Ein kleiner Text 7

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Glashäuser. Ich bin wie eines.

Durchschaubar, zerbrechlich und ein einzelner Stein kann mich zerstören.

Einst malte ich meine schon zerkratzt Fassade an, um sie zu täuschen.

Damit sie nicht mehr durchsehen konnten, damit sie nicht wussten, dass ich aus Glas bin.

Damit sie aufhören würden mit Steinen nach mir zu schmeißen.

Ich war doch schon kaputt. Kleine Löcher zierten meine Fassade, doch auch diese ließen sich mit Farbe und etwas Klebeband verstecken.

Jedoch änderte es nichts daran, dass ich immer noch ein Glashaus war und bin. Veränderungen und Täuschungen ändern nichts an der Tatsache an sich. Sie verschleiern sie bloß.

Sie hörten nicht auf mit Steinen zu schmeißen. Ich wollte kein Glashaus mehr sein, nicht zerbrechlich sein.

Warum können sie mich so leicht verletzten, so leicht zerstören?

Dann kamst eines Tages du und meine aufgemalte Fassade begann zu bröckeln, löste sich Stück für Stück ab und entblößte erneut die rohe Wahrheit.

Doch es störte mich nicht mehr, im Gegenteil es begann mir zu gefallen.

Du hast mir geholfen die Dinge zu schätzen und hinzunehmen wie sie sind.

Du hast mir gezeigt wie schön Glashäuser doch sein können und dass ich gut bin, gut in meiner reinsten Form.

Wenn sie mal wieder Steine warfen, hast du dich stets schützend vor mich gestellt und sie an dir abprallen lassen.

Bald werde ich zusammenstürzen und du wirst nichts dagegen tun können.

Aber Scherben bringen Glück und so will ich für dich gleich ein ganzer Scherbenhaufen sein.

Denn du verdienst alles Glück der Welt. Du verdienst jemanden, der die Steine für dich abfängt.

So sei nicht traurig, dass das Glashaus verloren ist, sondern freue dich über die neu gewonnen Scherben.

Ich liebe dich.

~Kate Mayer

Für den Augenblick Where stories live. Discover now