Kapitel 11 - Pflege magischer Geschöpfe

7K 315 61
                                    


Ein paar Tage später laufen Ginny und ich zusammen zu Pflege magischer Geschöpfe. Ron und Harry haben das Fach auch beide belegt, aber da sie vorher beim Quidditch-Training waren, werden wir sie direkt bei Hagrids Hütte treffen.

Ginny ist zwar ebenfalls Teil des Gryffindor-Quidditch-Teams, aber das Training heute hat sie ausfallen lassen, um mit mir zusammen die Mittagspause zu verbringen. Ich glaube, sie hat ein schlechtes Gewissen, weil ich in letzter Zeit so viel allein unterwegs war und sie mich etwas vernachlässigt hat. Ich nehme ihr das aber gar nicht übel! Im Gegenteil, ich freue mich, dass sie mit Harry so glücklich ist und die beiden kaum was von ihrer Umgebung mitbekommen.

Als wir bei Hagrid ankommen, sind erst wenig andere Schüler da, auch Harry und Ron sind nicht zu sehen.

Hagrid kommt, sobald er uns erblickt, strahlend und winkend in unsere Richtung gelaufen. „Hermine, Ginny, wirklich schön, dass ihr da seid! Heute hab ich was ganz Besonderes geplant, ich hoffe, es wird euch gefallen. Aber ich verrate nich, was es is, es soll schließlich eine Überraschung sein!"

Verschwörerisch zwinkert er uns zu.

Oh weia, Hagrids Überraschungen gehen öfter mal ganz schrecklich schief, ich hoffe, er hat sich nicht wieder von irgendeinem dubiosen Händler illegale Kreaturen andrehen lassen! Wenn ich daran denke, dass Hagrid Fluffy, den dreiköpfigen Hund, bis heute noch süß findet und er mal ein Drachenbaby in seiner Hütte versteckt hat, dann wird mir ganz anders. Ich schlucke und hoffe, dass seine heutige Idee weniger gefährlich und verboten ist. Leider ist Hagrid generell etwas naiv, sobald es um Tiere und magische Geschöpfe geht. Sie begeistern und faszinieren ihn und selbst die Biss- und Kratzwunden, die er regelmäßig durch die Monster davonträgt, konnten ihn bisher nicht zu mehr Vorsicht verleiten. Auch auf Verbote des Zaubereiministeriums nimmt er keine Rücksicht, das hätte ihn schon ein paar Mal fast den Kopf gekostet. Ohne Dumbledores Schutz wäre Hagrid schon lange nicht mehr auf dem Gelände von Hogwarts beschäftigt.

Ich muss grinsen, als mir eine Episode aus unserem dritten Schuljahr einfällt, in der es auch einen Vorfall in Hagrids Unterricht gab. Eigentlich war das damals alles andere als lustig, aber nach den Ereignissen der letzten Woche bin ich etwas schadenfroh, wenn es um eine gewisse blonde Person geht.

Ginny, die neben mir steht, wendet sich mir zu und fragt amüsiert „Was ist denn so witzig?"

Sie schaut in die Richtung, in die Hagrid gerade läuft. Er ist nicht mehr in Hörweite, also setzt sie hinzu: „Hagrids Überraschungen sind doch meistens alles andere als ein wirkliches Vergnügen."

Im Stillen gebe ich ihr SO Recht.

„Genau das habe ich auch gerade gedacht. Aber dann musste ich an den Vorfall in meinem dritten Jahr denken. Erinnerst du dich? Damals hat Malfoy sich nicht an Hagrids Anweisungen gehalten und Seidenschnabel hat ihn in den Arm gepickt. Tja, das geschah ihm ganz Recht! Er behauptet, ich wäre spießig, aber Regeln sind nun mal aus einem guten Grund da!"

Ginny schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wann hat Malfoy das denn zu dir gesagt?"

„Ach, es gab da so einen Vorfall auf der Fahrt im Hogwarts Express" murmele ich und werde rot. Eigentlich will ich das Thema ungern vertiefen, immerhin habe ich an diesem Tag auch die Regeln gebrochen. Zaubern im Hogwarts Express ist zwar nicht generell verboten, aber jemanden mit Petrificus Totalus zu lähmen wird nicht so gerne gesehen.

„Davon hast du mir ja noch gar nichts erzählt! Los, ich will alles wissen!" ruft Ginny aus und ich weiß, dass sie mal wieder nicht locker lassen wird.

„Hey Ginny! Oh. Hallo Hermine", unterbricht uns Ron, der gerade mit Harry zu uns tritt.

