Chapter 70

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"After years of waiting nothing came."

Evelyn

„Mum, was ist hier los?" Sie schloss mit Tränen in den Augen die Türe hinter sich und atmete tief ein und aus. Dann machte sie einen Schritt auf mich zu und berührte mich sanft an der Wange. „Du musst jetzt ganz tapfer sein, Schätzchen." Sie schluckte schwer und wischte sich mit dem Handrücken eine Träne aus dem Gesicht. „Geh hoch in dein Zimmer und verstecke dich auf dem Dachboden." Ihre Stimme war brüchig und ich vernahm Schritte hinter mir. Er eilte eilig an mir vorbei und starrte sie mit aufgerissenen Augen an. „Ist sie-" „Ja", schnitt sie ihm das Wort ab. Er raufte sich die Haare und schlug gegen die Wand. Sie widmete sich wieder meinem Gesicht. „Hör mir gut zu. Ganz egal, was passiert, du wirst diesen Dachboden nicht verlassen. Hast du mich verstanden?" Ich nickte eifrig. Mit einem Blick auf meine Hand, konnte ich meinen geliebten Teddy erkennen, welcher mit mir zitterte. Ich presste ihn eng an meinen Körper. Er drehte sich von der Wand weg und ging ebenfalls vor mir in die Hocke. Auch seine Augen schimmerten glasig. „Du kommst erst herunter, wenn Mum oder ich es dir sagen, okay? Auch wenn Cathy nach dir rufen sollte, bewegst du dich keinen Zentimeter." Erneut nickte ich eifrig. Ein lauter Knall ließ uns alle zusammenzucken. Sie blickte ihm in die Augen. „Es ist soweit." Sie packte mich an den Schultern und schob mich in Richtung der Treppen. „Wir haben dich lieb. Sei leise und sollte etwas schief gehen, dann laufe und höre niemals damit auf!"

Schweißgebadet und nach Luft ringend wachte ich auf. Mein Oberkörper schoss nach oben und ich fand mich kerzengerade in einem Bett wieder. Noch immer unter Schock rieb ich mir die Augen und blickte mich um.

Es brauchte eine Weile bis ich mich an das helle Licht gewöhnt hatte. Nicht nur meine Bettdecke war weiß, sondern der gesamte Raum. Er war in etwa so groß wie mein Zimmer und glich einem Krankenhaus. Der Boden, die Wände und auch die nicht definierbaren Geräte um mich herum waren alle in einem klinischen weiß verziert worden.

Immer noch die gleiche Hölle.

Es waren keine Fenster zu finden, was mich eindeutig nicht beruhigte, aber auch nicht überraschte. Jedoch erkannte ich zwei Türen. Die eine befand sich direkt vor meinem Bett und die andere an der rechten Wandhälfte.

Mein Traum brannte sich noch immer in meine Gedanken. Schon lange nicht mehr hatte ich diese Art von Erinnerung erlebt. Laufe und höre niemals damit auf. Es war nicht das erste Mal, dass mich dieser Satz in meinen Träumen verfolgte.

Mittlerweile war mir klar, dass es in meinem ersten Traum um Cathy ging. Sie musste von Zuhause fliehen, da das COV sie verfolgte. Leider hatte sie es damals nicht geschafft. Wenn ich alles miteinander verknüpfte waren es meine Eltern, die mir sagten, ich sollte mich verstecken.

Nie hatte ich meine Eltern darauf angesprochen, dass sie von all dem etwas wussten. Nur zu gern hätte ich erfahren, was damals nach Cathys Fluchtversuch Zuhause passiert war. Warum sie nie nach Cathy gesucht hatten. Leider hatte ich nicht mehr die Möglichkeit dazu. Zu beschäftigt war ich damit gewesen, die beiden dafür zu hassen, dass sie mir die Wahrheit verschwiegen hatten.

Jetzt würde ich einfach alles dafür geben, sie in meine Arme schließen zu können.

Doch nun musste ich herausfinden, ob eine der beiden Türen geöffnet war. Vor Schmerzen stöhnen rappelte ich mich weiter auf und verspürte ein Ziepen an meinen Armen. Mein Blick wanderte nach unten und ich konnte erkennen, dass zwei Nadeln in der Unterseite meines Handgelenkes steckten. An ihnen hingen zwei durchsichtige Kabel.

Ich folgte ihnen weg von meinem Handgelenk und blieb neben dem Bett an zwei Beuteln mit einer durchsichtigen Flüssigkeit hängen. Es sah aus wie eine Art Infusion, die man in einem Krankenhaus verabreicht bekam. Doch da ich nicht wusste, was in dieser Flüssigkeit war, riss ich mir sofort die Nadeln aus der Haut und sprang auf.

Perdition - VerderbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt