Chapter 31

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"Strong is the new Pretty"

Ich hatte mich zu Fuß auf den Weg ins Spero gemacht, damit ich genug Zeit hatte, um über das Gespräch mit Damian nachzudenken. Nun war ich vor den Toren angekommen, vollkommen erledigt, und hatte immer noch keinen blassen Schimmer, wie ich das anstellen sollte.

Total unvorbereitet lief ich nun in die Eingangshalle und überlegte, wo ich Damian am ehesten finden konnte. Sein Motorrad im Vorhof verriet mir zumindest, dass er auf alle Fälle hier war. Vermutlich war er gerade am Trainieren, weshalb ich nun den Aufzug nach unten nahm.

Während der Aufzug mich in die unterste Etage brachte, schloss ich die Augen und versuchte mich zu entspannen. Leider funktionierte das rein gar nicht. Erstens, weil sich Grey Dashwood sicherlich irgendwo in diesem Haus befand und zweitens, weil jedes Mal, wenn ich die Augen schloss ich einen wütenden Damian vor mir stehen sah, der mir kein Wort glaubte von dem was ich sagte.

Ein dringendes Gefühl befahl mir, dass ich sofort wieder gehen sollte, aber jetzt war sowieso alles zu spät. Die Türen des Aufzuges schoben sich langsam auf und vor mir erstreckte sich die riesige Trainingshalle, in der ich nun schon zahlreiche Male gewesen war.

Ich wusste nicht, dass meine Laune noch tiefer sinken konnte, doch als ich sah, wer dort auf mich zukam, war sie an ihrem Tiefpunkt angelangt. ,,Evelyn! Was für eine Überraschung."

Ashley Bennet bahnte sich den Weg zu mir und blieb exakt einen halben Meter von mir entfernt stehen. Auf ihrer Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet und ihrem Outfit nach zu urteilen, hatte sie gerade trainiert.

Am liebsten wollte ich auf ihre hübschen und bestimmt teuren Sneakers kotzen als mir klar wurde, dass sie selbst verschwitzt unfassbar gut aussah. Sie trug eine schwarze, sehr kurze Sporthose und dazu lediglich einen pinken Sport-BH.

Tatsächlich fand ich das ein wenig zu freizügig, aber sie konnte das mit ihrer perfekten Figur natürlich tragen. Um ihren Hals hatte sie sich ein weißes Handtuch gelegt, mit dem sie sich den Schweiß von der Stirn wischte und in ihrer linken Hand hielt sie eine Wasserflasche, die bereits halbleer war.

,,Freut mich auch sehr dich wiederzusehen", säuselte ich extra freundlich. Natürlich freute ich mich kein Stück. Ashley setzte ihr gekünsteltes Lächeln auf und musterte mich von oben bis unten.

Ich trug immer noch das Shirt von heute Morgen mit dem Kaffeefleck und zog deshalb meine Jacke enger, als ihr Blick daran hängen blieb. ,,Was führt dich denn hier her? Sport möchtest du sicherlich nicht treiben", lachte sie und warf mir einen bemitleideten Blick zu.

Ich versuchte ihre Worte zu ignorieren und schaute hinter ihre Schulter. Damian befand sich noch auf der Trainingsfläche und unterhielt sich gerade mit Zeke. ,,Ich muss mit Damian sprechen. Es ist wichtig", informierte ich sie knapp.

Bei der Erwähnung von Damian zog sie beide Augenbrauen nach oben und das Lachen verschwand von ihrem Gesicht. Einige Sekunden dachte ich, dass sie einfach gehen würde, doch da schlich sich bereits wieder ein schiefes Grinsen auf ihre Lippen.

,,Na dann. Wunder dich nicht, dass Damian auch so verschwitzt ist. Bei unserem Training wurde es ziemlich heiß." Ich knirschte mit den Zähnen, als Ash anfing von dem Training mit Damian zu erzählen. Ich dachte daran, wie nah er mir bei meinem Training gekommen war. Hatte er dasselbe mit Ash getan? Oder vielleicht sogar mehr? Ashley schien meine Besorgnis zu bemerken und lachte.

,,Keine Sorge. Er hat sich wieder angezogen." Mit diesen Worten sprang sie hinter mir in den Aufzug und machte sich auf den Weg nach oben. Besser so, denn ich war gerade kurz vor dem explodieren.

Was meinte sie mit wieder angezogen? Nur das Shirt oder gleich alles? Ich schüttelte den Kopf bei diesen Gedanken und konzentrierte mich auf meinen Plan. Zeke hatte sich mittlerweile aus dem Staub gemacht und nur noch Damian befand sich auf der Trainingsfläche.

Sein Shirt hatte er tatsächlich wieder angezogen und er war gerade damit beschäftigt alles aufzuräumen. Ich biss mir auf die Unterlippe und wurde immer nervöser je näher ich Damian kam.

Verdammt nochmal Eve! Reiß dich zusammen! Ich hielt einmal kurz die Luft an und stieß sie langsam wieder aus. Schließlich näherte ich mich Damian und nun schien auch er mich zu bemerken.

,,Hallo Evelyn", sagte er ohne jegliche Emotion und schaute mich nicht einmal an. Wow. Das würde ja ein super Gespräch werden. Ich presste ein schwaches ,,Hey" aus mir heraus und tippte mit dem Fuß auf den Boden. Genau wie Lily es vorhin getan hatte.

Nun sah Damian endlich auf und starrte mich mit seinen blauen Augen eindringlich an. ,,Was ist?", fragte er schlicht. Er schien meine Nervosität zu bemerken, denn nun wurde sein Blick weicher.

,,Ist alles in Ordnung?" Er hielt inne und legte das Handtuch zur Seite, das er gerade vermutlich in seine Tasche packen wollte. ,,Um ehrlich zu sein...nein. Nichts ist in Ordnung."

Mein Herz schlug immer schneller und langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Vielleicht würde ich ja einen Herzinfarkt bekommen und vor Damians Füßen qualvoll sterben. Dann würde ich wenigstens dieser Konversation entkommen.

Damian zog die Augenbrauen zusammen und warf mir einen fragenden Blick zu. Er kam nun näher auf mich zu und blieb nur einige Zentimeter von mir entfernt stehen. Sein Geruch schoss mir in die Nase und ein wohliges Gefühl breitete sich in meinem Körper aus. Wie konnte man  nach dem Sport immer noch so gut riechen?

Er trug ein schlichtes weißes Shirt und an der freien Stelle seines V-Ausschnittes zeichneten sich kleine Schweißperlen ab. Gott wie gerne ich  ihm das Stück Stoff vom Leib reißen würde. Ich schnappte leise nach Luft, als mir meine Gedanken bewusst wurden. Hatte ich das gerade wirklich in Betracht gezogen?

,,Nicht so viel starren, mehr reden, Kleine." Damians Stimme riss mich aus meinen Gedanken und mein Kopf schoss hoch. Er grinste mich schief an und zog wie immer eine Augenbraue nach oben. Vermutlich lief mein gesamter Kopf gerade rot an.

,,Nagut...ähm...ich muss mit dir über etwas sprechen", stotterte ich unbeholfen vor mich hin. Was war nur los mit mir? Damian grinste mich immer noch blöd an. ,,Etwa über meine Kleiderauswahl?" Er schaute an sich herab und zog an seinem Shirt. Für einen kurzen Augenblick blitzen seine Bauchmuskeln hervor und ich musste die Luft anhalten.

,,Nein du Idiot. Es ist wichtig!" Das Grinsen wich Damian sofort aus dem Gesicht als er bemerkte, wie ernst mir die Lage war. ,,Na schön. Um was geht's?" Er verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf meine Antwort.

,,Ich habe eine Schwester", rutschte es nun einfach aus mir heraus. Super Eve. Man hätte es nicht besser erklären können. Damian schien sichtbar verwirrt. ,,Eine Schwester? Okay." Okay? Das war alles?

,,Und sie ist auch eine Ordeal", fügte ich unsicher hinzu. ,,Das kann gar nicht sein. Das Gen wird nicht an zwei in einer Generation weitervererbt." Damians Gesichtsmuskeln spannten sich an, daher er nicht verstand auf was ich hinauswollte.

,,Das dachten wir auch, aber bei uns war es anders. Cathy hat definitiv auch das Gen. Genauso wie ich." Damian ließ seine Arme fallen. Scheinbar versuchte er die ganze Sache zu verstehen, was ohne weitere Informationen fast unmöglich war.

,,Wie kannst du dir da so sicher sein?" Ich schluckte nervös. Nun würde es ernst werden.

Perdition - VerderbenWhere stories live. Discover now