Kapitel 21 - Nicht so wie es scheint.

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Benommen, durcheinander und wie vor den Kopf gestoßen bleibe ich in dem verlassenen Innenhof zurück. Ich kann gar nicht fassen, was da gerade passiert ist. Ich meine, was war das denn?!? Ist das überhaupt wirklich geschehen?

Nein, das kann unmöglich real gewesen sein. Draco Malfoy hätte so etwas niemals zu mir gesagt, und er hätte auch nicht absichtlich gegen mich verloren!

Für dieses ganze Gespräch kommen daher eigentlich nur zwei Erklärungen in Betracht:

Möglichkeit 1. Ginny hat mir unbemerkt Feuerwhiskey in meinen Drink gemixt, der bei mir Halluzinationen und Wahnvorstellungen ausgelöst hat.

Möglichkeit 2. Diese Begegnung mit Malfoy war ein weiterer verrückter Traum, den sich mein Unterbewusstsein ausgedacht hat, das offensichtlich über eine blühende Fantasie verfügt.

Autsch!

Verflucht, das hat ganz schön wehgetan! Okay, wenn ich Schmerzen empfinde, wenn ich mir in den Arm kneife, dann ist das hier kein Traum. Damit fällt Möglichkeit 2 schon mal weg. Betrunken fühle ich mich allerdings auch nicht...

Oh Merlin, damit bleibt nur noch eine Option übrig. Und die lässt mir den Atem stocken.

Das. Ist. Gerade. Wirklich. Passiert.

Vollkommen erschlagen lasse ich mich auf eine Steinbank neben mir sinken, da ich befürchte, dass meine Beine unter mir nachgeben könnten, wenn ich weiterhin versuche, auf ihnen zu stehen.

Betäubt lasse ich die letzte halbe Stunde noch einmal Revue passieren. Dieser Draco Malfoy, den ich heute erlebt habe, verwirrt mich ungemein. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er...er mag mich! Ich meine, welche rationale Erklärung sollte es sonst dafür geben, dass er mir den Gewinn eines Wettstreits inklusive 20 Hauspunkten überlassen hat?

Genau: gar keine!

Allerdings könnte das auch einfach Wunschdenken meinerseits sein. Immerhin verachtet Malfoy muggelstämmige Hexen und Zauberer bereits seit seiner frühen Kindheit, weshalb sollte sich das gerade jetzt ändern?

Frustriert lasse ich meinen Kopf in meine Hände sinken. Ich befürchte, dass es keine Möglichkeit gibt, der Sache momentan auf den Grund zu gehen. Über Malfoys Beweggründe kann ich nur spekulieren und wenn mich die letzten paar Wochen eines gelehrt haben, dann, dass Draco Malfoy nicht leicht zu durchschauen ist.

Also beschließe ich, das Thema erst einmal ruhen zu lassen und zu meinen Freunden zurückzukehren.

Zehn Minuten später fühle ich mich wieder so weit in der Lage, aufzustehen und langsam nach drinnen zu gehen. Trotzdem bemerke ich bei jedem Schritt, dass mir meine Beine und der Rest meines Körpers noch nicht wieder vollkommen gehorchen.

Kurz vor der großen Halle bleibe ich daher stehen und lehne mich erschöpft an eine Wand in einem kleinen Korridor, der vollkommen verlassen ist und nur durch einige wenige Lampen erhellt wird. Das schummerige Licht ist mir aber gerade ganz recht, denn so kann niemand, der hier zufällig vorbei geht, meinen Gesichtsausdruck erkennen.

Hermine, du musst dich wieder in den Griff bekommen! So kannst du nicht zu Harry, Ron und Ginny zurückgehen!

Mit geschlossenen Augen atme ich mehrmals tief ein und aus. Verzweifelt versuche ich, die Begegnung mit Malfoy zu vergessen oder zumindest so weit zu verdrängen, dass niemand das Chaos in meinem Kopf bemerken kann.

Als ich gerade beschließe, dass ich mich nun genug beruhigt habe, ertönt plötzlich eine Stimme links von mir, die meinen Namen ruft: „Hermine! Hermine! Hermine!"

Every Blonde needs a BrunetteWhere stories live. Discover now