Kapitel 5 - Das Gespräch

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Nach der furchtbaren ersten Stunde ging der Schultag ganz normal weiter, weitere Katastrophen blieben erstmal aus.

Als wir am Ende des Tages zum Abendessen in Richtung der großen Halle laufen, sehe ich jedoch einige Gryffindor-Schüler fassungslos vor den großen, mit Edelsteinen gefüllten Stundengläsern stehen, die den Punktestand der verschiedenen Häuser anzeigen.

„Wie kann das sein?!? Wir sind im Minus? Wer hat denn bitte schon am ersten Tag Punkte verloren? Mann, wenn ich denjenigen erwische!" ruft einer von ihnen und ich kann es ihm nicht verdenken. Ich wäre an seiner Stelle auch sauer auf denjenigen, der das verbockt hat.

Beschämt und mit gesenktem Kopf gehe ich weiter. Harry wirft mir einen irritierten Blick zu, fragt mich aber Merlin sei Dank nicht, was mit mir los ist. Ich habe jetzt wirklich keine Lust, darüber zu reden.

Zu viert setzen wir uns an den Gryffindor-Tisch und beginnen zu essen.

Ich habe aber keinen wirklichen Appetit und blicke immer wieder zum Slytherin-Tisch rüber, um Malfoy mit Blicken zu töten. Er bemerkt es allerdings noch nicht mal und das macht mich noch wütender. Oh ja, der blonde Blödmann wird sich noch wünschen, mich nicht blamiert zu haben! Ich könnte...

Ron durchbricht meine finsteren Rachegedanken: „Äh, Hermine, können wir mal reden? Also...allein?"

Ach du meine Güte, auch das noch. Eigentlich fühle ich mich nicht bereit für dieses Gespräch, aber wahrscheinlich sollte ich es einfach hinter mich bringen.

Da ich eh keinen Hunger habe stehe ich auf und verlasse die große Halle zusammen mit Ron.

Wir gehen schweigend in Richtung des Gryffindor-Gemeinschaftsraums und es fühlt sich unangenehm zwischen uns an.

Der Gemeinschaftsraum ist leer, alle anderen sind noch beim Essen. Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll und hoffe, dass er als Erstes etwas sagt. Nachdem wir es uns in zwei Sesseln gemütlich gemacht haben, räuspert sich Ron.

„Hm, also...das ist irgendwie komisch oder?" Er lacht unsicher und ich kann ihm nur zustimmen. „Ja, ich wollte mit dir reden, weil...wir sollten mal über uns sprechen. Weißt du, ich mag dich wirklich. Aber das letzte Jahr war irgendwie schwierig. Vielleicht sollten wir es nochmal versuchen?"

Ich nicke zögerlich. Wir sind es uns glaube ich schuldig, herauszufinden, was jetzt zwischen uns ist. Und zwar ernsthaft.

„Ja, ich denke, wir müssen wirklich reden. Dazu hatten wir in den letzten Monaten viel zu wenig Zeit. Unser letztes Treffen, das fand ich wirklich schön! Das wollte ich dir die ganze Zeit schon sagen" sage ich und werde rot, als ich an die Verabschiedung denke, die irgendwie nicht so lief, wie ich gehofft hatte.

Ron scheint es ähnlich zu gehen, denn auch sein Gesicht färbt sich rosa.

„Also, ich fand...ich meine, mir ging es genauso" stottert Ron.

Ohje, warum ist das nur so schwer? Mir fällt absolut nichts ein, was ich sagen könnte. Dabei gäbe es so viel zu besprechen. Nervös schaue ich runter auf meine Hände, die ich in die Armlehnen des kuscheligen Sessels gekrallt habe.

Ron fährt fort: „Du bist wirklich klasse, Hermine. Mit dir kann man über alles reden, du bist so klug und witzig und du lachst nicht über mich, egal was ich mal wieder verbocke. Und mir macht es immer Spaß, mit dir zusammen zu sein. Als wir in dem Pub waren, hatte ich seit Monaten mal wieder das Gefühl, dass alles in Ordnung ist. Dass alles gut ist. Das hatte ich davor nie, nicht mehr, seit Fred..."

Er stockt und auch ich habe plötzlich einen Kloß im Hals.

„Mir geht es genauso, Ron. Ich bin wirklich gerne mit dir zusammen."

Hm, das hört sich jetzt längst nicht so überschwänglich an wie bei ihm und ich sehe, dass er enttäuscht ist. Bei Merlins Bart, wieso kann ich nicht einmal das Richtige sagen?

Sein Lächeln ist etwas schief, als er weiter spricht: „Ja, weißt du, da gibt es etwas, das ich schon vor einem Monat tun wollte."

Mit diesen Worten beugt Ron sich zu mir rüber und küsst mich. Ich schließe die Augen und versuche, mich zu entspannen und in dem Kuss zu versinken. Es ist schön und fühlt sich vertraut an, warm und angenehm. Es erinnert mich irgendwie an den Fuchsbau und an einen Frühlingstag, Dinge die ich mag und an die ich gerne zurückdenke.

Aber irgendwie...ich weiß auch nicht! Es kribbelt nicht und fühlt sich nicht so an, wie es sich anfühlen sollte! Nicht so, wie ich es mir insgeheim wünsche.

Ich weiß nicht, was genau das Problem ist, aber als ich die Augen öffne sehe ich, dass Ron es auch bemerkt hat. Wir lösen uns voneinander.

Peinliches Schweigen breitet sich zwischen uns aus, bis ich es nicht mehr aushalte: „Ron, ich glaube, das mit uns funktioniert so nicht. Du bist mein bester Freund! Und ich möchte dich nicht verlieren! Aber ich denke, hm...wir sollten uns vielleicht erstmal nur noch freundschaftlich treffen. Du bist mir unglaublich wichtig, versteh das jetzt bitte nicht falsch. Ich...vielleicht ist momentan einfach nicht der richtige Zeitpunkt". Mir fehlen die richtigen Worte und ich mache eine hilflose Handbewegung.

Ron schaut mich verlegen an. Oh Merlin, das ist so peinlich! Ich hoffe, ich habe gerade nicht unsere Freundschaft zerstört, denn das ist das Letzte, was ich will.

„Ich...du hast recht. Wir sind Freunde. Alles gut! Okay, ich glaube, ich gehe mal zurück zu den anderen."

Mit diesen Worten steht er auf und verlässt fluchtartig den Gemeinschaftsraum. Ich bleibe zurück, erschöpft und verwirrt.

Ich fahre mir durch die Haare und denke darüber nach, ob ich gerade einen riesigen Fehler begangen habe. War das die richtige Entscheidung? Empfinde ich wirklich nur Freundschaft für Ron? Merlin, ich bin so durcheinander. Aber wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, empfinde ich momentan nur Erleichterung darüber, dass das Gespräch mit Ron vorbei ist.

Seufzend denke ich an das Gesagte von gerade zurück. Ich weiß genau, dass ich ihn verletzt habe und obwohl er zugestimmt hat, dass wir wieder einfach beste Freunde sind, fürchte ich, dass es komisch zwischen uns werden könnte.

Every Blonde needs a BrunetteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt