plötzlich nur noch einen in der Hand.

Verwirrt drehte er sich einmal um sich selbst.

Hatte er sie fallen lassen?

Auf dem Boden war nichts, das konnte er selbst im fehlenden Licht erkennen.

„Das stimmt schon so", sagte Jodie leise und löste sich aus dem Schatten, bevor sie endgültig nach Hause ging.

Hazza blieb zurück, hielt den zweiten Anzug hoch, ebenfalls schwarz wie die Nacht.

Dann ließ er ihn einfach los und stolperte zurück zum Schreibtisch.

stylesWhere stories live. Discover now