Every Blonde needs a Brunette

Kapitel 4 - Der erste Schultag

Am nächsten Tag gehen Ginny, Harry, Ron und ich zu unserer ersten gemeinsamen Stunde.

Ginny hat sich entschieden, ihr sechstes Jahr nicht zu wiederholen, obwohl sie es wegen der Schlacht nicht beenden konnte. Stattdessen hat sie die letzten Monate über viel gelesen und den verpassten Stoff allein nachgeholt. Sie ist jetzt also im siebten Jahr und da das thematisch mit unserem achten Jahr übereinstimmt, werden wir so gut wie alle Kurse zusammen haben.

Sie behauptet zwar, sich das sechste Jahr aus Langeweile selbst beigebracht zu haben, aber ich weiß, dass sie das nur gemacht hat, um das letzte Schuljahr mit Harry zusammen verbringen zu können.

Die beiden sind seit dem Krieg unzertrennlich und wirklich süß zusammen! Wirklich, ich glaube, ich habe nie ein glücklicheres und verliebteres Paar gesehen. Selbst die aufdringliche Presse konnte Ginny nicht von Harry fernhalten, sie wäre ihm glaube ich überall hin gefolgt.

Die erste Stunde unseres neuen Schuljahres ist Verteidigung gegen die dunklen Künste.

Ich bin schon wirklich gespannt auf den neuen Professor! Gestern beim Abendessen hat er gefehlt, deshalb konnte ich mir noch kein Bild von ihm machen.

Wir betreten den Klassenraum im dritten Stockwerk und setzen uns zusammen in die vorletzte Reihe. Kurz nach uns rauscht ein kleiner Zauberer in den Raum und stellt sich vorne an das Pult.

„Guten Morgen, liebe Schüler! Ich freue mich sehr, dieses Jahr und hoffentlich auch noch viele weitere Jahre das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste lehren zu dürfen. Mein Name ist Professor Demby. Ich weiß, dass Sie alle schon weit fortgeschritten in ihren Studien sind, immerhin ist dies Ihr letztes Schuljahr. Da das letzte Jahr jedoch kein Unterricht stattfinden konnte und das Fach vorher sehr...sagen wir mal, diskontinuierlich unterrichtet wurde, möchte ich heute herausfinden, was Sie schon alles können. Wir werden daher einige Zauber und Gegenflüche üben, die Sie in den letzten Jahren schon gelernt haben sollten. So kann ich besser einschätzen, was das Niveau der Klasse ist und welche Anwendungen wir noch vertieft behandeln sollten."

Mit diesen Worten klatscht er in die Hände und die Tische schieben sich seitlich an die Wand und bilden eine ordentliche Reihe.

„So, aufstehen, meine Lieben. Ich werde euch gleich in Paare einteilen und ihr werdet dann bestimmte Flüche und Gegenflüche aussprechen und abwehren. Gut, ich rufe nun immer zwei von euch auf, die sich bitte zusammentun und zusammenstellen. Harry Potter und Ginny Weasley."

Ich sehe, wie die beiden sich einen liebevollen Blick zuwerfen und gemeinsam nach vorne laufen.

„Ron Weasley und Sina Lewis."

Ron und ein blondes Hufflepuff Mädchen stehen auf.

„Seamus Finnigan und Dean Thomas!" Seamus und Dean schlagen ein und schlendern grinsend zu Professor Demby.

„Hermine Granger und...Draco Malfoy."

Mein Kopf schnellt nach oben.

Ich habe mich verhört oder? Bitte sagt mir, dass ich mich verhört habe! Das darf doch nicht wahr sein, wieso ausgerechnet Malfoy?!? Hatte der etwa seine Finger im Spiel bei der Zuteilung? Nach dem, was er gestern im Zug zu mir gesagt hat, würde ich ihm das zutrauen.

Ich kann mein Pech kaum fassen und wage einen schnellen Blick in seine Richtung. Er grinst mich höhnisch an und ich ahne Schlimmes, das wird eine Katastrophe!

Aus der Nummer werde ich nicht mehr rauskommen, das weiß ich.

Langsam und widerwillig stehe ich auf und gehe zusammen mit Malfoy nach vorne. In meinem Kopf rauscht es und die weiteren Paarungen bekomme ich nicht mehr mit. Fast hätte ich sogar die Anweisungen von Professor Demby verpasst und das passiert mir eigentlich nie.

Als erstes sollen wir üben, leichte Flüche auf unseren Gegner zu hetzen, die dieser mit einem Gegenfluch außer Kraft setzen soll. Erlaubt sind jedoch nur ungefährliche Zaubersprüche, wie Rictusempra, der Kitzelfluch.

Als ich Malfoys arroganten Gesichtsausdruck sehe, weiß ich sofort, dass er sich daran nicht halten wird. Ich muss also auf alles gefasst sein.

Ich bin in unserem „Team" als erstes mit den Flüchen dran, die Malfoy abwehren soll. Aber obwohl ich weiß, dass er unfair spielen wird, halte ich mich an die Regeln und setze nur harmlose Sprüche ein.

„Rictusempra!" rufe ich und Draco setzt den Fluch mit Leichtigkeit außer Kraft. Auch mit den anderen Zaubersprüchen hat Malfoy keine Probleme, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Er war immerhin ein Todesser Voldemorts, da wird er noch ganz andere Flüche gelernt haben.

Nach einiger Zeit gibt Professor Demby das Signal zum Wechseln und ich bereite mich mental auf Malfoys Gemeinheiten vor. Mit einem gefährlichen Lächeln sieht er mich an.

„Angst, Granger?" fragt er mich und zückt seinen Zauberstab.

Mist! Ich schlucke nervös. Malfoy ist hinterhältig, böse und gemein und ich frage mich, was er vorhat.

„Petrificus Totalus!" ruft Malfoy.

Obwohl ich vorbereitet bin gelingt es mir nur knapp, dem Klammerfluch auszuweichen. Okay, den habe ich wahrscheinlich verdient nach dem Vorfall im Hogwarts Express.

Trotzdem ist es unfair, was Malfoy da treibt!

Zu diesem Spruch gibt es keinen passenden Gegenfluch, also kann ich nichts tun, außer zur Seite zu springen. Und das ist nicht die Aufgabe! Aber Professor Demby bekommt von den Vorgängen hier natürlich nichts mit, er ist gerade am anderen Ende des Klassenraums und hilft Ron, der offensichtlich keinen Gegenfluch zu Rictusempra gefunden hat und sich auf dem Boden vor Lachen krümmt. So typisch, Ron war nie gut im Zaubern.

Malfoys nächster Fluch ist noch gemeiner: „Stupor!"

Langsam werde ich auch sauer.

„Malfoy, ist das dein Ernst? Kannst du dich nicht einmal normal benehmen? Erstens ist das ein Schockzauber, den man höchstens in Duellen verwendet. Und zweitens ist das gegen die Regeln von Professor Demby." Ich weiß, dass ich belehrend klinge, aber ich kann mich nicht bremsen. So ein Verhalten geht mir einfach gegen den Strich.

Malfoy ignoriert mich jedoch vollkommen. Nur sein Gesichtsausdruck verrät, dass er mich gehört hat. Anstatt aufzuhören zielt er jedoch erneut mit seinem Zauberstab auf mich.

„Levicorpus!"

Also wirklich, er will mich an einem Fuß kopfüber in der Luft aufhängen?

Er weiß genau, dass ich Höhenangst habe! Das ist schließlich kein Geheimnis und ein Blick zu ihm bestätigt mir, dass er so was von weiß, was er da tut.

Okay, es wird mir jetzt wirklich zu bunt. Seinen Flüchen kann ich wahrscheinlich nicht mehr lange ausweichen und ich möchte eigentlich nicht vor der ganzen Klasse lächerlich gemacht werden.

Ohne nachzudenken entwaffne ich Malfoy mit einem gezischten „Expelliarmus".

„Miss Granger! Das war nicht Teil der Übung! Sie sollten nur Gegenflüche finden und Ihren Partner nicht entwaffnen. Ich muss Ihnen leider 10 Hauspunkte abziehen!" sagt plötzlich Professor Demby hinter meinem Rücken.

Ich spüre, wie sich Röte in meinem Gesicht ausbreitet. „Professor Demby, ich...ich...es tut mir leid! Ich weiß, dass das nicht die Aufgabe war, aber ich habe mich nur verteidigt. Malfoy hat..." stammele ich.

Aber es hat keinen Sinn, Professor Demby bringt mich mit einem Wink zum Schweigen, schaut mich streng an und geht dann weiter.

Außer mir und Malfoy hat keiner mitbekommen, dass mir Punkte abgezogen wurden, da alle mit ihren eigenen Übungen beschäftigt sind. Trotzdem fühle ich mich so gedemütigt! Jeder weiß, wie wichtig mir meine Leistungen in der Schule und die Hauspunkte sind und jetzt bin ich schuld, dass Gryffindor schon am ersten Tag im Rückstand ist. Schlimmer kann der Tag ja gar nicht werden!

Als ich aufsehe, bemerke ich Draco Malfoys breites Grinsen und da weiß ich, dass das von Anfang an sein Plan war. Dieser aufgeblasene, dumme Vollidiot!

Ich zittere vor Wut, aber ich weiß, dass ich keine weiteren Punkte mehr verlieren darf. Insgeheim verspreche ich mir jedoch, mich an Malfoy zu rächen. Er will mir das Schuljahr zur Hölle machen? Er hat ja keine Ahnung, mit wem er sich da anlegt!