Einerseits bin ich froh, weil ich zumindest kurzfristig Ginnys Inquisition entgehen kann. Andererseits klingt Ron wirklich wenig begeistert, als er mich begrüßt und das verletzt mich schon. Klar, er ist immer noch sauer, dass ich nicht mehr als Freundschaft von ihm will. Aber für mich ist die ganze Situation auch nicht leicht! Und mittlerweile tut er so, als wäre meine Gesellschaft unerträglich.

Meine gute Laune ist sofort wieder vorbei und ich muss, mal wieder, die Tränen zurückhalten. Ich will doch einfach nur meinen besten Freund zurück! Aber das scheint gerade unmöglich zu sein. Ginny schaut mich mitfühlend an, anscheinend sieht man mir deutlich an, wie es mir gerade geht.

In diesem Moment kommt Hagrid wieder in Sichtweite und obwohl ich immer noch befürchte, dass seine Überraschung in einer Katastrophe enden wird, bin ich froh, dass der Unterricht endlich losgeht. Immerhin muss ich dann nicht über mich und Ron nachdenken.

Hagrid trägt eine Kiste in seinen riesigen Händen und lächelt uns glücksselig an. Immerhin, der Karton erscheint mir zu klein für einen Drachen oder einen dreiköpfigen Hund. Und auch eine Riesenspinne würde da nicht reinpassen.

„Okay, Hermine, komm bitte zu mir." Hagrid stellt den Karton vorsichtig auf den Boden und winkt mich zu sich.

Ich muss zugeben, dass ich doch ziemlich neugierig bin, was er da für uns vorbereitet hat. Trotzdem hebe ich den Deckel nur sehr vorsichtig an, wer weiß, was mich da gleich anspringt.

„Merlin, Hagrid! Die sind ja unglaublich niedlich!" rufe ich begeistert aus, als ich endlich in den Karton sehen kann. In der Kiste liegen drei flauschige, schwarze Wesen, die ein bisschen aussehen wie Maulwürfe.

„Wo hast du denn die Baby-Niffler gefunden?" frage ich ihn mit glänzenden Augen.

Natürlich weiß ich, was das für Wesen sind. In Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind von Newt Scamander werden diese Wühltiere ausführlich beschrieben und das Buch zählt zu meinen absoluten Lieblings-Lehrbüchern.

„Die hab ich extra für den Unterricht bekommen. Dieses Mal alles ganz legal." Den letzten Teil raunt Hagrid mir so leise zu, dass niemand sonst ihn hören kann.

Uff, das beruhigt mich.

„Okay, wer von euch kann mir denn sagen, welche magischen Fähigkeiten Niffler ham?" fragt Hagrid wieder lauter, während er mir eines der kleinen schwarzen Kerlchen in die Hand drückt. Meine freie Hand schießt automatisch in die Höhe. Ich kann nichts dafür, wenn ich etwas weiß, muss ich es einfach loswerden.

„Ja, Hermine?"

„Niffler werden von Kobolden für das Graben und Suchen nach Schmuck und Wertgegenständen eingesetzt. Sie graben Gold nicht nur aus, sondern liefern es auch ab. Sie sind als Haustiere aber trotzdem nicht geeignet, weil sie Häuser häufig unterhöhlen und so zum Einsturz bringen können. Ihre Fähigkeiten müssen nicht antrainiert werden" rassele ich alles herunter, was ich über Niffler weiß.

„Sehr schön! Das is eigentlich alles, was ihr über die kleinen Kerle wissen müsst. Sie sin außerdem ungefährlich, schaut sie euch doch nur an! So klein und niedlich!" ergänzt Hagrid und holt die anderen beiden Tiere aus dem Karton heraus.

„Hermine, für dich gibt es 10 Hauspunkte für die richtige Antwort."

Ich lächle Hagrid an und schaue dann zurück auf das kleine Tier in meiner Hand. Es ist wirklich süß!

Die restliche Stunde verbringen wir damit, die Niffler zu füttern und sie von Hagrid verstecktes Gold suchen zu lassen. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die kleinen Wesen die glitzernden Schätze finden! Die Zeit vergeht dabei wie im Flug und viel zu schnell ist der Unterricht zu Ende. Etwas wehmütig gebe ich den Niffler zurück in Hagrids Obhut, aber als wir zurück in Richtung Schloss laufen, bin ich endlich mal wieder vollkommen entspannt und glücklich.

Every Blonde needs a BrunetteOnde as histórias ganham vida. Descobre agora