Botox und Faceliftings scheinen hier neben den Suppen auf den Speisekarten zu stehen, von der Kleidung, die sicherlich mehr kostet als alles, was meine Eltern im Monat verdienen, fange ich erst gar nicht an.

Mit schnellen Schritten führe ich Jillian an den plüschigen Stuhlreihen vorbei, bis wir uns schließlich im Badezimmer des Restaurants wiederfinden. Mangels besserer Alternativen muss dieser Raum nun ausreichen, um meiner Wut Luft zu machen.

„Was soll das denn bitte, Jill?" Ich funkele meine beste Freundin an, die vorsichtshalber einen Schritt nach hinten macht, bis sie gegen den Marmorwaschtisch stößt. „Musst du echt vor meinen Augen mit Harry flirten?"

Sie starrt mich an, als wüsste sie nicht recht, ob sie lachen oder schleunigst wegrennen sollte. „Natürlich nicht! Warum sollte ich mit deinem Freund flirten?"

„Er ist nicht mein Freund", entgegne ich.

„Was du schleunigst ändern solltest, Ally."

Ich bleibe stumm, während eine Dame neben uns die Hände wäscht und uns einen irritierten Blick zuwirft. Ich kann es ihr nicht verdenken, denn das Badezimmer eines Luxusrestaurants ist nicht die beste Location, um sich mit seiner besten Freundin zu streiten. Abgesehen davon sehen Jill und ich aus, als wären wir gerade vom Campingplatz gekommen, während die ältere Dame in ihrem silbernen Kleid auf jeder Gala passend angezogen wäre.

„Komm schon", meint Jillian, als die Frau schließlich kopfschüttelnd verschwindet und wir uns wieder alleine in dem Vorraum befinden. „Ich habe wirklich nicht mit Harry geflirtet."
Ich schnaube, weil ich nicht einmal an meinen Fingern abzählen könnte, wie viele zufällige Berührungen sie zustande gebracht hat und selbst über seine nicht witzigen Bemerkungen gekichert hat, als wäre er der nächste Komödiant.

„Du hast kaum von ihm abgelassen."

Jillian beißt sich auf die Unterlippe. „Aber nicht, weil ich ihn als Freund will. Dafür bin ich ohnehin viel zu dick verglichen mit den ganzen Modepüppchen im Showgeschäft."

Ich lehne mich gegen die Wand und werfe dabei beinahe den Wasserspeier um, der aus irgendeinem Grund als Dekoration aufgebaut wurde. Seine Fratze wird mir die nächsten Nächte Alpträume verpassen.

„Super, wenn das das einzige ist, was dich davon abhält, dich an Harry ranzumachen", entgegne ich mit vor Sarkasmus triefender Stimme. Manche Leute überhören dies gerne, aber sie kennt mich gut genug, um genau zu wissen, wie ich es meine. „Außerdem ist das Schwachsinn, weil ich nicht glaube, dass Harry bloß auf Äußerlichkeiten schaut. Ich meine, er könnte jeden daten und datet mich."
„Er wäre auch doof, wenn er das nicht täte, Ally. Denn du bist die beste von allen", meint Jillian überzeugt und erinnert mich einen Moment lang daran, dass sie eigentlich wirklich meine beste Freundin ist. „Es geht hier auch nicht um meine Klamottengröße."

Seufzend nutze ich die Handcreme, die hier ausgestellt ist, einfach damit meine Finger etwas zu tun haben und ich mir nicht die Haare raufen muss. „Worum geht es dann? Erklär es mir bitte, denn ich verstehe es wirklich nicht."

Jillian weicht meinem Blick aus. „Harry könnte wichtig sein für meine Karriere. Es ist gut, Connections zu haben. Deswegen kann es nicht schaden, wenn er mich mag."

Bei ihren Worten drücke ich zu fest auf die Handcreme, die daraufhin einen hässlichen Spritzer auf Jillians Pullover hinterlässt. Sofort fühle ich mich schuldig, doch sie wischt den Fleck bloß achselzuckend mit ein wenig Wasser weg.

„Hast du mich dafür ausgenutzt? Nur damit du Harry Styles kennenlernen kannst?"

Der Knoten, den ich schon während des ganzen Mittagessens in meiner Brust verspüre, wird größer, während meine beste Freundin das Messer immer weiter führt.

Serendipity || h.s. ✓Where stories live. Discover now