• achtzehn •

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Dann setzten wir uns auf eine Bank. "Also, erzähl mal, woher kennen wir uns?" Interessiert sah ich ihn an. "Aus dem Krankenhaus." Ich verdrehte meine Augen. "Das ist mir bewusst."

Nathaniel zitterte leicht. "Ich hatte immer vor diesem Moment angst." Ich nahm seine Hand. "Wieso? Du scheinst mich ja ziemlich gut zu kennen." "Erinnerst du dich an deinen Autounfall?", fragte er mich. Ich runzelte die Stirn. "Ähm, ein Idiot war der Meinung, er hätte grün, obwohl er rot hatte und Mum und ich grün hatten. Es war in der Innenstadt passiert. Soweit ich weiß, war sich dieser Bastard keine Schuld bewusst."

Nate sah mich mit Tränen in den Augen an. "Ich war dieser Idiot."

Ich stockte. "Wie bitte?", fragte ich leise. "Warte... du warst dieser dicke Junge, der mich immer besucht hat!" Jetzt fiel es mir wieder ein! Der Junge damals hatte bestimmt 120 Kilogramm gewogen! Aber er war so nett und fürsorglich gewesen! Wir hatten uns über die Wochen angefreundet gehabt, bis Dad es mir verboten hatte!

"Ich bin ein Mörder, Milo." Nein, bist du nicht. Mum lebt doch. Und ich auch. Das war ein Unfall", erwiderte ich vorsichtig. "Aber meine Eltern nicht. Ich habe sie ermordet!" Ich blieb stumm.

"Du solltest nach Hause. Wir sollten uns nicht mehr sehen." Nathaniel stand auf. "Ist das dein ernst?", fragte ich fassungslos. "Du schleimst dich bei mir ein, machst mir schöne Augen und schenkst mir Rosen... und dann das hier?!", rief ich aufgebracht und stand ebenfalls auf.

"Ich... ich habe es mir einfacher vorgestellt! Aber wie konnte ich nur so dumm sein, um das zu glauben?" Nathaniel raufte sich seine Haare. "Lebewohl, Milo Carter."

Und dann ließ er mich einfach hier stehen.

Sprachlos setzte ich mich. Ich wurde noch nie einfach stehen gelassen. Nur von Finn, aber der Typ war ja auch eine andere Kategorie.

Zu meinem Übel fing es auch noch an zu regnen. Schon nach wenigen Minuten war ich vollständig durchnässt. In mir breitete sich eine Wut aus.

Eine Wut, welche öfter in mir hoch kam, als mir lieb war.

Eine Wut, welche ich nicht kontrollieren konnte.

Eine Wut, welche mich steuerte.

Eine Wut, welche mich am nächsten Tag vergessen ließ.

Ich lief zu Nathaniel. Die Adresse hatte mir schließlich Liam gegeben. Dort hämmerte ich aggressiv gegen die Tür. Eine Frau öffnete mir. "Wo ist er?", knurrte ich und schubste sie zur Seite.

"Komm raus, du Feigling!", schrie ich und lief in das erste Zimmer, doch hier war alles leer. "Milo, was tust du hier und was soll das?" Wütend drehte ich mich um. Nathaniel stand vor mir. "Niemand lässt mich einfach so alleine irgendwo stehen!", knurrte ich. "Und niemand lässt mich abblitzen!", fügte ich hinzu und drückte ihn gegen die Wand. "Und erst recht nicht du, hörst du?"

"Milo, du machst mir gerade angst." "Angst? Du bist doch selber Schuld! Wieso hast du ihn einfach stehen lassen, hm?!" "Milo! Hör auf, das bist nicht du!", schrie er mich an, als meine Hände seine Kehle berührten. "Milo? Milo ist nicht da! Warum hast du ihn stehen lassen?! Wieso hast du diesen kleinen Jungen nicht beschützt?! Was ist, wenn er entführt worden wäre?! Dann hättest du Schuld an all dem!"

Dann breitete sich ein Schmerz in meinem Kopf aus und alles wurde schwarz.

***

Ich wachte zu Hause auf. Müde streckte ich mich. Man, hatte ich Kopfschmerzen! Was war gestern passiert? Nathaniel und ich waren Burger essen, dann liefen wir in den Park und er erzählte mir, dass er den Autounfall damals verursacht hatte. Danach war alles schwarz.

Vorsichtig fasste ich mir an den Kopf. "Au!" Ich verzog mein Gesicht. Woher kam denn diese Beule?!

"Guten Morgen, Milo Carter!" Meine Eltern betraten mein Zimmer. Sie klangen nicht gerade fröhlich. "Spencer's Vater hat dich gestern nach Hause gebracht. Du hattest ein Blackout! Für die ersten zwei Stunden bist du entschuldigt, da du bei Dr Cameron bist. Und ich will keine Widerworte von dir hören, dein Vater wird dich persönlich hin bringen!"

Leicht nickte ich. "Okay." Meine Eltern waren selten sauer, deshalb widersprach ich jetzt lieber nicht. "Was... ist denn passiert?"

"Leonard hatte Feierabend und hat gesehen, wie du jemanden angegriffen hast. Du hast in der dritten Person geredet. Das ist kein gutes Zeichen."

Und da ich nicht dumm war, konnte ich eins und eins zusammen zählen. "Okay, ich bin gleich unten. Gebt mir ein paar Minuten." Meine Eltern nickten und verließen mein Zimmer.

Schnell nahm ich mein iPhone und wählte Nathaniels Nummer. Er hob ab, sagte aber nichts. "Nate?", fragte ich leise. "Ich weiß nicht, was ich getan habe, und wie du das mit Mr James geregelt hast, aber ich bin nicht dumm. Ich habe dich angegriffen, oder?" Ich erzählte leise, hatte Angst vor seiner Antwort.

"Ja, hast du." Ich schloss meine Augen. "Geht es dir gut? Was habe ich getan?" "Ich hatte echt Angst vor dir. Was war mit dir los?" "Ich weiß es nicht", antwortete ich leise. "Es hat etwas mit meiner frühen Kindheit zutun. Mehr weiß ich wirklich nicht. Ich habe nur Träume und Blackouts." Eine Träne lief über meine Wange. "Aber jetzt hast du einen Grund, mir aus dem Weg zu gehen", schniefte ich.

Zum ersten Mal in meinem Leben weinte ich wegen eines Typen. Es war ein komisches Gefühl, doch Nate bedeutete mir jetzt schon so unglaublich viel!

"Öffne deine Haustür." Und damit legte er auf. Ich stand von meinem Bett auf und lief zügig nach unten, öffnete die Haustür. Auf der Stufe lag eine weiße Rose. Lächelnd hob ich diese auf und sah auf den Zettel.

Es tut mir leid. Komm nach der Schule vorbei. -N

Ich lächelte und verfasste eine Nachricht:

Mir tut es leid! Bis heute Nachmittag!

Dann steckte ich mein iPhone weg. "Milo! Kommst du jetzt endlich?!" Ich zuckte zusammen und lief schnell in die Küche. "Bin ja schon da!"

"Gut. Beeile dich, wir müssen in 30 Minuten los." Meine Eltern hatten schlechte Laune, ganz klar. Stumm aß ich meine fünf Toasts. Eigentlich aß ich immer acht, doch heute wollte ich nicht widersprechen.

Schnell trank ich meinen Kaffee aus und lief zurück nach oben, machte mich fertig.

"Wir können", erwiderte ich zu Dad, welcher nickte und sich von der Couch erhob.

Gemeinsam liefen wir zum Auto, stiegen ein und Dad fuhr los. Es dauerte nicht lang, da waren wir bei Dr Cameron angekommen. "Milo, warum hast du gestern ein Blackout bekommen? Was ist davor passiert?" Dad sah mich an. "Ich weiß es nicht", flüsterte ich leise und sah aus dem Fenster. "Es lief alles super, wir haben uns unterhalten und dann keine Ahnung. Ist alles schwarz."

Ich verheimlichte lieber, dass Nate mir erzählt hatte, dass er den Unfall damals verursacht hatte.

Dark Times ∣ boyxman ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt