Das einzig Wichtige

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|•CALEB•|

Ich sehe Jordan kaum, weil die Tränen mir die Sicht versperren.
Ich will aufstehen zu ihm rennen, ihn küssen, ihm sagen, dass es mir leit tun, ihm zeigen, dass ich ihn liebe, doch eine Sache hält mich hier. Riley.
Oder besser gesagt eine Sache, die Riley gesagt hat. „Wenn du willst, dass dein lieber Jordan weiter lebt, kommst du mit mir und gehörst wieder nur mir.“
Und deshalb bleibe ich sitzen auf meinem Stuhl neben Riley. Nicht, um Jordan zu verletzen, sondern um ihn zu beschützen.

Er steht sicher da, macht nicht den Anschein von dem, was in seinem Inneren los ist und ich spüre all das, nur weil ich in seine Augen sehe.

Plötzlich legt sich eine Hand auf meine Schulter, Riley drückt mich zu sich herunter, ich spüre seine Lippen an meinem Ohr. „Geh zu ihm“
Mein Herzschlag beschleunigt sich sofort, ich sehe Riley ungläubig an. „Was? Wirklich?“ Ich will nicht riskieren, dass er jeden Moment seine Clock zieht und jeden Anwesenden abknallt. „Ja wirklich. Ich liebe dich, Caleb, aber Jordan liebt dich mehr. Ich würde mich niemals so blamieren  und das obwohl du mich schon verletzt hast. Jordan hat dich verdient, ich nicht. Also geh zu ihm, bleib bei ihm und werde glücklich. Ich werde euch nichts tun“
Mein Körper verselbstständigt sich, ich beginne zu lächeln, falle Riley um den Hals, bedanke mich bei ihm, ehe ich an das einzig Wichtige denke.

Jordan.

Ich lasse Riley los, stehe auf, sehe zu Jordan,  der noch immer am selben Fleck steht, doch sein Blick hat sich geändert.

Ohne weiter nachzudenken, renne ich auf ihn zu, bespringe ihn, er fängt mich zum Glück auf, taumelt aber ein paar Meter zurück.

Ich warte nicht ab, presse meine Lippen auf seine, während ich mich in seinem Nacken festhalte und seine Hüften mit meinen Beinen umschließe.
Er hält mich am Hintern fest, erwidert den Kuss erst, nachdem er wieder festen Stand hat.

„Oh Gott. Ich liebe dich, ich liebe dich so sehr. Es tut mir so leid.“ Gebe ich ihm zwischen meinen Küssen zu verstehen. Ich spüre, dass er lächelt. „Bring uns hier weg.“, murmele ich gegen seine Lippen. Wie auf Befehl setzt er sich in Bewegung, ich unterbreche die Küsse, klammere ich  an ihn wie ein ertrinkender.

Er trägt mich von der Feier Location weg, ein paar hundert meter in den Wald.
„Okay, wir sind alleine. Willst du wieder runter?“ Ich schüttele den Kopf, drücke mich noch enger an ihn.

„Es tut mir so leid, Jordan. Ich verspreche dir, dass das alles nicht so ist, wie du denkst“ Ich verteile Küsse auf seinem ganzen Gesicht, was ihn zum Lachen bringt.
Letztendlich stelle ich mich dann doch wieder auf eigene Beine und sehe ihn einen Moment an einfach nur an. Dann beginne ich zu reden und alles kommt einfach so aus mir raus. „Ich habe dich nie nur ins Bett kriegen wollen, das schwöre ich dir. Ich liebe dich ich habe dich die ganze Zeit geliebt, aber Riley hat das mit uns mitbekommen, weil er unser komplettes Haus überwacht hat und das hat ihm gar nicht gefallen. Er hat mich erpresst, dass ich wieder mit ihm kommen soll, anderenfalls bringt er dich um. Ich wollte eigentlich leise verschwinden, aber dann standest du da und ich wusste, dass du mich nicht gehen lassen würdest und dann habe ich das schlimmste gesagt, was mir eingefallen ist. ES tut mir so unendlich leid, das musst du mir glauben, aber ich habe es nur zu deinem Schutz getan. Aber du musst mir einfach verzeihen. Ich habe in den letzten Monaten meine Strafe erhalten, glaub mir.“

Ich will noch so vielen sagen, aber er unterbricht mich, indem er seine Lippen sanft auf meine legt. Ich habe es so vermisst von ihm geküsst zu werden. So sehr. Ich habe ihn unglaublich vermisst.

„Du hast nichts von alle dem verdient. Du bist der beste Mensch, den ich kenne, Caleb. Auch, wenn du deine aggressiven Seiten hast“
Ich beiße beschämt auf die Unterlippe. „Du hast mich gesehen, stimmt´s?“
Er nickt, streicht mit dem Daumen die Tränen von meinen Wangen, von denen ich gar nicht bemerkt habe, wie sie sich aus meinen Augen geschlichen haben. „Ich war da. Sam hat mich hingeschleppt. Ich hab gesehen, dass du diesen Typen fertig gemacht hast und dass es dir gefallen hat, aber das ist Riley Schuld, okay? Er hat das zu verantworten, nicht du.“

Ich nicke nur, falle ihm im nächsten Moment wieder um den Hals. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich vermisst habe. Ich dachte, ich würde jeden Moment sterben. Ich habe darauf gehofft“
Er krault mit einer Hand meine Haare, mit der anderen streicht er über meinen Rücken. „Schon gut, jetzt sind wir ja wieder zusammen“
Ich löse mich leicht von ihm. „Sind wir das?“
Also wenn jemals jemand dachte, er hätte den weiblichen Part, dann beweist dieser Moment das Gegenteil.
„Ja, sind wir. Ich will das so und deine Meinung zählt wenig“
Ich muss lächeln. „Das hast du von Denise“
Er nickt grinsend.

Dann fällt mir etwas ein. „Sag mal, Jordan?“
Er sieht mich fragend an.
„Alles Gute zum Geburtstag!“ Ich umarme ihn nochmal.
Er hatte vor drei Wochen Geburtstag, natürlich habe ich mich nicht bei ihm gemeldet, weil ich ihn nicht unnötig verletzen wolle, aber jetzt kann ich ihm ja gratulieren.

  „Da bist du aber früh dran“, lacht er.
„Das beste kommt eben zum Schluss“, grinse ich und küsse ihn daraufhin gefühlvoll.
„Hast du jetzt auch deinen Abschluss?“, will ich dann wissen.
Er nickt. „Und ich hab ein Stipendium an der International School of Dance“
Mein Mund klappt auf. „Verarsch mich“
Er grinst. „Ich schwöre es dir. Mein Dad ist sogar damit einverstanden.“
„Das ist großartig!“, freue ich mich und küsse ihn nochmal. Ja ich bin süchtig nach seinen Lippen.

„Und du?“, nuschelt er in den Kuss.
Ich löse mich wieder von ihm. „Ich habe keinen Abschluss. Riley hat mich nicht zur Schule gehen lassen, aber ich weiß schon, was ich machen werde“
„Und zwar?“, er sieht mich verschlossen an. Natürlich passt es ihm gar nicht, dass ich wegen Riley nicht mal einen Schulabschluss habe.
„Ich werde Boxer. Man kennt mich in der Szene eh schon und ich habe ein paar Angebote bekommen. Ich muss nur eins annehmen, dann muss ich mir keine Sorgen mehr um meine Zukunft machen“

„Willst du das denn auch?“, fragt Jordan dann etwas, das mich Riley nie gefragt hat.
Ich zucke mit den Schultern. „Ich bin gut darin, kann Geld verdienen. Ist besser als nochmal ein Jahr in die Schule zu sitzen und am Ende keinen Plan zu haben, was ich machen soll“
Jordan nickt verstehend, aber nicht gerade überzeugt. „Na gut, wenn du das willst, dann unterstütze ich dich, aber wenn du einen anderen Weg gehen willst, dann gehe ich auch den mit dir.“

Ich lächele.
Jordan ist total der Softie geworden und ich stehe total darauf.

Ich lege meine Hände an seine Wangen und streiche über seine Babyzarte Haut. So weich!

„Ich liebe dich, Jordan. Es ist mir egal, was die Zukunft bringt, Hauptsache, du bist bei mir“
Er lächelt, zieht meinen Kopf zu sich, um mich sanft zu küssen.

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt