Kapitel 51 - Die Verschwörung

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Im Türrahmen der Abstellkammer steht Draco, der wahre Draco, und neben ihm schwebt mein silberfarbener Patronus. Die Hände sind vor seiner Brust verschränkt und sein Mund weist einen angespannten Zug auf; trotzdem wirft er mir ein liebevolles Lächeln zu, als sich unsere Blicke treffen. Und genau das ist der Moment, in dem ich schließlich doch noch zusammenbreche. Vor grenzenloser Erleichterung geben meine Knie unter mir nach, so dass ich auf den staubbedeckten Boden sinke. Meine Hände pressen sich auf meinen zitternden Mund. Und obwohl ich versuche, die Kontrolle über mich wenigstens nicht vollständig zu verlieren, beginnen auch die Tränen wieder ungebremst über meine Wangen zu strömen. All die Emotionen, die ich bisher gerade noch so unter Verschluss gehalten hatte, lassen sich bei Dracos Anblick einfach nicht mehr eindämmen.

„Hermine!"

Nur Sekunden später ist mein blonder Slytherin an meiner Seite. Trotz der Schluchzer, die mittlerweile meinen Körper schütteln, spüre ich seine tröstende Präsenz noch bevor er mich in seine Arme schließt.

„Shh, meine kleine, süße Streberin. Ich bin da. Alles wird gut."

Alles wird gut.

Es sind nur drei simple Worte, aber sie reichen aus, um mich tatsächlich zu beruhigen und all die Zweifel, die der falsche Malfoy in mir gesät hatte, zu zerstören. Der Knoten in meinem Inneren löst sich, so dass ich endlich wieder das Gefühl habe, befreit durchatmen zu können. Die Angespanntheit in meinen Muskeln lässt nach. Und schließlich versiegen auch die Tränen wieder. Trotzdem verharre ich noch für einen kurzen Augenblick in Dracos Umarmung und genieße einfach nur das Gefühl von seinem Körper an meinem. Seinen Geruch. Den starken, gleichmäßigen Herzschlag, den ich tief in seiner Brust schlagen höre. 

"Okay, könnte mich bitte jemand aufklären, was zur Hölle hier eigentlich los ist?", fragt Draco im nächsten Moment, während er seinen Griff um meine Taille ein ganz klein wenig lockert.

Da ich weiß, dass ich meinem hübschen Slytherin eine Antwort schuldig bin, löse ich mich ein kleines Stück von ihm. Mit einem kurzen Seitenblick auf die gefesselte Person neben mir, die noch immer frappierende Ähnlichkeiten mit meinem Draco Malfoy aufweist, beginne ich zu sprechen: „Draco, jemand hat vorgetäuscht, du zu sein und...und..."

Meine heisere Stimme verklingt, ehe ich den Satz zu Ende führen kann. All die gehässigen und gemeinen Dinge, die der Draco-Imitator mir an den Kopf geworfen hatte, kommen mir wieder in den Sinn und ich weiß, dass ich es nicht über mich bringen werde, sie zu wiederholen. Ron, der sich mittlerweile ein paar Schritte von mir entfernt hat, springt dankenswerterweise für mich ein: „Jemand hat sich ziemlich überzeugend für dich ausgegeben und mit Hermine Schluss gemacht. Es war wirklich heftig! Ich hab zwar keine Ahnung, warum jemand so etwas tun sollte, aber vielleicht fragen wir das einfach den falschen Malfoy selbst!"

Mit einem finsteren Ausdruck im Gesicht verpasst der rothaarige Gryffindor dem fest verschnürten Fake-Malfoy einen leichten Tritt mit dem Fuß, erntet dafür aber nur eine gezischte Verwünschung als Antwort.

„Jemand hat so getan, als wäre er ich, um meine Beziehung mit Hermine zu zerstören?!?"

Auch Draco wendet sich nun seinem Doppelgänger zu. "Nun, es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, aber dieses eine Mal stimme ich dir zu, Weasley. Wir sollten dieses...Subjekt hier wirklich gründlich befragen. Was mich neben dem Warum allerdings am meisten interessiert, ist die Frage, wer es überhaupt wagt, sich als mich auszugeben." Malfoys Stimme nimmt bei diesen Worten einen eisigen Tonfall an. „Aber wie es aussieht, werden wir das bald erfahren, richtig? Die Rückverwandlung scheint schon begonnen zu haben."

Ich muss keinen Blick auf das Gesicht des falschen Malfoys werfen, um zu wissen, dass Draco Recht hat. Die veränderte Haar- und Augenfarbe war bereits ein erstes Anzeichen der einsetzenden Verwandlung, die im Normalfall nur wenige Minuten andauern sollte. Und tatsächlich: Im nächsten Augenblick beginnen die Gliedmaßen des Nachahmers zu zucken und zu schrumpfen, Blasen zu werfen und sich zusammen zu ziehen, bis schließlich eine andere vertraute Person Gestalt annimmt.

Every Blonde needs a BrunetteOù les histoires vivent. Découvrez maintenant