Kapitel 34 - Verehrer

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Einige Tage später sitze ich beim Mittagessen in der großen Halle. Ginny, die sich gegenüber von mir niedergelassen hat, beugt sich über den Tisch und sieht mich erwartungsvoll an.

„Und? Was hat Malfoy sich heute einfallen lassen?"

Ich seufze auf, genervt von ihrer Neugier, und verdrehe die Augen.

„Bisher noch nichts. Aber ich habe so ein Gefühl, dass da noch was auf mich zukommt."

Mit einem breiten Grinsen nimmt Ginny sich eine weitere Kürbispastete vom reich gedeckten Gryffindor-Tisch und beißt genüsslich ein Stück ab, bevor sie antwortet. „Wer hätte gedacht, dass Malfoy so romantisch sein kann? Ich jedenfalls nicht! Er muss dich wirklich mögen, daran besteht kein Zweifel, sonst würde er erst gar nicht versuchen, dich so zu beeindrucken. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er so etwas für Jede tun würde. Vielleicht ist er ja doch kein so übler Kerl."

Meine beste Freundin zwinkert mir zu, während ich fühle, wie meine Wangen sich vor Verlegenheit rosa färben.

„Na du hast deine Meinung über Draco ja schnell geändert. Vor drei Tagen hast du ihm noch deinen Flederwichtfluch auf den Hals gehetzt, und jetzt bist du sein größter Fan."

Ich werfe der rothaarigen Gryffindor einen belustigten Blick zu. Ginny ist in mancher Hinsicht ein ziemlich sprunghafter Mensch, das stelle ich immer wieder fest. Aber selbst von ihr hätte ich eine solche 180 Grad Wendung nicht erwartet.

Als sie vor wenigen Tagen das Zaubertränke-Klassenzimmer stürmte, nachdem sie die von Peeves mit Tischen und Stühlen blockierte Tür mithilfe einiger Wingardium Leviosa Zaubersprüche freigeräumt hatte, da war sie noch so wütend auf Malfoy, dass sie jede ihr bekannte Verwünschung auf ihn los ließ. Zu dem Zeitpunkt hätte ich mir daher nicht vorstellen können, dass sie jemals wieder ein gutes Wort über Draco verlieren würde. Und jetzt? Jetzt beschreibt sie ihn als romantisch.

Kopfschüttelnd nehme ich mir ein Stück Karottenkuchen.

Mit dem was sie sagt, hat Ginny allerdings schon irgendwie Recht. Ich hätte niemals geglaubt, dass Draco sich nach unserer Aussprache so zuvorkommend verhalten würde, aber genau das ist passiert. Vorgestern, bei unserem ersten gemeinsamen Nachsitzen in Slughorns Büro, das wir uns durch unseren explodierten Vielsaft-Trank eingebrockt hatten, überraschte er mich mit einer riesigen Tüte Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen, die er mir als Entschuldigung für sein Benehmen nach Halloween anbot.

(Und was ich wirklich bewundernswert finde: Die ekligen Geschmacksrichtungen hatte er bereits mithilfe eines Zaubers aussortiert. Keine Ahnung, wie er das geschafft hat, aber bisher habe ich tatsächlich keine einzige schlecht schmeckende Bohne erwischt.)

Das alleine wäre für mich noch kein Grund gewesen, Malfoy eine romantische Ader zu unterstellen. Doch am darauffolgenden Tag ließ Draco mir wieder etwas zukommen, und das war schon ein ganz anderes Kaliber! Vollkommen unerwartet flog während des Frühstücks nämlich ein großer, auffallend gemusterter Uhu durch eines der Fenster in der großen Halle, mit einer Lieferung für mich in den Krallen: Nach einigen eleganten Drehungen unter der verzauberten Decke ließ er eine einzelne rote Rose in meinen Schoß fallen. Natürlich brachte mir das viele neugierige Blicke und die Aufmerksamkeit der gesamten Schüler- und Lehrerschaft ein, was mir ziemlich peinlich war.

Die Erinnerung an das Tuscheln meiner Mitschüler, das mich daraufhin während des gesamten Frühstücks verfolgte, sowie an Rons finsteren Gesichtsausdruck, lässt mich aufseufzen. Deprimiert reibe ich mir meine Stirn, aber die unangenehmen Gefühle lassen sich nicht so einfach vertreiben.

Every Blonde needs a BrunetteWhere stories live. Discover now