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Das erste was Eomma sagte als sie mich sah war: "Wir fahren heute Abend noch zurück!"
Ich öffnete meinen Mund, um zu protestieren, aber sie unterbrach mich.
"Keine Widerrede! Das ist jetzt das dritte Mal, das etwas merkwürdiges passiert ist. Und dabei sind wir noch nicht mal einen vollen Tag hier! Außerdem hat Jihyun eh keine Lust." 
Ich schwieg und stieg vorsichtig aus dem Boot aus.
Mir ging es schon wieder besser, da der Mann in dem Schiff schnell gehandelt hatte. Allerdings musste ich noch einmal kurz ins Krankenhaus, um zu schauen ob wirklich alles okay war. Zum Glück hatte ich keine schlimmeren Schäden davongetragen, meinte der Arzt.

Gleich nachdem wir im Hotel angekommen waren, packten wir unsere Sachen zusammen. Mittlerweile war es schon 18 Uhr.
Ich fand es traurig, dass der erste Urlaub nach Jahren solch eine Wendung nehmen musste. Allerdings war es wahrscheinlich das beste. Es war einfach zu gefährlich.
Ich fragte mich nur, wer mich so sehr hasste, dass er mich umbringen wollte, und was das ganze mit Suga zu tun hatte.
Bei dem Gedanken an ihn schlug mein Herz schneller. Bald wäre ich wieder in der selben Stadt wie er. Aber ich könnte ihn wahrscheinlich trotzdem nicht sehen.. warum auch immer. Da war irgendetwas großes und  gefährliches am Laufen, das spürte ich.

Nur eine halbe Stunde später waren wir fertig mit packen und verließen das Hotelzimmer. Jihyun war es sichtlich anzumerken, dass er sich auf zu Hause freute. Was hatte ich doch nur für einen egoistischen Bruder.
Wortlos stiegen wir ins Auto und fuhren los. Mittlerweile war es 19 Uhr. Die Sonne ging schon langsam unter.

"Ich hoffe, dass bei dieser Fahrt alles gut geht." meinte Eomma noch.
Anfangs hielt ich ihre Sorgen für unbegründet. Wir würden eh fast die ganze Zeit auf einer viel befahrenen Straße fahren, und die Leute, die es auf mich abgesehen hatten, würden wohl kaum ein Massaker und eine Panik riskieren. Deswegen war ich ziemlich optimistisch gestimmt. Ich hatte auch schon meinen Freunden geschrieben. Die tödlichen Details hatte ich allerdings ausgelassen.

Wir waren schon ca. eine Stunde gefahren, als meine Mutter sagte: "An der Autobahn mach Seoul ist ein riesiger Stau. Das würde ewig dauern. Wir fahren am besten ein Stück Landstraße, dann sind wir deutlich schneller da."
"Was?" fragte ich erschrocken. "Nein, bitte fahr doch einfach weiter. Im Stau stehen ist doch nicht so schlimm, besser als irgendeine verlassene Landstraße entlangzufahren!"

Ich bemerkte, dass ich zitterte. Das hier hatte eine unerwartete Wendung genommen. Wenn wir jetzt doch einen anderen, unbekannteren Weg fuhren, würde sicher etwas passieren! Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
Sie seufzte nur." Jimin, ich verstehe ja dass du nach den ganzen Vorfällen paranoid bist, aber es kann rein gar nichts passieren. Diese Sachen waren bestimmt nur Zufälle, es gibt also keinen Grund zur Sorge."
"Eomma, nein, hör mir doch mal zu.." "Nein, Jimin! Ich habe keine Lust, wegen deinen Mätzchen im Stau zu stehen. Der andere Weg geht schneller."
Sie bog ab und fuhr von der Autobahn runter.
"Bitte fahr zurück!" sagte ich panisch. "Eomma, bitte!"
Sie verdrehte nur die Augen und nahm die Abbiegung, die in den Wald hineinführte.

Ich konnte nicht glauben, dass wir wegen ihrer Sturheit und Naivität alle sterben könnten. Sollte ich eine Abschiedsnachricht an meine Freunde schreiben? Oder ein Testament? Oh Gott, ich musste einen Brief an Suga schreiben, in dem ich ihm sagte, was ich für ihn fühlte..
Erst jetzt merkte ich, wie viel Angst ich eigentlich hatte. Weil es Abend war, wurde es immer dunkler, bald würde es komplett finster sein.
Erstaunt fasste ich mir an die Wange. Eine Träne lief herunter. Was sollte ich nur tun?

Auf einmal schrie ich laut auf. Der schwarze Wagen war zwischen den Bäumen aufgetaucht. Und er fuhr viel zu schnell.

"Eomma!" kreischte ich. "Pass auf, da.."
In dem Moment spürte ich eine gewaltige Erschütterung. Das ganze Auto wurde in die Luft geschleudert, es drehte sich sehr schnell und unkontrolliert. Ich wollte etwas schreien, aber ich knallte plötzlich mit dem Kopf gegen etwas Hartes. Augenblicklich wurde es schwarz.

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Als ich aufwachte, brummte mein Kopf. Ich verspürte höllische Schmerzen im ganzen Körper, es waren mindestens ein paar Knochen gebrochen. Als ich die Augen öffnete, sah ich, dass ich noch immer am Straßenrand lag, neben mir das komplett zerstörte und leicht brennende Auto. Als ich meinen Kopf leicht anhob, sah ich drei Männer in Anzug. Sie kamen direkt auf mich zu. Einer von ihnen sprach in ein Mobiltelefon: "Ja Sir, wir haben ihn. Er lebt noch."

Dann hatten mich die anderen erreicht, und ohne dass ich reagieren konnte, trat einer der Männer fest gegen meinen Kopf. Ich fiel sofort wieder in Ohnmacht.

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Jetzt geht es richtig los, Leute :3
Habt ihr vielleicht irgendwelche Vermutungen, wie es weitergeht? Ich bin gespannt <3

Identity || Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt