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-Show me your broken heart and all your scars-

Ich blicke in seine wunderschönen Augen, die mich in einen Bann ziehen. Ich kann nicht anders, als zu lächeln. Meine Hand wandert langsam von seinem Hinterkopf zu seiner Wange. Behutsam streiche ich über seine Wange, strecke mich leicht vor und gebe ihm einen leichten Kuss auf die Stelle.

Der Schmerz blitzt unwillkürlich in seinen Augen auf. Ich will ihm diese Schmerzen nehmen, aber dafür muss er mir alles erzählen. Ich will die Geschichten jeder einzelnen Narbe wissen, sie auswendig lernen und es selber fühlen.

Cesur schließt seine Augen. Er atmet tief die Luft ein, als würde er gerade Kraft einatmen, um in seine tiefe Wunden zu greifen. „Es hat alles mit einem Erbe angefangen." haucht er leise.

Er öffnet die Augen und ich erkenne seine tiefen Wunden, seine Schmerzen durch die er immer noch leidet. Ich halte bei seinem Anblick angespannt die Luft an. Seine Blicke...

„Meine Urgroßeltern waren damals sehr erfolgreiche Ärzte. Sie hatten mit einer kleinen Notaufnahme angefangen und als die Anzahl von den kranken und verletzten Menschen aufstieg, hatten sie sich dazu entschieden aus der kleinen Notaufnahme einen Krankenhaus bauen zu lassen."

Ich streiche ihm immer noch mit dem Daumen sanft über seine Wange, um ihn zu verdeutlichen das ich bei ihm bin. Das er diese Schmerzen nicht noch einmal alleine durchstehen muss. Das ich bereit bin ihm diese Last wegzunehmen.

„Durch die Hilfe ihrer Eltern hatten sie es tatsächlich geschafft ein Krankenhaus bauen zu lassen. Auch wenn es damals nicht so groß war, hatten sie viele Menschenseelen gerettet. Und bis heute steht das berühmte Karasuhospital in Berlin."

Er formt seine Augen zu schlitzen. „Tja." gibt er leicht giftig von sich und blickt auf unsere immer noch verschränkten Hände. „Dann haben sie eine dumme Entscheidung getroffen und so kam es zum Erbe, das alles verändert, das unsere glückliche Familie zerstört hatte."

Seine rechte Hand in meiner verkrampft sich und er erhöht den Druck seines Griffes. Es tut leicht weh, aber wenn er so kurz seine Schmerzen vergessen kann, dann ist es mir recht. Wenn er so seine angestaute Wut kontrollieren kann, dann ist es mir recht.

„Sie haben sich dazu entschieden, dass der erste Sohn der Karasu-Familie das Krankenhaus vererbt bekommt und es somit als Familientradition immer weiter an den ersten Sohn vererbt wird. Natürlich unter der Voraussetzung das dieser Medizin studiert und anschließend Arzt wird." Er schaut mir in die Augen und ich erstarre leicht, als jegliche Emotionen aus seinen Augen wie verschwunden sind. Er hat wieder diese Mauer um sich gebaut.

Außer Hass lässt er keine weiteren Gefühle zu und ich erkenne wieder diese allbekannten kalten Augen, die durch den Hass in seinen Augen glänzen. Er lacht spöttisch auf, weswegen ich von seinen Augen automatisch auf seine Lippen blicke, welche zu einer geraden Linie gezogen sind.

„Und dann ist es soweit gekommen, dass mein Opa, welcher das Krankenhaus geerbt hatte, während seines Medizinstudiums mit meiner Oma heiratete. Meine Oma wurde schwanger von Zwillingen und genau ab diesen Zeitpunkt, wo sie erfahren hatten das es beide Jungs werden, begann das Ende unserer glücklichen Familie."

Ich erschaudere bei seiner kalten Stimme und seinen dunklen Augen, in denen ich nur Rache erkennen kann. Meine Hand, welche immer noch auf seiner Wange liegt, verkrampft sich und automatisch bohren sich meine Finger in seine Haut.

Der Schmerz blitzt in seinen Augen auf und sofort wird mein Griff weicher, auch wenn die Schmerzen nicht wegen meinem festen Griff in seinen Augen aufglänzen. Nein. Es ist der Schmerz, den er seit Jahren mit sich trägt und nicht los wird. Der Schmerz, der diese kalte und emotionslose Mauer um ihn errichtet hat.

C E S U R - IWhere stories live. Discover now