• sechsundfünfzig •

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"Er hat eine starke Unterkühlung und leidet unter Gedächtnisverlust. Aber ich habe mit Mr James geredet. Spencer weiß von seiner Vergewaltigung und muss Ihren Sohn damit konfrontiert haben. Ich denke, Ihr Sohn braucht einen Psychologen, denn das überschreitet mein Fachgebiet."

Ich sah an die Decke. Meine Finger schmerzten und ich hatte keine Ahnung, was ich nach der Konfrontation mit Spencer gemacht hatte. Er hatte mich darauf angesprochen, das wusste ich.

Tatsächlich hatte er mich sogar angeschrien. Aber was genau er gesagt hatte, wusste ich auch nicht mehr. Wie so oft war es einfach nur Leer in meinem Kopf.

Ich sah auf meine Hände. Jede einzelne der zehn Fingerkuppen waren bandagiert und mein linkes Handgelenk ebenfalls. Außerdem war mir eiskalt und ich hatte Halsschmerzen. Vorsichtig und kraftlos zog ich die Decke mehr über mich und wickelte mich so gut es ging ein.

"Wenn sich sein Zustand verschlechtert, sollte er in ein Krankenhaus. Aber so wie ich Milo kenne, schafft er es", hörte ich Peter sagen, denn die Tür war nur angelehnt.

"Danke, Mr Clare." Es war die Stimme meines Vaters. "Oh, bitte. Nennen Sie mich Peter. Wir sind doch zukünftig eine Familie." Dann herrschte kurze Stille.

"Und Daniel, du kommst jetzt mit und dann reiße ich dir deinen verdammten dickköpfigen Schädel ab, während ich dich ins Krankenhaus fahre!", zischte Peter. "Dann kann ich ja hier bleiben, wenn du meinen Schädel sowieso abreißt. Nur bring ihn mir wieder, ja?"

Die angelehnte Tür wurde geöffnet. "Du bist ja wach", lächelte Mum. "Mir ist kalt", krächzte ich. "Ich mache dir einen Tee, ja?" Leicht nickte ich und Mum verschwand wieder, dafür kam allerdings Nate in das Zimmer und hockte sich vor mein Bett.

"Peter will, dass ich mich untersuchen lasse. Aber danach bin ich sofort wieder bei dir, Okay?" Ich nickte. Nate gab mir einen Kuss und wickelte mich so fest in meine Decke ein, dass ich mich keinen Zentimeter mehr bewegen konnte. "Und du bleibst im Bett." Erneut nickte ich.

Nate lächelte und verließ mein Zimmer. Kurze Zeit später kam Mum mit einer Tasse Tee wieder. "Ich habe beschlossen, dir eine Suppe zu kochen. Suppe magst du doch so gern." Mum seufzte. "Eigentlich magst du ja alles." Sie strich mir durch meine Haare. "Wir haben gedacht, dass es dir jetzt gut geht. Du hattest schon so lange keinen Blackout mehr."

"Was ist denn passiert?", fragte ich leise. "Mit meinen Fingern, meine ich", fügte ich hinzu. "Dein Vater meinte, du hast wie wild im Boden gegraben und hast irgendetwas gesagt. Das du jemanden finden musst."

Ich sah auf meine Fingerkuppen und zog die Decke bis an mein Kinn. Es war so unglaublich kalt!

"Bereut ihr es?" "Was meinst du?" "Mich adoptiert zu haben." "Um Gottes Willen, Milo! Nein! Hör auf, so etwas auch nur zu denken!" Mum legte sich neben mich und knuddelte mich kräftig. Sie war schön warm! "Du bist das Beste, was uns jemals passiert ist!" Leicht nickte ich, damit sie wusste, dass ich es zur Kenntnis genommen hatte, dann schlief ich ein.

***

Als ich das nächste mal aufwachte, sah ich in das Gesicht von Nate. Er sah mich an und lächelte.

"Wie geht es dir?", fragte er. "Es ist kalt", erwiderte ich leise. Nun hatte ich starke Halsschmerzen. Nate rückte näher und drückte mich an sich.

"Ich kann dir die leckere Suppe holen, welche deine Mutter für dich zubereitet hat. Die ist wirklich lecker." Ich nickte. "Klingt gut."

Als Nate aufstehen wollte, wurde meine Zimmertür geöffnet. "So, Abendessen für euch beide." Dad brachte ein Tablett hinein und stellte es auf dem Schreibtisch ab. "Wie fühlst du dich?", fragte er mich. "Beschissen", murmelte ich.

"Das wird wieder. Jetzt isst du deine Suppe und später bekommst du eine große Tasse Tee." Ich nickte. "Okay, ich gehe nur schnell auf Toilette."

Als ich aufgestanden war, schwankte ich ein wenig, doch ich bestand darauf, alleine ins Badezimmer zu gehen. Beim Pinkeln musste mir nun wirklich keiner zusehen!

Nach meiner Erleichterung wusch ich mir meine Hände, als es draußen knallte. Ich sah aus dem Badezimmerfenster. Im Garten war etwas umgefallen. Leider war es zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Dazu kam, dass der Regen wild an das Fenster prasselte.

Ein Blitz ließ mich aufschrecken und katapultierte mich direkt in meine Vergangenheit...

Dark Times ∣ boyxman ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt