Ratlosigkeit

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Die 'Operation Wetterleuchten' war gescheitert.

Nach Mitteilung der Auslandspionage war der Französische Kontakt außer Landes. Über die Botschaft in Moskau und mit diplomatischer Immunität war er ausgereist. Ein Kontaktmann hatte verlautbaren lassen, dass man den 'Sowjets' in der Angelegenheit nicht mehr trauen kann. Dabei hatte man den Franzosen- mehr als bereitwillig und erforderlich- Informationen über die gescheiterte Mission zugespielt. Dennoch: eine erneute Chance würde es vorerst nicht geben.

Viel stand auf dem Spiel.

Alles war vergebens.

Oberstleutnant Nikolai Woronzow war aufgefordert, die Operationsabteilung aufzulösen. Einen Auswerter hatte man ihm jedoch noch zugestanden, um Informationen zu analysieren, welche mit der 'Operation Wetterleuchten' in Zusammenhang stehen könnten.

Auf persönlichen Nachdruck des Generalmajor Semtzyn beim Büro der Abteilung 'Besondere Angelegenheiten' der Roten Armee in der baschkirischen Hauptstadt Ufa hatte einige zusätzliche Informationen eingebracht. Und zugesicherte - wenn auch eingeschränkte- Fütterung der Roten Armee mit eigenen Informationen ergab ein gänzlich neues Licht auf die Sachlagen.

Alle hatten versagt! Alle- die Auslandspionage, die Armee, selbst die Inlandsaufklärung des KGB. Jeder hatte versucht, sein eigenes Süppchen zu kochen. Jeder hat nur auf seinen Teller geschaut und nicht über den Tellerrand hinaus. Jedem war sein Anspruch auf Geheimhaltung selbst jetzt noch wichtig, um den eingetretenen Schaden für den eigenen Geheimdienst so gering als möglich erscheinen zu lassen.

Dabei hatte man nur Kollateralschäden auf den Missionen unterschiedlicher Zweckbestimmung.

Seltsamerweise waren die Agenten der 'Operation Wetterleuchten' immer noch verschollen- und man hatte nun schon Anfang Mai 1959- also waren schon drei Monate ins Land gegangen. Hoffnungen auf ein Überleben gab es keine. Sorgen jedoch, dass sich die Agenten mit den radioaktiven Proben des Strontium 90 an eine unbekannte Drittmacht gewandt und sich ins Ausland abgesetzt haben könnten.

Die 'Operation Wetterleuchten' sollte gezielt falsche Informationen über die Möglichkeiten der Sowjet's, sich ein atomares Waffenarsenal anzulegen, an die Westmächte geben. Frankreich war hierbei ausgesucht worden, weil sich dieses Land der eigenen politischen Position am Nächsten hielt. Guten Willen wollte man zeigen- die UdSSR sollte gut dastehen.

Nun war alles für die Katz! Und mit Pech hatte vielleicht China oder die USA nun die Probebehälter in ihren Händen und konnten sich ins Fäustchen lachen. Die Proben des Strontium 90 waren in keinem Fall für militärische Belange ausreichend, allenfalls für zivile oder energetische Nutzungen tauglich.

Aber das wusste man ja- in Moskau, Swerdlowsk und an einigen anderen geheimen Orten schon von Vornherein.

Abgekartetes Spiel war dies- aber auf dem internationalen Parcours durchaus erlaubt. Jeder machte solche Aktionen. Man taktierte.

Seltsames hatte sich auf den Berghängen des östlichen Ural- Gebirges ereignet- bereits Ende März.

Im 'Loswa'- Tal hatten Suchmannschaften seltsame Lichterscheinungen wahrgenommen. Und dies mitten im Winter. Doch die Personen- sieben Studenten und ein mansischer Jäger- hatten allesamt einen guten Ruf. Sie galten nicht als Phantasten. War dies vielleicht nur einem übermäßigen Wodka- Konsum zuzurechnen? Aber die Meldungen beschrieben immer die gleichen Phänomene: Lichtbänder, erhellte Wolkenketten, ein gleichbleibendes, leichtes Grollen in der Luft.

Die Armee? Hatte sie etwas damit zu tun? Weiter östlich vom Suchgebiet gab es ein militärisches Sperrgebiet. Und selbst nach KGB- Maßgaben- dieses Sperrgebiet war über die Maßen gut abgesichert. Fast zu gut abgesichert, wenn man sich den waldreichen und Menschenlosen Landstrich näher ansieht.

Marica - Die Letzte der SirenenWhere stories live. Discover now