30. das kühle Wasser

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Ich weiß, ich weiß, es kommt spät.🤗

Wie immer verließ ich hungrig die protzige Villa, denn eher friert die Hölle ein, als dass ich mich an diesen Tisch begebe, wo mir dieser Hohlkopf gegenüber sitzt.

Wenigstens konnte ich sein Antlitz am frühen Morgen aus dem Weg gehen.

Meine kurze Hose und mein crop top, das ich anhatte, war wahrscheinlich keine so gute Idee gewesen, da es draußen Wolkenbehangen war und kalt.

Ein Schal trug ich aber dennoch.
Ich musste...
Als ich mich daran erinnerte, wieso ich ihn trug, bekam ich eine leichte Gänsehaut. Die Erinnerung an diese ekligen Lippen, die auf meinen bloßen Hals lagen, verschlimmerte die Gänsehaut extrem.

Am liebsten hätte ich mich noch einmal umgezogen, den trotz des Schales fror ich.

Doch leider war ich verdammt spät dran und wenn ich mich noch einmal umziehen würde, würde ich zu spät kommen und auf eine stundenlange Predigt, hatte ich gerade keine Lust.

- - -

Der Tag war irgendwie anders. In der ersten Stunde war noch alles normal, aber auf den Gang starrten die Schüler mich wie früher komisch an und tuschelten, was sie eine Zeit lang nicht getan hatten. Ich verstand es nicht.

Unauffällig versteckte ich mich hinter meinen braunen Haaren und eilte den Schulflur entlang. Mir doch egal, sollten die glotzen.

Doch, wieso auf einmal jetzt wieder?

Und dann ging mir ein Licht auf.
Das kann doch nicht sein, oder etwa doch?
Seit ... ich scheinbar nicht mehr mit Jake zusammen war?
Sie dachten, wir hätten uns getrennt.
Ist das etwa der Grund, warum sie wieder ungeniert klotzten?

Niemals hätte ich gedacht, dass ich mir wünschen würde, dass ich wieder den Gerüchten zufolge, mit Jake zusammen wäre. Verrückt.

- - -

Wir hatten Deutsch.

Jake schwänzte nicht.

Die alte Schachtel hatte sich nicht ein paar Knochen gebrochen oder war zufällig krank geworden.

Jake saß neben mir.

Es war kalt und ich zitterte wahnsinnig.

Ich hasste die Schule.

Langsam hatte ich das Gefühl, dass er absichtlich immer zum Deutsch Unterricht erschien, damit er mich nerven konnte.

Zwar sagte er nichts, aber seine bloße Existenz reichte aus, weshalb ich mich in der Grausamkeit des Tötens verlor, die einige Szenerien bereithielt. Und was für Szenerien das waren.

„... May?"
Müll, was hatte die alte Schachtel noch mal gesagt? Ehrlich, was redete sie? Dachte sie irgendjemand wird schon zuhören und das dieser jemand ich bin oder was?
Sie setzt definitiv zu viel Vertrauen in mich.

„Ähm ... ja, finde ich auch."
Zustimmen war immer gut.
„Gut, dann werdet ihr bis nächste Woche Zeit haben."
Ups, womit?
Hilfesuchend schaute ich mich um. Wen könnte ich fragen und da Jake sowas von nicht infrage kam-

„Wir müssen ein Gedicht zusammen verfassen. Über die Stille", sagte mein netter Sitznachbar.
Informativ blickte er zu mir rüber, schmunzelte, als wäre ich jemand, der sein Gequatsche nötig hätte.

Er war wieder er selbst. Nicht mehr diese fremde Person, die ein ... Herz in seiner Brust trug. Gut so.
Überlegen grinste er.
Der würde noch sein blaues Wunder erleben.

„Danke, Jake."

Und wie er das erleben würde. Die Worte schmeckten auf meiner Zunge salzig und bitter.
Bäh.
Aber sie schmeckten vielversprechend. Das war ein Opfer und man musste doch schließlich Opfer bringen, wenn man den Krieg gewinnen wollte, oder nicht?

Touched /abgeschlossenWhere stories live. Discover now