Moment mal, diesen Weg bin ich noch nie gelaufen. Keine Ahnung wo ich entlang muss.

Ich höre ihn noch ein paar beleidigt nach mir schreien. Nach hinten schauend bemerke ich, dass er mir ernsthaft hinterher läuft und das nicht grade langsam.

Scheisse man, seit wann sind alte Menschen so schnell ?

Eigentlich sollte ich jetzt um mein Leben schreien und nach Hilfe rufen, aber in solchen Situationen fehlte mir einfach die Stimme. So als wären mir die Stimmbänder abgerissen worden.

Nur ein leisen „Hilfe" kommt mir über die Lippen. Es ist, als wäre ich in einem Traum gefangen.

Vor Angst verlässt mich die Kraft in meinen Beinen und ich Rutsche auf die Knie. Ich schaff es nicht wieder aufzustehen und merke recht schnell, dass mein stalker mich fast erreicht hat.

»Na, hab ich dich. Du wagst es also, mich zu schlagen, ja...« Mit voller Wucht prallte seine Hand, auf meine rechte Wange. »Kein schönes Gefühl, oder ?«

Warum nur passiert mir sowas. Ich bin noch nicht bereit, um mich mit so einem ekligen Menschen abzugeben.

Wie komm ich hier nur weg ?

Er versucht mich auf die Beine zu ziehen, aber ich erschwere mein Gewicht extra und versuche mich von ihm weg zu zerren, indem ich mit meinen Nägeln in seine Haut bohre.

Lass doch endlich los !

Stumm weine ich vor mich hin und schlage seine Hände, so gut es geht von meinem zitternden Körper weg.

Immer wieder flüstert er mir perverse Sachen zu, was mich würgen lässt.

Wieso ist hier denn keine Menschenseele ?

Grade als er meinem Gesicht nähr kommen will, tastete ich mit meiner Hand einen etwas größeren Stein ab.

Sofort nehmen ich diesen in meine zittrige Hand und schlage damit auf den Mann ein.

Ich denke, dass ich damit seine Schläfe getroffen habe, aber sicher bin ich mir nicht. Schnell raffe ich mich auf, gelange irgendwie auf die Beine und renne.

»DU HURE !«, schreit er mir noch hinter, aber das war mir so egal.

Erschöpft und gleichzeitig voller Adrenalin setzte ich mich auf eine Parkbank, die sich in mitten mehrer Menschen befindet. Die schaulustigen Blicke der anderen ignoriere ich einfach.

Mir doch egal was die denken, wenn sie mich nicht mal fragen, ob ich Hilfe brauche. Man sieht doch offensichtlich, dass ich eine offene Wunde an meinem Knie habe, die stark blutet.

Durch das Adrenalin in meinen Körper, bemerke ich den Schmerz garnicht.

Aus der Bauchtasche meines Pullovers, nahm ich mein Handy hervor und versuchte es anzuschalten, doch vergebens.

Mein Display war völlig zersprungen.

Meine Hände zittern noch wie verrückt. Die schlechtere Nachricht war aber, dass ich nun kein Handy hatte, um jemanden anzurufen.

Die Menschen um mich herum würden mich wahrscheinlich nicht einmal helfen, wenn ich sie fragen würde. So wie sie mich grade ansehen.

Genervt von dieser Tatsache, stand ich wieder auf und sah in mein Portmonee.

Kein Geld. Nichts.

Ohne jegliche Kraft, laufe ich in irgendeine Richtung, die mir einigermaßen Sinnvoll vorkommt und überlege, wie ich nach Hause komme.

Mein Vater macht sich bestimmt große Sorgen. Mein Bruder und meine Cousine suchen mich bestimmt schon, während ich mir vorstellen könnte, dass meine Stiefmutter über mein verschwinden froh sein wird.

Sie ist genau so eine Hexen, wie es in den Märchen beschrieben wird.

Meine Mutter, den Bruder meines Vaters und seine Frau, gleichzeitig auch saranda's Eltern, hatten wir bei einem Autounfall verloren.

Ich war 15 Jahre alt, als ich meine Mutter verlor und somit auch den größten Teil von mir. Meine Cousine Sara, hatte ihre Eltern mit 17 verloren. Da sie niemanden außer uns hatte, nahm mein Vater sie auf. Und so wurden aus Cousinen, Schwestern.

Doch wie sollte mein Vater gleich zwei pubertierende Mädchen aufziehen und gleichzeitig arbeiten gehen ? Deswegen heiratete mein Vater ein zweites mal.

Diese Frau, hatte meinen Vater doch nur geheiratet, da sie niemand anders haben wollte. Kann ich verstehen, denn ich als Mann, würde auch keine Hexe heiraten wollen, die sich einen Namen in ihrer Stadt gemacht hatte. Starrköpfig, faul und streitsüchtig.

Durch das ganze nachdenken, hab ich garnicht bemerkt, dass ich an einer Sackgasse angekommen bin.

Ich sehe mich um. Dort steht ein Haus offen. Vielleicht kann ich dort ja nach dem Festnetz fragen. Und nach einem Schluck Wasser, ich bin am verdursten.

Dankend an meine Innerestimme, laufe ich auf das moderne Haus zu und Klingel.

Ich erhasche einen kleinen Blick ins Haus. Man musste erst ein paar Treppenstufen hoch, um zur Haustür zu gelangen.

Hätte ich aber erahnt, was noch alles passiert, dann hätte ich lieber auf der Parkbank geschlafen.

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Überarbeitet am 25.09.23
- Lejlosh01

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