34. zwei Menschen

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„Sie ist nicht schön,
nicht extravagant,
nicht freundlich,
nicht mal elegant.
Doch ich sehe sie, obwohl sie nicht bei mir ist. Ich denke an sie, Tag und Nacht,
habe Angst um sie, weswegen ich sie beim Schlafen bewach'.
Und dann immer hab' ich ein Problem,
ich kann nicht fortgehen.
Das macht mir Angst.
Ich will mich von ihr fernhalten, doch ertrage es nicht. Es fühlt sich an,
als ob in mir etwas zerbricht.
Ich habe ein Problem,
ich will ... dass sie die Besitzerin meines Herzens ist und mich, wenn ich nicht bei ihr bin, vermisst."

Die alte Schachtel guckte geschockt vom Stück Papier auf. Sie war knallrot im Gesicht geworden und haspelte wild herum. Ich sah ihre Lippenbewegungen, doch verstand kein einziges Wort. Mein Herz pochte mir stark gegen meinen Brustkorb. Mir war auf einmal heiß. Als würde ich in Flammen stehen.
Aus den Augenwinkel beobachtete ich Jake. Er stand regungslos neben ihr und blickte stur auf den Boden.
Ich starrte ihn nun vollends an und schämte mich nicht dafür, als er zu mir sah und mich dabei erwischte.
Ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war, aber ich begann zu lächeln. Ich war auf einmal glücklich. Mein Herz klopfte noch schneller, wenn das überhaupt möglich war und ich wollte am liebsten anfangen zu lachen.
Ja, am liebsten hätte ich angefangen zu singen und zu tanzen und denjenigen umarmt, der meinen Weg kreuzte.

Jakes Augen verengten sich und seine Wut traf mich unvorbereitet. Mit drei Schritten war er bei mir. Seine Handflächen trafen hart die Tischoberfläche. Der Knall erschreckte mich und ich zuckte zurück. Er kam mir noch näher. Beugte sich vor, so dass seine Nasenspitze fast meine berührte. Ich hörte seinen schnellen Atem, als er sagte: „Findest du das lustig!"

Ich konnte nicht denken und seine Augen, die voller Zorn standen halfen mir auch nicht dabei.
Was habe ich getan, dass er so wütend war?

„Weißt du wie das ist?"
Meine Hände hielten sich verbissen an meiner Sitzfläche fest. Ich lehnte mich noch weiter zurück und starrte verloren auf seine Brust.
Er folgte mir.

„Weißt du wie das ist? Hm? Antworte!", sagte er leise, doch die Wut, die dahintersteckte ließ mich erschaudern. Er umgriff mein Kinn und drückte es nach oben. Wieder sah ich ihn in die beängstigenden Augen. Sie sagten mir, dass sie zu alles fähig wären...
Sogar seine Lippen zitterten leicht.

Und dennoch würde ich gerade nirgendwo anders sein wollen.

„Was?", wisperte ich gegen seinen Atem.

„Ein Problem zu haben."
Das Gedicht lief in meinem Kopf Revue. Wieder fing ich an zu lächeln.

Ein Knall ertönte, als er wieder auf den Tisch schlug.

„Wieso machst du dich darüber lustig", hörte ich seine gebrochene Stimme und es fühlte sich an, als ob er mir mit dieser in mein Herz stechen würde.
„Du hast keine Ahnung wie man sich fühlt, wenn die Person von der man ständig im Kopf konfrontiert wird, einen nicht ernst nimmt und verspottet", murmelte er. Er hatte sich von mir abgewandt. Seine Schultern bebten leicht und ich konnte seine schweren Atemzüge hören.
Dann ging er.

„Du hast keine Ahnung wie man sich fühlt, wenn die Person von der man ständig im Kopf konfrontiert wird, einen nicht ernst nimmt und verspottet", rasten mir seine Wort durch den Kopf. Ich war gemeint? Ich war gemeint!
Seltsam, dass mein Gesicht nicht riss, so heftig lächelte ich. Und statt nur zu jubeln und zu singen hätte ich mein Glücksgefühl gerade in die Welt rausschreien können.

Erst jetzt fielen mir die Schüler wieder auf, die uns angestarrt hatten. Einige filmten sogar noch und die alte Schachtel fächerte sich mit einem Blatt Wind zu. Natürlich war es ein Test, Note 6.

Ich musste kichern. Jake dachte, ich würde mich über das Gedicht lustig machen, wo doch das Gegenteil der Fall war. Ich fing heftig an zu lachen und bekam mich gar nicht mehr ein. Ich warf mich in den Stuhl zurück, wobei ich fast auf den Boden landete, da hörte es schlagartig auf. Ernsthaftigkeit nahm Besitz von mir.

Touched /abgeschlossenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon