Prolog

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Sirenen (auch Nymphen, Naturgeister genannt):

Sirenen sind weibliche Gottgeborene und galten in der Antike als Inbegriff für Fruchtbarkeit und Fortpflanzung. Diese Aufgabe wurde ihnen vom Kreis der Altgötter zugewiesen.

Die Sirenen besitzen eine bezaubernde Stimme, von welcher sie Gebrauch machen können, um die Menschen zu sich zu locken und sie dann bis zur Willenlosigkeit gefügig zu machen. Ihr Gesang kann ebenso betören, wie er Leben schenken kann.

Ihnen wird zudem die Fähigkeit nachgesagt, alles Geschehen auf der Erde zu wissen und auch offenbaren zu können.

Sie sind fähig zur Liebe, aber gelten als unwillig zur Heirat.

Die antiken Mythen sprechen davon, dass den vier Sirenen besondere Gaben überlassen wurden. So konnten sie an Land einem Vogelwesen gleich fliegen oder im Wasser einem Meereswesen ebenbürtig schwimmen. Und manchen von ihnen wurden diese Gaben wieder genommen.

Im Spätmittelalter verbreitete sich auch die Sage, dass ihre Tränen sich in Perlen wandeln. Auch sollen sie bewusst Schiffe von Seefahrern auf Riffe gelockt haben.


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In die waldreiche Gegend der westlichen Taiga nahe dem Ural- Gebirge kamen keine Touristen.

Auch für Leute, welche auf ein Abenteuer aus waren oder sich den Herausforderungen der Taiga stellen wollten, war dieser Landstrich nicht die erste Wahl. Diese Leute würden entweder nahe der Städte Ufa oder Swerdlowsk bleiben, oder weiter in den fernen Osten nach Irkutsk reisen.

Denn hierzulande wurde man über den Sommer von Mücken zerstochen oder konnte wilden Bären begegnen- nichts, was Touristen ihren Urlaub genießen ließ oder Abenteurern auf ihren ungeführten Wanderungen gefiel. Und im Winter sorgte das kontinentale Klima für Frost und starken Schneefall, der sich über die endlosen Wälder legte.

Nein hier lebte nur, wer hier geboren wurde oder durch seine Arbeit dazu verpflichtet war.

In früheren Sowjetzeiten war dies die Gegend der Straflager- Gulags genannt. Vor dem zweiten Weltkrieg mit Andersdenkenden angefüllt- nach dem Krieg mit zehntausenden Kriegsgefangenen, die hier nach Bodenschätzen gruben oder Holz für die Wirtschaft einschlagen mussten.

Doch in diesem unfreundlichen Lebensraum lebten Menschen.

Sie nannten sich Mansen- ein indogener Volksstamm, hervorgegangen aus dem Volkstamm der Ukrah. Ein Naturvolk- tief verwurzelt mit diesen Wäldern, den Sümpfen und Flüssen hier. Sie lebten von dem, was die Natur ihnen gab. Auf kleinen Flächen in Flussauen betrieben sie Ackerbau und Viehzucht, lebten von Jagd und Fischfang in Bescheidenheit.

Unter der Sowjetherrschaft waren dem Volk der Mansen autonome Sonderrechte eingeräumt. So wurde Ihnen Schutz zuteil- für ihre althergebrachten Lebensweisen und ihre heiligen Wege und Orte.

Nur mit Sondergenehmigungen aus Moskau oder dem Bezirksrat in Swerdlowsk durften - mit Einwilligung der Mansen- Russen oder Fremde durch deren Gebiete passieren. Und selbst dann nur mit mansischen Wildnisführern.

Im Gegenzug nahmen die Mansen diese Aufgaben an. Sie brachten Exkursionen oder Forscher durch die Wälder, begleiteten Holzfäller zu guten Einschlagplätzen oder Jäger auf deren Jagden. Auch gestatteten die Mansen das Anlegen verschiedener unbefestigter Straßen zu Abbaustellen von Erzen.

Mehr wollten die Mansen nicht- mehr brauchten sie nicht.

Selbst einen Beisitzer- Platz in der Volksvertretung im fernen Moskau lehnten die Mansen ab, ebenso die Errichtung einer Eisenbahntrasse in die nördlichen Wälder.

Und die Sowjets hielten sich zumeist daran.

.... doch nicht immer.

Das sowjetische Militär hatte sich einen langgezogenen Landstrich am östlichen Rand des Mansen- Gebiets beschlagnahmt. Als Übungsplatz- so wurde behauptet.

Und so, wie die Sowjets für dieses Gelände die Geheimhaltung aussprach, forderte deren Vertreter von den Mansen, unwillkommene Fremde- vor allem westliche Geheimagenten- bei Feststellung zu melden.

Dies erkannten die Mansen an, denn es blieb Ihnen keine Wahl.

Und als dort Jäger verschwanden, unterließ man es, zu diesem Militärischem Sperrgebiet zu gehen.

Doch ihre Autonomie wurde durch das Zugeständnis noch stärker.

Die Führung in Moskau wollte sich so ihrer Dienste versichern. Es war nicht gewollt, amerikanischen Demagogen einen Anlass zu geben, über den Umgang der Sowjetregierung mit kleineren Volksgruppen in der Presse schlecht da zu stehen.

Oder noch unangenehmer- den Standort des gemeinen Stützpunktes der Sowjetarmee zu offenbaren.


Marica - Die Letzte der SirenenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt